Wer in den nächsten Wochen Äpfel aus Baden-Württemberg essen will, muss sich sputen: Ein Jahr nach dem Kältefrühling sind die Lager fast leer.

Karlsruhe - Nach dem Kältefrühling mit massiven Ernteausfällen im vergangenen Jahr hoffen die Obstbauern im Land wieder auf eine gute Saison. „Die Kulturen stehen sehr gut da. Aber noch wagen wir keine Prognose“, sagte der Geschäftsführer der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA), Hans Lehar am Donnerstag in Hinblick auf die demnächst beginnende Freiland-Erdbeersaison. Offiziell startet sie am 8. Mai in Lautenbach (Ortenaukreis). Ein sonniges Frühjahr ohne Frostschäden lassen Agrarminister Peter Hauk (CDU) zufolge eine durchschnittliche Erdbeerernte erwarten.

 

Die Obstbauern kauen noch immer an den Folgen des vergangenen Frostfrühlings. Die bekommt jetzt auch der Verbraucher zu spüren: Ein Jahr danach sind die Lager nach Angaben des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV) schon „so gut wie leer“. Im Juni dürfte es demnach kaum noch Äpfel aus dem Land zu kaufen geben.

Der Grund für die ungewöhnliche Verknappung liegt ein Jahr zurück

„Normalerweise gelangen baden-württembergische Äpfel aus der Vorjahresernte nahezu nahtlos bis zur neuen Ernte im September in den Einzelhandel“, sagte BWGV-Präsident Roman Glaser in Karlsruhe. Auf Äpfel verzichten müssen die Kunden aber nicht: „Die Verbraucher können dann auf deutsche Äpfel aus den anderen Anbauregionen zurückgreifen.“ Ab August beginnt ohnehin die Ernte der Sommeräpfel. „Es wird also keine Lücken im Regal geben“, betonte er am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz zu Obst, Gemüse und Gartenbau in Karlsruhe.

Der Grund für die ungewöhnliche Verknappung liegt ein Jahr zurück: „Der Spätfrost im April sowie Starkregen und regionale Hagelfälle im Sommer haben zu massiven Ernteausfällen geführt“, sagte Glaser. Die Apfelernte fiel um rund 60 Prozent geringer aus als im Vorjahr und war die kleinste Ernte seit 1991, so Glaser. Doch auch bei Zwetschgen und Erdbeeren gab es gravierende Einbußen. Hier wurden 60 bzw. 26 Prozent weniger Früchte als im Vorjahr vermarktet.

Fast alle Landwirte sind Genossenschaftsmitglieder. Der BWGV zählt 21 Obst-, Gemüse- und Gartenbaugenossenschaften sowie genossenschaftlichen Vertriebsorganisationen in Baden-Württemberg, die von rund 5000 Erzeugern getragen werden.

Der Frost konnte dem Spargel wenig anhaben

Die Mitgliedsbetriebe haben 2017 insgesamt 177 000 Tonnen Obst bei den Genossenschaften zur Vermarkung angeliefert - 21 Prozent weniger als im schon schwachen Erntejahr 2016. Die genossenschaftliche Gemüsewirtschaft kam hingegen glimpflich davon: 83 000 Tonnen wurden angeliefert; drei Prozent mehr als im Vorjahr. So konnte der Frost Spargel wenig anhaben: Die Absatzmenge stieg um knapp drei Prozent.

Der Gesamtumsatz der genossenschaftlichen Erzeugergroßmärkte Obst, Gemüse und Gartenbau und ihrer Vertriebsgesellschaften belief sich auf 434 Millionen Euro - 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Angesichts von Wetterkapriolen und Klimawandel forderte der BWGV erneut eine bessere Absicherung der Bauern in Form einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage. Minister Hauk unterstütze das. Aber, so Glaser: „Es muss eine bundesweite Lösung her.“