Leon Rommel ist der jüngste Absolvent des diesjährigen Lehrgangs zum Obst- und Gartenbaufachwart.

Leonberg - Leon Rommel schließt das Gartentor hinter sich, damit seine Hühner und Gänse nicht weglaufen. Er setzt sich ins Auto und fährt ein paar hundert Meter weiter zu einer Scheune. Blökende Schafe begrüßen ihn. Er holt seine große Gartenschere aus der Scheune und stapft über die frisch aufgepflügten Äcker zu ein paar knorrigen und kahlen Bäume.

 

Dort beginnt er, einige kleinere Zweige aus den Bäumen zu schneiden und erzählt dabei: „Hier müssen wir ein paar Äste rausnehmen, um im Sommer eine schöne Rundkrone zu bekommen, und damit die Früchte viel Licht haben.“ Dann erzählt er von Wühlmäusen, die die Wurzeln der Bäume fressen, wenn das Gras zu hoch ist. Oder vom Totholz im Ökobaum, das extra als Lebensraum für Tiere stehen gelassen wird. Spätestens als er die verschiedenen Sorten von Äpfeln aufzählt, die an seinen Bäumen wachsen, wird klar: Leon Rommel hat Ahnung von dem, was er da tut. Und das mit gerade einmal 18 Jahren.

Die Mitschüler sind deutlich älter

Sein Wissen verdankt er nicht nur seinem Vater, der ihn bereits im Kinderwagen mit in die Familienscheune und auf den Acker nahm, sondern auch und vor allem Manfred Nuber. Dieser bildet für das Landratsamt Böblingen jedes Jahr die Fachwarte für Obst- und Gartenbau aus, in diesem Frühjahr waren es 21. Leon Rommel war der jüngste unter ihnen.

An insgesamt vier Wochenenden lernten er und seine meist deutlich älteren Mitschüler, wie man Streuobstbestände pflegt, Gemüse anbaut oder einen Ziergarten anlegt. „Das war eine sehr vielfältige Grundausbildung. Ob es das richtige Schneiden, die richtigen Unterlagen oder die Möglichkeiten der Verarbeitung sind, Manfred Nuber hat uns auf alles vorbereitet“, erklärt Leon Rommel. Den Altersunterschied hätte er kaum gemerkt, erzählt er: „Wenn sich alle für das gleiche interessieren, kann man sich immer gut unterhalten. Das hat mir viel Spaß gemacht in der Gruppe.“

Die Unterschiede zu den Gleichaltrigen seien da manchmal größer. „Nicht jeder in meiner Klasse versteht, warum ich so viel Zeit in der Natur verbringe oder die Ausbildung gemacht habe. Da gibt es immer wieder mal den ein oder anderen Spruch“, berichtet er, ohne sich darüber aufzuregen. Nachdem Leon Rommel seinen Realschulabschluss gemacht hatte, wechselte er auf ein Technisches Gymnasium in Stuttgart. Im nächsten Jahr wird er sein Abitur machen. Für die Zukunft hat er noch keine konkreten Pläne. Studium oder Ausbildung sind beides Optionen für ihn.

Streuobstwiesen bleiben ein Rückzugsort

Auf jeden Fall möchte er einen technischen Beruf ergreifen, keinen in der Landwirtschaft. Die Streuobstwiesen, die Scheune oder sein Gehege mit den Gänsen und Hühnern – für ihn ist das alles ein Hobby und gleichzeitig ein Rückzugsort. In der Natur fühlt er sich wohl. „Ich gehe gerne nach Stuttgart zur Schule, aber nur Großstadt könnte ich mir nicht vorstellen. Ich brauche die Natur um mich herum“, sagt er.

In gewisser Weise scheint das in seinem Blut zu liegen. Schon der Großvater war Hobby-Landwirt, seit 40 Jahren beackert sein Vater die insgesamt 6,5 Hektar Land, die der Familie in Höfingen gehören. Aus den Äpfeln und Birnen stellen sie zu Hause Most oder Mus her, die Milch der Schafe verarbeiten sie zu Joghurt oder Quark – aber alles nur für den Eigenbedarf. „Meine Eltern versuchen, möglichst wenig im Supermarkt einzukaufen. Bei uns gibt es sehr viel frisches Essen“, erzählt er. „Aber ich hab auch nichts gegen eine Tiefkühlpizza“, fügt er lachend an.

Irgendwie passt das zu ihm, dem 18-jährigen Fachwart für Obst und Gartenbau, der mit seiner Outdoorjacke, seinem Filzhut und seinen Gummistiefeln gut in das Landwirt-Klischee zu passen scheint. Doch nach den Ferien wird er wieder in der Großstadt die Schulbank drücken, Mechanik und Physik pauken. Er vereint diese scheinbaren Gegensätze – und scheint damit sehr glücklich zu leben.