Die Gewerkschaften warten weiterhin auf ein Tarifangebot der Arbeitgeber im öffentlichen Dienst. Verdi meint, das sei mehr als überfällig. Bis Donnerstagabend gab es keine Annäherung in den strittigen Punkten.

Die Gewerkschaften warten weiterhin auf ein Tarifangebot der Arbeitgeber im öffentlichen Dienst. Verdi meint, das sei mehr als überfällig. Bis Donnerstagabend gab es keine Annäherung in den strittigen Punkten.

 

Potsdam- Gewerkschaften und Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes wollen am Freitag in Potsdam ihre Tarifverhandlungen für die 2,1 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen fortsetzen. Die Arbeitgeber legten auch weiterhin kein Angebot vor.

Bis in den Donnerstagabend hinein hatten die Gespräche in den entscheidenden Streitfragen zunächst keine Annäherung gebracht. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der dbb-Beamtenbund fordern die Anhebung aller Gehälter um einen Sockelbetrag von 100 Euro sowie weitere 3,5 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber wenden sich besonders gegen die Sockelforderung, bei deren Realisierung die unteren Einkommen überproportional angehoben würden. Für den 31. März ist bereits eine dritte Tarifrunde vereinbart.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte zu Beginn der Verhandlungen, er habe "einige Ideen" für einen möglichen Kompromiss mit nach Potsdam gebracht. Er ließ aber offen, ob daraus ein konkretes Arbeitgeberangebot werden könnte. Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber, Thomas Böhle, äußerte sich skeptisch, dass es zu einem schnellen Angebot der Arbeitgeber kommen werde. Die Forderungen der Gewerkschaften seien einfach zu hoch und die Finanzlage der Kommunen zu schwierig.

Verdi-Chef Frank Bsirske sagte, die Arbeitgeber seien jetzt am Zug. Ein Angebot von ihnen sei mehr als überfällig. dbb-Verhandlungsführer Willi Russ sagte, die Warnstreiks der vergangenen Tage hätten gezeigt, dass die Beschäftigten hinter den Forderungen stünden.

De Maizière wie auch Böhle bezeichneten die Sockelforderung der Gewerkschaften als "hochproblematisch". Er habe zwar grundsätzlich Sympathie dafür, die Einkommen in den unteren Entgeltgruppen zu verbessern, sagte de Maizière. Gleichwohl müsse man feststellen, dass gerade in diesen Gruppen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst mehr verdienten als in der Privatwirtschaft. Bei seinem Eintreffen suchte de Maizière demonstrativ das Gespräch mit Gewerkschaftsmitgliedern, die vor dem Tagungshotel für mehr Lohn demonstrierten.

Die zweite Verhandlungsrunde wurde von neuen Warnstreiks begleitet. Diese trafen unter anderem die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel.