Der Oeffinger Robin Vrbek hat ein Stipendium bekommen. Im Bundesstaat von Louisiana wird er Internationales Management studieren und seine sportliche Laufbahn vorantreiben.

Oeffingen - Am Pfingstsonntag ist der Oeffinger Robin Vrbek gut gelaunt aus Leonberg nach Hause gefahren. Denn beim dortigen Spitzensportfest, zu dem lediglich Bundes- und Landeskader-Athleten eingeladen waren, hat das Werfertalent unter Einhaltung sämtlicher Abstands- und Hygieneregeln wegen Corona recht gute Frühform gezeigt. Die 7,260 Kilogramm schwere Kugel stieß der Leichtathlet im zweiten Versuch 15,64 Meter weit, die zwei Kilogramm schwere Diskusscheibe schlug bei 49,02 Meter in den Rasen ein. Beide Ergebnisse waren für den 19-Jährigen, der seit diesem Jahr bei den U-23-Junioren startet und deshalb schwerere Wurfgeräte verwenden muss, Bestleistungen. Im U-20-Klassement wog die Kugel nur 6,0 und die Diskusscheibe 1,750 Kilogramm. „Es hat zwar noch nicht alles optimal zusammengepasst, aber ich bin ganz zufrieden“, sagt Robin Vrbek.

 

Schon zuvor hatte sich der Oeffinger, der das LAZ Ludwigsburg nach zwei Jahren verlassen und sich jüngst dem VfL Sindelfingen angeschlossen hat („Dort hat alles am besten gepasst“), für die deutschen U-23-Meisterschaften am 26./27. Juni in Koblenz qualifiziert. Die Kugelstoß-Norm (14,80 Meter) hatte er bereits am 9. Mai in Bad Boll mit 15,45 Meter überboten, die Diskus-Norm – 46 Meter – eine Woche zuvor am 2. Mai in Baden-Baden mit 48,83 Meter. Mit seinen am Sonntag erzielten Weiten belegt er in den deutschen U-23-Bestenlisten 2021 die Ränge sechs (Kugelstoßen) und elf (Diskuswerfen). An der Spitze liegen Eric Maihöfer vom VfL Sindelfingen (Kugelstoßen: 19,75 Meter) und Korbinian Häßler vom LV 90 Erzgebirge (Diskuswerfen: 60,85 Meter).

Am 3. August hebt der Flieger ab

Robin Vrbeks Ziel bei den nationalen U-23-Titelkämpfen in Koblenz ist das Erreichen der Finals. Dort starten die jeweils besten acht des Vorkampfes. „Ich hoffe, dass mir wieder Bestleistungen gelingen werden. Und mal sehen, für welche Platzierung die dann reichen werden“, sagt der 19-Jährige. Vielleicht gelingt es ihm ja auch, die Diskus-Norm (54 Meter) für die U-23-Europameisterschaften in Estland (8. bis 11. Juli) zu knacken. „Machbar ist das“, sagt Robin Vrbek, der, weil er außer der deutschen Staatsbürgerschaft auch die slowenische besitzt, Mitglied der dortigen Nationalmannschaft ist. In Slowenien hat er indes wegen der Corona-Pandemie und vor allem wegen der vorgeschriebenen langen Quarantäne-Zeiten schon lange keinen Wettkampf mehr bestritten; auch das geplante zweiwöchige Trainingslager mit den Nationalteamgefährten in der zweiten April-Hälfte in Kroatien musste wegen der Pandemie abgesagt werden.

Wie viele Wettkämpfe Robin Vrbek, der 2020 an der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule in Stuttgart-Ost das Abitur gemacht hat, in diesem Sommer ansonsten noch bestreiten wird, ist ungewiss. Viele werden es wohl nicht sein – und das liegt nicht nur an Corona. Am 3. August sagt der Teenager erst einmal Tschüss – und fliegt in die USA. Dort hat er von der Southeastern Louisiana University in Hammond im Bundesstaat Louisiana ein Stipendium angeboten bekommen. „Ich habe mich gar nicht beworben. Die Verantwortlichen dort sind auf mich zugekommen“, sagt der 1,85 Meter große und 103 Kilogramm schwere Athlet. Auch deshalb sei er zunächst etwas skeptisch gewesen. Doch nach Rücksprache mit seiner Familie und dem Landestrainer Artur Hoppe habe er schließlich zugesagt. „Alle haben gesagt, dass ich es tun soll, wenn ich mich dafür bereit fühle“, sagt Robin Vrbek. Und er fühlt sich bereit. „Das ist eine einmalige Chance, die nicht jeder bekommt. Mit dem Stipendium kann ich Leistungssport und Studium optimal verbinden“, sagt er. Und je näher der Tag des Abflugs rückt, desto größer werde auch die Freude.

Das Studium Internationales Management ruft

In Louisiana wird Robin Vrbek aber nicht nur seine sportliche Karriere im Diskuswerfen und Kugelstoßen vorantreiben, sondern auch Internationales Management studieren – und, wenn alles nach Plan läuft, dieses Studium nach vier Jahren mit dem Bachelor-Titel beenden. Ursprünglich hatte er nach dem Abitur an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Immobilienwirtschaft am Standort Geislingen/Steige studieren wollen. „Wegen des Stipendiums habe ich das Studium aber abgebrochen, noch ehe ich es überhaupt angefangen habe“, sagt Robin Vrbek. Deshalb könne er sich aktuell auch ausschließlich auf seinen Sport konzentrieren. Sechs Trainingseinheiten am Olympiastützpunkt in Bad Cannstatt stehen wöchentlich im Terminkalender. „Manchmal trainieren wir auch zweimal am Tag“, sagt der talentierte Werfer. An diesem Trainingspensum dürfte sich zumindest bis zum Abflug in die USA am 3. August nicht viel ändern.