Klaus Maisch setzt auf eine alte Frucht und hat neue Bäume gepflanzt. Das Obst verarbeitet er hauptsächlich zu Saft und Secco. Seiner Meinung nach erlebt es eine Renaissance.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Unter die Äste hat Klaus Maisch Holzstützen geschoben. Sie sind so voller Früchte, dass sie abbrechen könnten. „So macht ernten Spaß“, sagt der 54-Jährige. Sonnengelb sind die Quitten, sie strömen ein fruchtig-herbes Aroma aus, kaum eine hat Macken und Würmer schon gar nicht. Weil seine Zwetschgenbäume von einem Virus befallen waren, hat Klaus Maisch einen Versuch gestartet: Er holte sich die Quitten eines herrenlosen Baums, presste sie und war von dem Saft begeistert. Daraufhin rodete er die kranken Bäume und pflanzte 35 neue Birnen- und Apfelquitten. „Die Frucht ist richtig interessant“, sagt er.

 

Früher stand die Quitte in jedem Hausgarten

Früher gehörte eine Quitte zu jedem schwäbischen Hausgarten, auch bei den Eltern von Klaus Maisch. „Aber die Verarbeitung der harten Früchte war immer sehr aufwendig“, sagt er. Für Quittengelee müssen sie erst zerkleinert werden und dann entsaftet. Der Anbau in Deutschland ist vor allem in den Nachkriegsjahren und im Wirtschaftswunder zurückgegangen. Außerdem dezimierte der Feuerbranderreger, gegen den es kein zugelassenes Bekämpfungsmittel gibt, die Fläche auf heute deutschlandweit etwa 90 Hektar. In Baden-Württemberg wächst Baumobst auf rund 18 000 Hektar, doch laut einer zwei Jahre alten Erhebung des Landesamts für Statistik stehen auf nur 26 Hektar davon Quittenbäume.

Dass sie jetzt eine kleine Renaissance erlebt, ist der Saftpresse zu verdanken: „Man hat viel mehr Ausbeute und es ist viel einfacher“, sagt Klaus Maisch über die Verwertung der harten Früchte. Eigentlich ist der Nebenerwerbsobstbauer im Hauptberuf Schreiner. Aber die Wiesen hat er von seinem Vater geerbt, er ist zwischen Zwetschgen, Apfel-, Birn- und Kirschbäumen aufgewachsen. „Ich habe als Kind schon immer einen Spaß daran gehabt“, erzählt er, lästig sei es ihm nie gewesen. Als Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins vom Herrenberger Stadtteil Mönchberg machte er dann vor 13 Jahren den Vorschlag, eine Saftpresse anzuschaffen, um die Dienstleistung Mitgliedern und anderen anbieten zu können. „Das hat wirklich Früchte getragen“, findet er. In die Streuobstpflege sei wieder Schwung gekommen, manche hätten sogar neue Bäume gepflanzt.

Die wertige Vermarktung ist wichtig

Das Thema hat Klaus Maisch so beschäftigt, dass er es schließlich alleine machen wollte und nicht nur im Verein. Vor zwei Jahren gründete er eine Manufaktur. „Manche Leute stellen sich ein tolles Auto in die Garage“, sagt er, „ich kaufe halt Maschinen, um etwas zu verarbeiten, das mir Freude macht und nachhaltig ist.“ Mindestens 100 000 Euro investierte er schon in seinen Nebenerwerb, gerade hat er ein Baugesuch laufen, um Keller und Lager zu erweitern. Saft und Secco stellt er her von all den Früchten, die auf seinen Wiesen wachsen. Ihm ist „die wertige Vermarktung“ des Obstes ein Anliegen. „Und Heimisches steht hoch im Kurs“, sagt er.

Bei der Quittenernte kommt dieses Jahr rund eine Tonne zusammen. „So macht Naturschutz Spaß“, sagt Klaus Maisch beim Pflücken der Früchte im Sonnenschein. An einem Südhang und in einer Talsohle hat er seine Quittenbäume gepflanzt. Sie sind robust genug, um Trockenheit oder Frost auszuhalten. Auch Pflanzenschutz sei wie auf der Streuobstwiese nicht notwendig. Und für die Endprodukte gibt es längst Stammkunden. Einer von ihnen holt sich alle zwei Wochen fünf Liter Quittensaft ab, weil er gut für die Gesundheit sein soll, gegen Gicht und bei Verdauungsproblemen helfen soll. Die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend und Vitamine stecken ebenfalls drin. Sein alkoholfreier Secco Blütentraum, in dem er Quittensaft mit Apfel- und Birnensaft kombiniert, wird von einem Sternekoch als Aperitif ausgeschenkt. „Die Quitte ist süß und hat eine herbe Note, das macht sie im Geschmack so interessant“, sagt Klaus Maisch.