Nasses Frühjahr, verregneter Juni: Den Obstbauern macht die Kirschessigfliege zu schaffen und den Wengertern der Pilzbefall mit falschem Mehltau.

Weinstadt - Der verregnete Juni, das nasse und kühle Frühjahr – das macht den Obstbauern sicher sehr zu schaffen? „Es ist nicht so schlimm, wie man vielleicht denkt“, sagt Ernst Häcker, der Vorsitzende des Erwerbsobstbaurings Rems-Murr aus Weinstadt-Großheppach. Allerding sei wegen der fehlenden Hitzegrade und der Feuchtigkeit damit zu rechnen, dass sich die Kirschessigfliege heftig vermehren werde. „Sie ist bereits da und war schon an den Kirschen. Jetzt sind die Brombeeren dran.“ Diese hat man in seinem Familienbetrieb an der Kleinheppacher Straße bereits in der vergangenen Woche gelesen. „Da sah es sehr gut aus.“

 

Die Kirschessigfliege verbreitet sich global

Die Kirschessigfliege zählt zu den Taufliegen und ist eine nahe Verwandte der altbekannten Drosophila Melanogaster, der Fruchtfliege, die gern um vollreife Früchte kreis und zur Plage in der Wohnung werden kann. Die winzigen Tierchen vermehren sich in einer ungeheuren Zahl und in kürzester Zeit. Das gilt auch für die Kirschessigfliege (Drosophila Suzukii), deren japanisch anmutender Name ihren Herkunftsort verrät. In den 1930er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie in Japan, China und Korea entdeckt.

1980 hatte das etwa 3,5 Millimeter kleine Insekt, das eine Spannweite von nur fünf Millimetern hat, bereits Hawaii erreicht, 2008 wurden die ersten Exemplare an der Westküste Nordamerikas entdeckt. 2009 erreichte die Fliege das europäische Festland, 2011 trieb sie ihr Unwesen schließlich erstmals in Deutschland. „Sie geht nur auf Früchte, die reif sind, und ist deshalb nur schwer zu bekämpfen“, sagt Ernst Häcker.

Der erfahrene Landwirt, der im Januar 2015 zum ersten Vorsitzenden des neuen kreisweiten Obstbaurings gewählt worden ist, hat vorgesorgt, was das Thema Pilze angeht. „Da musste auf jeden Fall rechtzeitig Pflanzenschutz betrieben werden. Wer das nicht gemacht hat, für den kann das Konsequenzen haben. Jetzt ist es dazu zu spät.“

Feuerbrand sei zurzeit selten, könne aber durchaus auftreten, wenn der Pflanzenschutz fehle. Ähnliches gelte für den Schrotschuss. Diese Pilzkrankheit befällt vor allem Steinobstarten. Dabei zeigen sich zuerst helle Punkte auf den Blättern, die sich nach wenigen Tagen rotbraun verfärben. Die Pflanzen wehren sich gegen den Pilz und werfen das abgestorbene Gewebe ab. Dadurch entstehen ein bis zehn Millimeter große Löcher in den Blättern, die aussehen, als habe man mit einer Schrotflinte in das Laub geschossen. Betroffen sind Zwetschgen, Pflaumen und Kirschen, aber auch Mirabellen oder Mandeln.

Bis zur Apfelernte ist es noch eine Zeit lang hin. „Ende August, Anfang September bis Oktober ist die Hauptsaison. Allerdings kann man schon bald die ersten Klaräpfel ernten, vielleicht sogar schon Ende dieser Woche“, sagt Ernst Häcker, der auch Wein anbaut. „Da sieht es grad ganz ander aus.“

Die Wengerter wehren diverse Pilze von den Reben ab

Wilde Wochen liegen hinter den Wengertern. Extremes Wachstum in den Weinbergen angesichts des vielen Regens – da habe eine regelrechte Nährstoffschwemme die Wurzeln der Pflanzen erreicht, sagt der Nachwuchswengerter Philipp Haidle. Das habe bei der Bearbeitung einiges gefordert, beim Binden, Heften, Ausgeizen und beim notwendigen Entblättern. Das Hauptproblem sei aber der „massive Peronospora-Druck“ gewesen, die idealen Voraussetzungen für den schädlichen Pilz, den sogenannten falschen Mehltau, den es auch weiter im Zaum zu halten gelte. Teils siebentägige Spritzzyklen beim Pflanzenschutz seien durch die Bedingungen im Wengert massiv erschwert worden . Nasser, weicher Boden zwischen den Rebreihen, da habe man mit den bis zu drei Tonnen schweren Traktoren zumindest in steileren Lagen keine Chance zum Fahren gehabt. Zumal dies unter den nassen Bedingungen zu unerwünschter massiver Verdichtung des Bodens geführt hätte. Das Schlimmste sei aber angesichts der trockeneren Wetterlage überstanden, heißt es im Weingut Haidle: „Jetzt ist es einfacher, bei den Trauben sieht es ganz gut aus.“