Der Landestarif wird die Fahrkarten nicht billiger machen, er wird dafür aber die Nutzung erleichtern, sagt Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Die Gründung der Baden-Württemberg Tarif-Gesellschaft mag auf den ersten Blick für die Nutzer von Bahnen und Bussen so interessant sein wie der Wartesaal im Bahnhof Hintertupfingen. Der Landestarif wird die Fahrkarten nicht billiger machen, er wird dafür aber die Nutzung erleichtern. Auch wenn es für diejenigen, die nur von Bahnhof zu Bahnhof fahren, weil sie am Start- oder Zielort per Fuß oder Rad unterwegs sind, wohl ein bisschen teurer wird – für die große Zahl der Pendler und Gelegenheitsnutzer dürfte das neue Angebot unterm Strich eine deutliche Verbesserung bringen.

 

Tiefer Einschnitt

Die lange Zeit der Vorbereitung und Umsetzung verdeutlicht den tiefen Einschnitt in die komplexe Situation des öffentlichen Nahverkehrs im Südwesten. Diese ist heute geprägt von der Zersplitterung in 22 Verkehrsverbünde – und künftig sogar von noch mehr, auch großen Anbietern im Regionalverkehr neben der Bahn.

Der neue Landestarif läutet aber auch deshalb eine neue Ära ein, weil das Verkehrsministerium des Landes erstmals in der Republik neue Vertriebswege beschreitet und Lizenzen für den Verkauf von elektronischen Tickets über Computer und Smartphones vergibt. Zudem sollen Metropolexpresszüge für bessere Verbindungen sorgen. All das sind viele begrüßenswerte Neuheiten in einem System, das schon heute zumindest in der Metropolregion Stuttgart seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Das macht den Einsatz von mehr Zügen so rasch wie möglich erforderlich.

Wenn alles gelingt, startet der Schienennahverkehr tatsächlich in ein neues Zeitalter. Wenn nicht, fährt er allerdings in Richtung Chaos.

thomas.durchdenwald@stzn.de