Eine Seilbahn als Baustein des öffentlichen Nahverkehrs dürfe nicht belächelt werden, sagt der OB in Filderstadt. Dort ist das Thema zwar noch nicht so weit wie in Stuttgart, aber es tut sich etwas.

Filderstadt - Das Thema Seilbahn schlägt nicht nur in Stuttgart Wellen, sondern auch im stark vom Verkehr belasteten Filderstadt. Der Hintergrund: Es ist eine S-Bahnverlängerung von Bernhausen über Sielmingen nach Neuhausen geplant, diese lässt aber auf sich warten und ist sehr teuer. „Ein Kilometer S-Bahntrasse kostet momentan rund 50 Millionen Euro“, rechnet Stefan Hermann, der Vorsitzende der Freien-Wähler-Fraktion im Filderstädter Gemeinderat, vor. Aus Sicht seiner Fraktion ergebe die S-Bahnverlängerung erst richtig Sinn, wenn der Ringschluss über Neuhausen und Denkendorf nach Esslingen gelinge.

 

Ihm und seiner Fraktion, sagt Hermann, gehe es darum, dass man dafür ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickle. Deshalb habe die Fraktion jüngst den Antrag an die Verwaltung gestellt, auch eine Seilbahnverbindung ernsthaft zu prüfen. Vor längerer Zeit sei das Thema auf Wunsch seiner Fraktion im Gemeinderat bereits angesprochen worden. „Innerhalb Filderstadts geht es um zwei Trassen“, sagt Hermann. Die eine führe von der Filderklinik über das Fildorado und den Schinderbuckel nach Sielmingen und die andere vom S-Bahnhof Bernhausen über den Schinderbuckel nach Harthausen. „Das Ganze kann man weiterdenken mit einer Verbindung von Sielmingen über Neuhausen, Denkendorf, Esslingen-Berkheim, wo Festo ist, und dann hinunter nach Esslingen“, sagt Stefan Hermann.

Mit Ökostrom angetrieben hat die Seilbahn eine sehr gute Ökobilanz

Der Charme der Seilbahn liege für ihn darin, dass im Gegensatz zu Straßen und Bahntrassen sehr wenig der landwirtschaftlich wertvollen Flächen verbraucht werden. „Wenn man die Anlage mit Ökostrom betreibt, wie ihn zum Beispiel die Filderstadtwerke anbieten, dann ist eine Seilbahn weitaus umweltgerechter als alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt der Kommunalpolitiker. Außerdem lasse sich eine Seilbahnverbindung weit schneller bauen als eine Schienenstrecke. „Bei den beiden Varianten führt bis auf eine geringe Ausnahme jeweils die gesamte Strecke über Wiesen und Felder, wo sie niemanden stört.“

Die Fraktion der Freien Wähler habe sich am 27. Oktober 2020 in Anwesenheit eines Fachexperten mit entsprechenden Seilbahnlösungen befasst. Dabei seien die Vorteile von Seilbahnen klar herausgearbeitet worden: Im Unterschied zum Bau neuer Schienenstrecken könnten Seilbahntrassen mit sehr begrenztem Flächenverzehr und mit geringer Beeinträchtigung während der Bauzeit eingerichtet werden. Sie verfügten außerdem über ein hohes Fassungsvermögen, eine hohe Flexibilität im Einsatz, seien verlässlich, verringerten bei entsprechender Anbindung den Individualverkehr und entlasteten den straßengebundenen öffentlichen Personennahverkehr.

Man ist laut OB von Filderstadt schon viel weiter

Auf Anfrage unserer Zeitung nach den Perspektiven einer Seilbahn in Filderstadt sagt Oberbürgermeister Christoph Traub: „Wir sind mit dem Thema weiter, als es der Antrag der Freien Wähler vermuten lässt.“ Seit knapp einem Jahr laufe der Antrag für eine gemeinsame Verkehrsuntersuchung, die den Süden der A8 betrachte. Daran beteiligt seien der Landkreis Esslingen, der Gemeindeverwaltungsverband Neckartenzlingen und die Städte Aichtal, L.-E. und Filderstadt. „Wir untersuchen gemeinsam mit dem Institut VWI Verbindungen aus dem Raum Aichtal zum künftigen Fernbahnhof am Flughafen. Da gehören Seilbahnverbindungen dazu“, sagt Traub. Er rechne damit dass die Ergebnisse im November vorliegen: „Dann bekommen die Finanzierungspartner sie präsentiert, und dann fließen sie in die Gremien ein.“ Für den OB Traub steht fest: „Als Baustein des ÖPNV darf man die Seilbahn nicht belächeln.“