In diesem Jahr werden Weichen gestellt: Der Gemeinderat wählt einen Nachfolger für den Baubürgermeister, und im Herbst entscheiden die Bürger, wer künftig Oberbürgermeister ist. Mit dem Terminplan sind viele Stadträte nicht glücklich.

Göppingen - Das Jahr hat gerade erst begonnen, doch schon jetzt macht sich die Kommunalpolitik in Göppingen für zwei wichtige Wahlen bereit, die in diesem Jahr anstehen: die Oberbürgermeisterwahl im Herbst und bereits im Frühsommer die Wahl des neuen Baubürgermeisters. Oberbürgermeister Guido Till (CDU) hat kaum verkündet, dass er im Herbst für eine dritte Amtszeit kandidieren werde, da machen Gerüchte die Runde, wer wohl gegen ihn antritt. Öffentlich zu einer möglichen Kandidatur bekennen, will sich im Moment aber noch niemand.

 

Neben der Frage nach Tills möglichen Konkurrenten beschäftigt auch die Zukunft des Bauamts viele Stadträte. Schließlich ist es nicht einmal ein Jahr her, dass der Baubürgermeister Helmut Renftle schon einmal versucht hat, in Rente zu gehen. Damals waren die Stadträte so unglücklich mit den Kandidaten, dass sie den 68-jährigen Renftle dazu überredeten, noch einmal zu kandidieren. Nun gibt er das Amt aus gesundheitlichen Gründen endgültig ab – und manche Stadträte fragen sich, warum das Bewerberfeld dieses Mal qualifizierter sein sollte, als vor einem Jahr.

Signal an mögliche Bewerber

Der Fraktionschef der Grünen, Christoph Weber, hätte es deshalb lieber gesehen, wenn die Baubürgermeisterwahl erst nach der OB-Wahl über die Bühne gegangen wäre. Denn dann, so argumentiert der Grüne, hätten potenzielle Kandidaten sicher gewusst, wer der Dienstherr ist. Was Weber nicht extra anspricht: Vor allem Stadträte aus den Reihen der Grünen und der SPD haben schon öfter kritisiert, dass Till viele potenzielle Kandidaten für Führungspositionen vergrätze.

Sie befürchten, dass die Konflikte zwischen dem OB und den beiden Vorgängern von Renftle viele Bewerber abschrecken. Zumal Till angeblich auch mit der früheren und mit der aktuellen Sozialbürgermeisterin Almut Cobet nicht gut auskommt. Einige Stadträte machen sich deshalb dafür stark, in der Ausschreibung der OB-Wahl nicht wie üblich zu vermerken, dass der Stelleninhaber erneut antritt – was einem Signal gleichkäme, dass nicht der gesamte Gemeinderat hinter Till steht.

Till will Stelle zur Not ein zweites Mal ausschreiben

Der CDU-Chef Felix Gerber hingegen ist zuversichtlich, dass sich dieses Mal fähige Kandidaten bewerben, schließlich sei Göppingen eine sehr attraktive Stadt. Till selbst weist daraufhin, dass man genug Zeit habe, die Stelle auch ein zweites Mal auszuschreiben, wenn man auf Anhieb nicht genügend starke Bewerber habe. Überhaupt sei das Problem weniger die fachliche Qualifikation der Bewerber gewesen. Man brauche für das Amt nun mal auch „ein ziemlich starkes Nervenkostüm“ und müsse in der Lage sein, vor dem Gemeinderat und in Bürgerversammlungen zurechtzukommen.

Dass Till wieder antritt, finden Gerber und seine Fraktionskollegen „richtig gut“. Wie die meisten anderen Stadträte war Gerber nicht überrascht von Tills Ankündigung beim Neujahrsempfang der Stadt am Freitag. Auch wenn einem die überraschende Abwahl der Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker vor einigen Wochen schon „Stoff zum Nachdenken“ gegeben habe, wie Gerber formuliert. Sie hatte wie Guido Till für eine dritte Amtszeit kandidiert.

Grüne wollen einen Gegenkandidaten aufstellen

Der Oberbürgermeister hat in seiner Neujahrsansprache unter anderem Themen wie den Klimaschutz, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die vielen Bauprojekte in der Stadt, etwa die Sanierung des Hohenstaufen-Gymnasiums, als Zukunftsthemen benannt, um die er sich besonders kümmern wolle. Viele dieser großen Projekte seien bereits am Laufen, sagt Gerber. Schon allein deshalb sei es wichtig, dass Till weiter an Bord bleibe.

Überraschenderweise sieht das ausgerechnet der ehemalige Erzfeind des Oberbürgermeisters ganz ähnlich: Der Lipi-Fraktionsvorsitzende Christian Stähle weist darauf hin, dass es der Kontinuität in der Stadt schade, wenn im selben Jahr ein neuer Baubürgermeister sein Amt antrete und wenige Monate später ein neuer Oberbürgermeister.

Die SPD, die FWG, die FDP und die AfD sehen die Wahlen im Moment noch gelassen. Sie wollen zunächst abwarten, welche Bewerber auf sie zukommen. Erst dann wollen sie entscheiden, ob sie Till unterstützen, einen eigenen Kandidaten aufstellen oder den Kandidaten einer anderen Fraktion unterstützen. Bei den Grünen, der größten Fraktion im Gemeinderat, will man hingegen voraussichtlich einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken. Mit einem Namen hält sich der Fraktionsvorsitzende Weber aber noch zurück.