Die kleinste Stadt im Landkreis zeigt sich pragmatisch und erstaunlich innovativ.

Oberriexingen - Fette Wahlplakate, Parteiengezänk, Fensterreden mit Wahlversprechen: die rituellen Begleiterscheinungen der Kommunalwahl mögen einem vielerorts begegnen – nicht so in Oberriexingen. Der Kampf um die besten Ideen geschieht in der kleinsten Stadt im Landkreis Ludwigsburg gewissermaßen dogmatisch undogmatisch. Parteien finden sich im Gemeinderat nicht. Stattdessen gibt es drei Listen, die, wenn’s sein muss, kreuz und quer abstimmen. „Wir diskutieren streng sachbezogen“, sagt der Bürgermeister Werner Somlai, es gehe bei Debatten nur um Interesse und Lust am Mitentscheiden, nie um Ideologie. „So lässt es sich ziemlich gut arbeiten.“

 

Dass es den Wettbewerb der Parteien im Lokalen nicht unbedingt braucht, um auf gute Ideen zu kommen, hat die Ortspolitik in der Vergangenheit durchaus bewiesen. Das Städtchen gründete eigene Stadtwerke, wurde für das Bürgerforum Gesundheit mit einem Preis gewürdigt, der Alt-Schultes Willi Baur fährt mit Senioren regelmäßig zu Ausflügen – mit einem zu 100 Prozent privat gesponserten Bus. Ganz nebenbei bewegt sich Oberriexingen in Richtung Schuldenfreiheit.

Spannend für den neuen Gemeinderat, der laut Somlai höchstwahrscheinlich große Schnittmengen mit der amtierenden Besetzung aufweisen wird, dürfte das Thema Ortskern werden. Gleich neben dem Rathaus werden entlang der historischen Stadtmauer drei Gebäude abgerissen. Dadurch werden rund 700 Quadratmeter frei für die kommunalpolitische Gestaltung: Soll dort ein Platz entstehen oder lieber ein Wohn- und Geschäftsgebäude? Oder beides? „Das ist unsere letzte Chance, im Ortskern etwas Größeres zu gestalten“, sagt Werner Somlai.