Diebe haben in Baden-Württemberg rund 50 Kilogramm Kirschen von Bäumen gestohlen. Betroffen waren zwölf Bäume auf einer Obstplantage zwischen Endingen und Königschaffhausen, wie die Polizei Freiburg mitteilt. Wie ist die Rechtslage bei Obstdiebstahl?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Diebe haben jüngst in Baden-Württemberg rund 50 Kilogramm Kirschen von zwölf Bäumen gestohlen. Betroffen waren zwölf Bäume auf einer Obstplantage an der L105 zwischen Endingen und Königschaffhausen, wie die Polizei Freiburg mitteilte. 

 

Die Unbekannten rissen das Obst größtenteils von den Bäumen. Dabei wurden die betroffenen Bäume teilweise beschädigt. Die Polizei suchte nach Zeugen.

Wie verbreitet ist Obstdiebstahl?

Einen Apfel im Vorbeigehen schnell vom Baum stibitzt, weil er einfach zum Anbeißen ausschaut: Für Obstbauern vor allem in touristischen Regionen ein Ärgernis, das regelmäßig vorkommt. Doch es gebe auch Fälle, wo dreiste Diebe ganze Kisten an Äpfeln von den Bäumen holen und mit dem Auto wegfahren, berichtet Thomas Riehl vom Verein Fränkische Obstbauern in Kitzingen.

Großangelegter Obstdiebstahl ist zwar eher die Ausnahme. Doch für die Betriebe ist der Schaden immens. Wie groß das Problem Obstdiebstahl ist, können die Erzeugerverbände nur schätzen. Denn erst bei größeren Fällen erstatten die Betriebe tatsächlich Anzeige.

Bei der Polizei werde das aber statistisch nicht einzeln erfasst, sondern generell unter Diebstahl oder Einbruch, erläutert ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, das mit dem Knoblauchsland zwischen Nürnberg und Erlangen eines der größten bayerischen Gemüseanbaugebiete in seiner Zuständigkeit hat.

Welche Regionen sind besonders betroffen?

Obstbauern in Baden-Württemberg berichten immer häufiger davon, dass sich Menschen einfach an ihren Bäumen, Erdbeerfeldern oder Weinbergen bedienen. Betroffen seien vor allem Flächen an Radwegen. In Bayern gilt das zum Beispiel für die Mainschleife zwischen Kitzingen und Schweinfurt. Dort sind die Obstanlagen sehr klein parzelliert und nicht eingezäunt.

Ähnlich ist es in der Urlaubsregion am Bodensee, wo sich mit 9000 Hektar eines der größten Anbaugebiete für Kernobst in Deutschland befindet. „Entlang des Sees mit vielen Rad- und Spazierwegen und entsprechend vielen Passanten ist es stärker ausgeprägt als im Hinterland“, sagt Manuela Heinrich, Geschäftsführerin der Obst vom Bodensee Marketing GmbH in Friedrichshafen. „«Oft ist das ein spontaner Impuls, weil ein Apfel so lecker aussieht.“ Es komme aber auch vor, dass Leute tütenweise Obst mitnehmen.

Ist „Mundraub“ ein Kavaliersdelikt oder eine Straftat?

Dabei ist es schon eine Straftat, wenn man nur einen Apfel ohne Erlaubnis pflückt. In der Bevölkerung halte sich jedoch hartnäckig die Ansicht, dass Mundraub ein Kavaliersdelikt sei, sagt Riehl.

Mundraub bezeichnet den Diebstahl oder die Unterschlagung von Nahrungs- oder Genussmitteln oder von anderen Gegenständen des hauswirtschaftlichen Gebrauchs in geringer Menge oder von unbedeutendem Wert. Im deutschen Strafrecht ist der Begriff aber seit dem 1. Januar 1975 abgeschafft – und damit ein Diebstahl wie jeder andere, sodass heute die höheren Strafen für Diebstahl oder Unterschlagung verhängt werden können.

Nach heute geltendem Recht werden Diebstahl und Unterschlagung geringwertiger Sachen gemäß Paragraf 248a StGB grundsätzlich nur noch auf Strafantrag verfolgt.