Die elektronische Fahrplanauskunft des Verkehrs- und Tarifverbunds VVS kennt sich sogar in Spezialfällen aus – im Gegensatz zur telefonischen Auskunft. Aber auch eingefleischte Stuttgarter wissen, wo die Stadtbahnen schlafen gehen. Ein Erfahrungsbericht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das Teenager-Kind will ausgehen. Reinfeiern in den 18. Geburtstag der Freundin, in einem der angesagten Clubs – und das an einem gewöhnlichen Werktag. Wann fährt da die letzte Bahn, wann der letzte Bus in Richtung Filder? Selbst die automobil geprägte Mutter weiß nämlich, dass sich der Plieninger in der City zwischen mehreren Möglichkeiten für die öffentliche Heimreise entscheiden muss: Mit der U 5, U 6 oder U 12 nach Degerloch, dann weiter mit dem Bus. Oder mit der U 15 oder U 7 über die Ruhbank am Fernsehturm, wo der 70er-Bus wartet – vielleicht, denn der macht um 0.20 Uhr Feierabend.

 

Die beiden Bahnen kurven jedoch noch rund eine Viertelstunde später dort vorbei. Wer sich also in der Stadt für die späte U 7 entschieden hat, hat die besten Aussichten, allein am Waldrand zu stranden: überfallen, verschleppt, verschwunden . . . der Mutterinstinkt steht auf Alarm. Wer will schon ein Szenario wie aus einem Mankell-Krimi? Die Mutter konsultiert die App der VVS. Die elektronische Auskunft rät zur U 7 um 0.35 ab Hauptbahnhof als letzte Ausfahrt Filder. Allerdings mit Anschluss an einen Bus in Degerloch!

Die Mutter ist verwirrt: Die U 7 biegt am Bopser in die Maulwurfsröhre und rast über die Ruhbank nach Ostfildern. Nie würde sie Degerloch auch nur streifen. Ein Fehler in der App? Sie wählt die Nummer der Fahrplanauskunft, in der Hoffnung, dass richtige Menschen hier bestimmt für Aufklärung sorgen können! Die Service-Dame braucht allerdings etwas Zeit, bis sie das Problem begreift – falsche Bahn, nachts allein im Wald, Verbrecher, wilde Tiere, Eiseskälte. Sie schaut in ihren Plänen nach und bestätigt den Verdacht: Die U 7 nach Degerloch sei ein Fehler in der elektronischen Auskunft. Die Mutter bekommt von ihr eine Telefonnummer. Dort solle sie dies bitte den Zuständigen berichten, damit diese die Falschmeldung eliminieren. Der Sachverständige am anderen Ende der Telefonleitung überprüft pflichtbewusst die Behauptungen der Anruferin und kommt zum selben Schluss: „Die U 7 fährt nach Ostfildern.“

U 7 zum Schlafen nach Möhringen

Später erzählt die Mutter einem Kollegen von ihrer Entdeckung, dass die elektronische Fahrplanauskunft der VVS fehlerhaft sei: skandalös, ärgerlich, unverantwortlich, regt sie sich auf. Der Kollege kann zwar keine Fahrpläne auswendig aufsagen, noch ist er ein konvertierter Stadtbahnschaffner und wohnt schon gar nicht auf den Fildern, aber er kennt die richtige Antwort: „Die Bahnen der U 7 fahren zum Schlafen ins Depot nach Möhringen“, sagt er. Dorthin kommen sie nur über Degerloch. So ist es auch auf dem Aushangfahrplan der U 7 am Hauptbahnhof vermerkt, der sich – etwas umständlich zwar – über das Internet aufrufen lässt.

Was hat die Mutter gelernt? Bei Fragen künftig lieber klicken statt telefonieren. Das Internet hat immer recht.