Immer wieder tauchen Gerüchte auf, dass nach der Gaststätte „Zum Hasenwirt“ auch die Traditionsgaststätte Ochsen in Uhlbach schließt. Die Wirtinnen Elke und Uta Wagner denken jedoch nicht ans Aufhören

Stuttgart - Immer wieder tauchen Gerüchte auf, dass die Traditionsgaststätte Ochsen in Uhlbach schließt. Die Wirtinnen Elke und Uta Wagner denken jedoch noch nicht ans aufhören

 
Frau Uta und Elke Wagner, vor kurzem hat die Gaststätte „Zum Hasenwirt“ in Uhlbach zugemacht. Jetzt wird getuschelt, dass der Ochsen auch bald schließt. Ist da was dran?
Uta Wagner: Solche Gerüchte tauchen alle paar Jahre auf. Als unser Vater vor 34 Jahren gestorben ist, hieß es: Die Mutter und die beiden Mädels geben auf, obwohl wir überhaupt nicht daran gedacht haben. Der Ochsen war übrigens schon mal ein Drei-Mädel-Haus: Unsere Großmutter, Mutter und Tante haben die Gaststätte eine Zeit lang gemeinsam geführt. Als unsere Mutter starb, hieß es wieder, wir würden das Handtuch werfen. Und jetzt denken viele, dass wir uns in den Ruhestand verabschieden. Aber warum sollten wir?
Weil Sie beide den Ochsen seit vielen Jahren führen und Sie 60 plus sind. Ein Alter, in dem viele ihrer Kollegen aufhören.
Elke Wagner: Und was sollen wir dann machen? In die Karibik auswandern? Wenn wir das wollten, hätten wir schon längst verkauft und unsere Koffer gepackt. Aber Uhlbach und der Ochsen sind unsere Heimat.
Uta Wagner: Wir machen uns aber nichts vor. Irgendwann ist der Tag X da. Und zwar dann, wenn es eine von uns aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr packt. Allein kann keine weiter machen. Doch wann das ist, das wissen wir beide nicht.
Die Uhlbacher Gaststätte „Zum Hasenwirt“ soll verkauft werden. Dabei spielt auch der Preis eine Rolle.Wie es mit dem Gebäude weiter geht, ist unklar. Was passiert mit dem Ochsen nach dem Tag X ?
Uta Wagner: Auf keinen Fall verkaufen wir an einen Investor – versprochen! Im Idealfall führt jemand den Ochsen in unserem Sinne weiter. Falls das nicht klappt, können wir uns vorstellen, die Gaststätte einer Stiftung oder einem Verein zu überlassen. Aber das sind nur Gedankenspiele. Konkret ist nichts.
Möchten Sie sich Ihre Gaststätte nicht versilbern lassen, um finanziell abgesichert zu sein?
Elke Wagner: Wir sind nicht aufs Geld aus. Was sollten wir damit? Ich müsste wegziehen, weil ich nicht ertragen könnte, was aus dem Ochsen wird. Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen.
Uta Wagner: Im Ochsen sind wir aufgewachsen, er ist uns Heimat. Mit Heimat geht man sorgsam um.
Mit dieser Art zu denken sind Sie eine Ausnahme.
Uta Wagner: So zusagen eine aussterbende Rasse – ja, das sind wir. Wir passen in kein Raster.
Apropos Heimat: Viele Uhlbacher kritisieren, dass Uhlbach Stück für Stück verloren geht, weil in der Vergangenheit Ortsbild prägende Gebäude abgerissen und an ihre Stelle Wohnblocks errichtet worden sind. Wie beurteilen Sie die Entwicklung ihres Heimatorts?
Elke Wagner: Uhlbach hat sich verändert. Im Ortskern stehen die Apotheke und das Lebensmittelgeschäft leer. Früher gab es hier vier Lebensmittler, zwei Bäcker, drei Metzger, eine Post. Das ist vorbei.
Uta Wagner: Als ich in Nürtingen studiert habe, war Nürtingen im Gegensatz zu Uhlbach ziemlich trostlos. In Uhlbach war alles da. Jetzt ist es umgekehrt.
Was muss sich ändern oder besser: Wer muss etwas ändern?
Uta Wagner: Schön wäre, wenn die Leute sich wieder mehr mit Uhlbach identifizieren und selbst etwas auf die Beine stellen würden.
Aus Angst davor, dass der „Hasenwirt“ abgerissen wird, fordern einige Uhlbacher Denkmalschutz für das Gebäude. Was würden Sie davon halten, wenn der Ochsen unter Denkmalschutz gestellt würde?
Elke Wagner: Gar nichts. Wir müssen in dem Haus leben und arbeiten. Für die Küche mussten wir Technik erneuern. Mit Denkmalschutz wäre das nicht ohne weiteres möglich.
Uta Wagner: Der Ochsen fällt unter die Erhaltungsatzung. Das reicht uns aus. Wenn er allerdings an den Falschen verkauft würde, könnte theoretisch auch ein Freudenhaus oder ein Döner-Imbiss rein. Aber da passen wir, wie gesagt, auf.
Gibt es trotz neuer Technik noch Ihren alten Holzkohleherd in der Küche?
Elke Wagner: Ja klar.
Und Sie sind nie auf die Idee gekommen, auf dem Herd Mal etwas anderes als Schwäbisch zu kochen?
Uta Wagner: Nie. Wir wissen, dass das, was wir machen, einen Wert hat. Und Schwäbisches passt an den Fuß des Württembergs besser als ausländische Küche.
Sind Sie sich immer so einig?
Beide: Natürlich gibt es auch Mal Streit. Aber es ist immer klar, dass wir nicht hinwerfen, sondern uns zusammen raufen.
Uta Wagner: Dass das so gut klappt, liegt mit daran, dass wir Singles sind und die Familie der jeweils anderen nicht mitregieren will.
Machen Sie alles zusammen?
Fast alles – bis auf den Urlaub: Den verbringt Elke gern in Sri Lanka und ich in Namibia. Mein Großvetter ist dort Bischof der deutsch-lutherischen Kirche.