Der 41-jährige Jurist Johannes Fridrich, Richter und Pressesprecher am Landgericht Stuttgart, kandidiert für die Oberbürgermeisterwahl in Nürtingen. Er hat durchaus Beziehungen zu der Stadt und wohnt seit vergangenen August dort.

Nürtingen - Johannes Fridrich hat am späten Donnerstagnachmittag seine Bewerbung als Nürtinger Oberbürgermeisterkandidat im Rathaus abgegeben. Damit ist er neben dem Wolfschlugener Bürgermeister Matthias Ruckh der zweite offizielle Aspirant auf den Chefsessel in der Nürtinger Stadtverwaltung. Laut einer Auskunft der Stadt hat ein weiterer Bewerber seine Unterlagen für die am Sonntag, 5. Mai, terminierte Wahl eingereicht. Dieser wolle aber noch nicht genannt werden.

 

Der 41 Jahre alte Johannes Fridrich ist Richter und Pressesprecher am Stuttgarter Landgericht. Obwohl er mit seiner Frau Astrid erst seit vergangenen August in Nürtingen wohnt, bezeichnet er die Stadt als „zweite Heimat“, da er dort in seiner Kindheit viel Zeit bei der Großmutter verbracht hat. Zurzeit renoviert das Ehepaar deren Haus, in das es demnächst einziehen will.

Kein Freund von „Hinterzimmerpolitik“

Seiner Ansicht nach verkauft sich die Stadt unter Wert, wie er in einem Pressegespräch am Freitag erklärte. Das Potenzial einer historischen Altstadt mit guter Lage und Anbindung, eines aktiven Vereins- und Kulturlebens, vielfältiger Gewerbebetriebe und kreativer Bürger sei in den vergangenen Jahren „leider nicht voll ausgeschöpft worden“. Er wolle das ändern, indem er im Falle seiner Wahl für einen Neuanfang stehe und den Gemeinderat, der die Verwaltung und die Bürger wieder näher zusammenbringt. Denn er sei überzeugt, das Gremium, das Rathaus und der Oberbürgermeister Otmar Heirich „harmonisieren nicht“. Unter seiner Führung, so Fridrich, sollen alle zusammen im „Team Nürtingen“ spielen und bei Entscheidungen mitgenommen werden. „Hinterzimmerpolitik“ sei ihm als Richter „ein Graus“.

Als zentrale Themen und Ziele nennt Fridrich die Schaffung von Wohnraum und Kita-Plätzen, die Belebung der Innenstadt und des Neckarufers, die Verschönerung des Stadtbilds und die Anbindung Nürtingens an die S-Bahn. In seiner beruflichen Karriere als Jurist sei er unter anderem im Landessozialministerium als Referent im Einsatz gewesen. Spätestens da habe er erfahren, dass „gestalten“ sein Ding sei. Als Gestalter, der unvoreingenommen von außen komme, wolle er die Nürtinger von sich überzeugen. Parteizugehörigkeit spiele für ihn auf kommunaler Ebene keine Rolle, sagt der parteilose Kandidat, der erklärt, im Gespräch mit der CDU-Gemeinderatsfraktion habe er gespürt, von dieser Seite eine „gewisse Unterstützung“ zu erfahren. Die könne er auch gebrauchen, unabhängig aus welcher politischen Richtung, denn ein Wahlkampf koste bis zu 40 000 Euro. Aber er lasse sich in keine Schublade stecken und vor keinen Karren spannen, betont er.

Nürtingen als „Bienen- und Schmetterlingshauptstadt“

Eine Chance, Nürtingen zu gestalten, ergebe sich aus der Bewerbung für die Landesgartenschau 2031, sagt der 41-Jährige. Den bisher aus seiner Sicht vielen kreativen Ideen fügt er eine weitere hinzu. Er will das Thema Insektensterben in den Mittelpunkt rücken und Nürtingen zur „Bienen- und Schmetterlingshauptstadt“ machen.