Öffnung der Schulen in Baden-Württemberg Ein Stück Alltag für Grundschüler
Im Südwesten kehren auch die Fünft- und Sechstklässler in die Klassenräume zurück. Heftigen Streit gibt es über kürzere Ferien. Der Ministerpräsident rudert zurück.
Im Südwesten kehren auch die Fünft- und Sechstklässler in die Klassenräume zurück. Heftigen Streit gibt es über kürzere Ferien. Der Ministerpräsident rudert zurück.
Stuttgart - Das Land Baden-Württemberg legt die schulpolitischen Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz etwas strenger aus als beispielsweise Bayern, wo 90 Prozent aller Schüler noch vor den Osterferien zumindest in den Wechselunterricht zurückkehren sollen. In Baden-Württemberg ist eine von der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) befürwortete und eigentlich für Montag geplante teilweise Öffnung der Schulen auf den 15. März verschoben worden, und sie gilt nur für die Klassen fünf und sechs und betrifft darüber hinaus die Grundschulen, die „voll“ in die Präsenz zurückkehren.
Es sollen alle Schüler dieser Klassen im „eingeschränkten Regelbetrieb“ ins Schulhaus kommen und unter Beachtung der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Maske) unterrichtet werden. „Wir wollen Grundschülern ein Stück ihres normalen Schulalltags zurückgeben“, sagte Winfried Kretschmann. Der Präsenzunterricht sei an den Grundschulen in möglichst konstanten Gruppen zu erteilen. Ministerin Eisenmann ergänzte: „Der Präsenzunterricht ist trotz des hohen Engagements der Lehrkräfte im Fernunterricht durch nichts zu ersetzen.“ Die Öffnung zum 15. März bedeute, dass die Notbetreuung von da an für Grundschulen und die Klassen fünf und sechs entfalle, für die Klasse sieben bleibe sie bestehen. Laut Eisenmann ist die Öffnung auch aus „infektiologischen Gesichtspunkten“ sinnvoll. Der Wechselbetrieb führe wegen der Notbetreuung zu einer größeren Durchmischung und mehr Kontakten.
Für die Abschlussklassen gelten weiterhin die bestehenden Regelungen, die Schulen entscheiden selbst über das Ausmaß von Präsenzunterricht. Eine Absage wird dem Präsenzunterricht für die Mittelstufe – ab Klasse sieben – erteilt: „Schüler ab Klassenstufe sieben werden zunächst weiterhin im Fernunterricht unterrichtet“, heißt es. Diese Regelung gelte zunächst bis zu den Osterferien. Und die enden erst am 11. April. Nach den Faschingsferien waren sowohl Grundschulen als auch die Abschlussjahrgänge wieder in den Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht zurückgekehrt. Ministerpräsident Kretschmann hatte sich skeptisch gezeigt, ob eine weitere Öffnung der Schulen für Klasse fünf und sechs so rasch mit genügend Schnelltests bei Schülerinnen und Schüler abzusichern sei. Im Bund-Länder-Beschluss hatte es geheißen, dass die Länder mit Testkonzepten sicherstellen, dass sowohl das Personal „sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Test erhalten“. Von den Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbänden ist der Schritt begrüßt worden. „Es wäre leichtsinnig gewesen, schon an diesem Montag zu öffnen“, sagte Ralf Scholl vom Philologenverband Baden-Württemberg. Auch die Gewerkschaft GEW hält den Start der Klassen fünf und sechs für „möglich“, wenn Schnelltests vorhanden seien.
Überschattet wurden die Beschlüsse von einer heftigen Debatte über eine Verkürzung der Ferien. Ministerpräsident Kretschmann hatte dem „Mannheimer Morgen“ gesagt, er halte wegen der Coronakrise eine Verkürzung der Sommerferien für denkbar: „Man könnte an den Ferien was abknapsen, um den Unterrichtsstoff nachzuholen.“ Bei den Lehrerverbänden hatte die Aussage zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Kretschmann schob dann eine Erklärung nach, es sei eine „zentrale Frage“, wie man Kinder unterstützen könne, die in der Pandemie aufgehäuften Lerndefizite und Rückstände wieder aufzuholen.