Forscher entwickeln eine Art universellen Rufbus für die Stadt Schorndorf, der auf Bestellung fahren soll – der Versuch startet im Dezember 2018.

Schorndorf - Wie lässt sich in einer baden-württembergischen Mittelstadt der Nahverkehr verbessern, so dass der Bus passend die Fahrgäste befördern kann und nicht leer unterwegs ist? Das ist kurz gesagt der Inhalt eines Forschungsprojekts namens Reallabor, das von Dezember 2018 an für ein Jahr in der Daimlerstadt stattfindet. Bei einem Pressetermin am Montag umrissen die Koordinatoren die Projektinhalte und kündigen eine Neuerung an, die zum Fahrplanwechsel im Dezember in Kraft tritt.

 

Auf der Linie 247, die durch das Schorndorfer Quartier „Alte Steige“ fährt, sind dann statt langer Linienbusse tagsüber zwei Hybridbusse im Einsatz, die im Rahmen des Elena-Projektes an der Hochschule Esslingen entwickelt wurden – umgebaute Daimler-Sprinter, die zurzeit mit Fahrkartendrucker und Haltestangen ausgestattet werden, wie der Schorndorfer Chefplaner Manfred Beier beim Pressetermin erläuterte. Auf dieser Linie habe man sehen können, dass tagsüber die Busse oft leer oder nur nur mit wenigen Fahrgästen besetzt sind.

Das Projekt, an unter anderem die Daimler AG sowie das Institut für Zukunftsforschung an der Universität Stuttgart beteiligt ist, und das vom Forschungsministerium gefördert wird, soll nun eine Lösung finden: Morgens sind alle Bus gut besetzt, nachmittags herrscht in vielen jedoch Leere. Städte wie Schorndorf hätten einen hohen Anteil an PKW-Nutzer, was mit Problemen der Verkehrsbelastung, der Luftverschmutzung und des Lärms einhergehe, erläuterte Diana Gallego, die im Diensten der Stadt das Projekt betreut. Mit dem sogenannten bedarfsorientierten Konzept solle auch mehr Autofahrer zum Busfahren animieren. Der Grundgedanke ist, dass sich jeder Fahrgast den Bus bestellt, entweder mit einer Handy-App oder mit einem Anruf bei einer Telefonzentrale. Eingeben muss er Start und Zielpunkt. Man wolle ein dichteres Netz an Haltestellen einführen, das Ziel sei es, dass kein Fahrgast länger als 150 Meter zur Haltestelle laufen müsse, sagte Diana Gallego. Der Fahrgast bekommt dann zurückgemeldet, wann er sich an der Haltestelle einzufinden hat. Abgestimmt werden sollen die Taktzeiten dann auf die Abfahrtszeiten der S-Bahn am Schorndorfer Bahnhof, das sei eine Vorgabe des Verkehrsverbunds, sagte Manfred Beier.

Während morgens der Bus auch ohne Anmeldung zu benutzen ist, sei es gegenwärtiger Stand der Planung, das an allen übrigen Tageszeiten eine Anmeldung erforderlich sei. Diese solle erheblich kurzfristiger möglich sein als bei den bisherigen Rufbussen, bei denen sich der Fahrgast bisher zwischen einer halben und zwei Stunden vorher anmelden muss, um mitgenommen zu werden.

Die Planer haben ihr Vorhaben bereits an Marktständen und bei Workshops öffentlich gemacht und sich auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen, wie es am Montag hieß. Manche begrüßten die technischen Neuerungen, es gebe aber auch Ängste, räumte Diana Gallego ein – ein Bus, der nur auf Bestellung komme, löse unterschiedliche Reaktionen aus. Man habe aber bei den Workshops etliche der Bedenken ausräumen können, etwa mit bestimmten Veränderungen, die das System vereinfachten, sagte die Planerin.

Die beiden Hybridbusse sollen Anfang Dezember mit einer Bustaufe starten, kündigte Manfred Beier an. Der eigentliche Versuch starte dann im Dezember 2017. Er wird sich auf die Schorndorfer Kernstadt beschränken – die sieben Teilorte der Daimlerstadt bleiben außen vor. Ob und wie der Betrieb nach dem Projektjahr weitergeht, sei eine Frage, die noch geklärt werden müsse, sagte Manfred Beier.