Die Entscheidung der Oberbürgermeisterwahl in Aalen ist verschoben. Der SPD-Mann Thilo Rentschler hat nun die besten Aussichten. Nach ihm erhielt der parteilose Frank Baßler am Sonntag die meisten Stimmen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Aalen - Das Stadtorchester Aalen hatte in großer Besetzung Aufstellung vor dem Rathaus genommen, schließlich konnte niemand wissen, ob nicht noch ein großer Tusch nötig sein würde. Aber rasch zeichnete sich ab, dass die Oberbürgermeisterwahl in Aalen (Ostalbkreis) im zweiten Wahlgang entschieden werden muss. Von den vier Kandidaten konnte am Sonntag keiner die erforderliche Mehrheit von mehr als 50 Prozent erzielen. Die Entscheidung wird erst in zwei Wochen unter zwei Kandidaten fallen, die dichtauf liegen. Der aus Nellingen auf den Fildern stammende SPD-Mann Thilo Rentschler erzielte mit 42,9 Prozent das beste Ergebnis. Ihm folgt der aus Aalen stammende Frank Baßler mit 38,9 Prozent. Abgeschlagen landeten der Grüne Rolf Siedler (13,9 Prozent) und der parteilose Wolfgang Siegfried Bolsinger (5,2 Prozent).

 

Als um 19.15 Uhr die Stimmen aller Wahlbezirke ausgezählt waren, hatte sich das Foyer des Aalener Rathauses doch noch ordentlich gefüllt. Die Wahlbeteiligung erreichte bei Biergarten- und Freibadwetter gerade noch die 45 Prozent, 51 767 Bürger sind wahlberechtigt gewesen. Als der freiwillig aus dem Amt scheidende parteilose Martin Gerlach später das Wahlergebnis offiziell verkündete, gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich das Interesse noch steigert. „Wir haben zwar schon acht Prozent mehr als die Singener“, sagte er mit Bezug auf die dortige Oberbürgermeister-Wahl. Es gebe jedoch noch „Luft nach oben“.

Soziale Aspekte standen in Rentschlers Wahlkampf im Vordergrund

Thilo Rentschler, 45, hatte in seinem Wahlkampf Sozialaspekte wie Familienfreundlichkeit, optimierte Kinderbetreuungszeiten oder bezahlbaren Wohnraum noch vor die Wirtschaftsförderung gestellt. Seine Berufslaufbahn startete er mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann und spezialisierte sich später auf Personal- und Unternehmensentwicklung. Aktuell ist er als Vorstandssprecher der diakonischen Einrichtung Mariaberg im Landkreis Sigmaringen tätig.

Der aus Aalen stammende Frank Baßler, 40, hat sein Heimspiel in einer Weise genutzt, die ihm nun Chancen bei der Stichwahl lässt. Der promovierte Jurist arbeitet als Rechtsanwalt und Württembergerischer Notariatsassessor. Er ist kein Mitglied einer Partei, steht jedoch der CDU nahe und wird von den Christdemokraten in Aalen unterstützt. Baßler betonte in seinem Wahlkampf, ein OB für alle sein und unter anderem die Stadtbezirke „zum Wohle der Gesamtstadt einen“ zu wollen.

Die Stichwahl ist in zwei Wochen

Bei der Stichwahl wird er auf Wähler setzen müssen, die am Sonntag noch nicht den Gang zur Urne angetreten haben. Ob er die Grünen-Wähler, die für Rolf Siedler votiert haben, bekommen wird, ist fraglich. Und auch Wolfgang Siegfried Bolsingers Stimmen dürften kaum im konservativen Lager gesammelt worden sein; er charmierte im Wahlkampf damit, dass er bis 2005 der CDU angehört habe, seitdem aber „aus Überzeugung parteilos“ sei. Die Spannung in Aalen bleibt dennoch erhalten. Und die Musiker des Stadtorchesters müssen sich am 21. Juli noch einen Abend frei halten.