Azubis in Maschinenbau und Elektrotechnik werden für industrielle Automatisierungslösungen fit gemacht. Drei Stuttgarter Schulen haben mit ihrem Projektantrag für eine Lernfabrik 4.0 gepunktet.

Stuttgart - Die Max-Eyth-Schule, die Robert-Bosch-Schule und die Werner-Siemens-Schule haben mit ihrem gemeinsamen Projektantrag für eine Lernfabrik 4.0 beim Land gepunktet. Das Finanz- und Wirtschaftsministerium fördert den Aufbau einer solchen Einrichtung mit 440 000 Euro – allerdings nur unter der Bedingung, dass auch der städtische Schulträger sowie Partner aus der Wirtschaft sich an dem Projekt angemessen beteiligen. Stuttgart ist einer von 15 Schulstandorten im Land, die das Land insgesamt mit 6,5 Millionen Euro fördert.

 

Damit, sagte der Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD), „gewinnt Baden-Württemberg ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im internationalen Wettbewerb“. Auch Rainer Klaus, der Leiter der Werner-Siemens-Schule, freut sich wie seine Schulleiterkollegen über den Zuschlag des Landes. Es gehe darum, möglichst vielen Schülern die veränderten Arbeits- und Produktionsbedingungen von Industrie 4.0 durch eigenes Tun anschaulich zu machen. „Die Intention ist, das Thema bei unseren Schülern fest zu verankern und es so in die Betriebe zu tragen“, sagt Klaus. „Wir wollen sie damit auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten.“

Junge Leute auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten

In das Projekt eingebunden werden sollen vor allem Berufsschüler und Technikerschüler aus den Berufsfeldern Metalltechnik und Elektronik, aber auch Teilnehmer von Technikerschulen sowie zu Schulungszwecken Mitarbeiter von Unternehmen. „Wir wollen möglichst viele Schüler einbeziehen“, sagt Klaus. Und das Besondere daran: die Lernfabrik 4.0 soll schulübergreifend funktionieren und gesteuert werden. So könnten zum Beispiel die Robert-Bosch-Schüler ein Metallprodukt in verschiedenen Varianten herstellen, etwa in Form von Teilen für eine Fräs- oder Drehmaschine. Die Max-Eyth-Schüler könnten Teile aus dem 3-D-Drucker fertigen, die Werner-Siemens-Schüler die Datenlogistik entwickeln – und alle miteinander seien am Prozess des Programmierens beteiligt. Die Daten seien selbstverständlich allen drei Schulen zugänglich. Und dann gehe es darum, via Cloud die Anlieferung der mit elektronischer Kennung versehenen Einzelteile in ein Hochregallager und die Überführung durch selbstfahrende Roboter zur Montage zu steuern – natürlich mit den jeweils zueinander passenden Einzelteilen. Die Lernfabrik soll vom kommenden Schuljahr an einsatzfähig sein.

Hoffen auf weitere Zuschüsse von Stadt und Firmen

Die Schulen setzen dabei auch auf Partner aus der Wirtschaft. „Wir haben Ende September begonnen, Geld zu sammeln und innerhalb von drei Wochen mehr als 100 000 Euro gesammelt“, sagt Klaus. Das Ziel seien aber 120 000 Euro, um somit als Maximalausschöpfung die vierfache Förderung vom Ministerium zu bekommen. Zahlreiche Firmen hätten zudem jedoch auch Sachmittel zugesagt. Als weitere Partner seien die Technischen Hochschulen Esslingen und Pforzheim beteiligt, so Klaus.

Und noch auf einen weiteren Partner hoffen die drei Schulen, nämlich auf die Stadt Stuttgart – und deren Extraanteil von 500 000 Euro, zusätzlich zu den 433 000 Euro aus den Schulbudgets der drei Schulen. Da die Gemeinderatsfraktionen der CDU, Grünen und SPD diesbezüglich bereits entsprechende Haushaltsanträge gestellt haben, geht man im städtischen Schulreferat davon aus, dass die Finanzierung des Projekts gesichert ist. Im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Mittwoch bestätigten die Fraktionen erneut ihre Bereitschaft, das Projekt in den Haushaltsberatungen zu unterstützen. Insbesondere zeigten sie sich erfreut darüber, dass sich die beruflichen Schulen zu diesem wichtigen Thema zusammengeschlossen hatten.

Wenn alles wie angekündigt klappt, hofft Schulleiter Klaus, „dass wir auf einen Stand in unserer Gerätepark-Ausrüstung kommen, mit dem wir die Themen, die wir im Unterricht behandeln, auch als Automatisierungssystem und als Industrie 4.0 umsetzen können.“ Eine Sache freut den Schulleiter jetzt schon: „Dass wir Partner auf Augenhöhe mit der Wirtschaft sind, das geht schon aus der Ausschreibung des Ministeriums hervor.“

Standorte im ganzen Land:

Programm ausgeweitet
: Statt wie geplant acht hat das Finanz- und Wirtschaftsministerium nun 15 Lernfabriken im ganzen Land bewilligt und fördert sie mit 6,5 Millionen Euro. Die Ausweitung sei erfolgt wegen der Zahl der Antragsteller – 28 – und der Qualität der Projekte.

Standorte
: Stuttgart, Bietigheim-Bissingen, Tettnang, Singen, Biberach, Karlsruhe, Mosbach, Wiesloch, Gaggenau, Reutlingen, Schwäbisch Hall/Crailsheim, Offenburg, Aalen, Villingen-Schwenningen, Balingen