Weil die ohnehin über dem Grenzwert liegenden Corona-Inzidenz-Zahlen stark gestiegen waren, muss der Göppinger Landrat Edgar Wolff die Öffnung des Einzelhandels zurücknehmen. Wie bewertet er seine Entscheidung?

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Göppingen - Das hatte sich Edgar Wolff ganz anders vorgestellt: Weil die ohnehin über dem Grenzwert liegenden Corona-Inzidenz-Zahlen stark gestiegen waren, muss der Göppinger Landrat die Öffnung des Einzelhandels nach nur zwei Tagen zurücknehmen.

 

Herr Wolff, war es ein Fehler, den Göppinger Sonderweg einzuschlagen?

Zu dem Zeitpunkt, als wir die Entscheidung getroffen haben, hatten wir im Landkreis kein diffuses Ausbruchsgeschehen. Über mehrere Wochen hatten wir eine stabile Fallzahlenentwicklung und eine Inzidenz unter 50 zu verzeichnen. Ich stehe weiter zu dieser Entscheidung. Wir haben klar kommuniziert, dass wir die Schritte bei einer negativen Entwicklung rückgängig machen müssen. Das war nun unglücklicherweise sehr schnell der Fall. Dass die Fallzahlen mit den Mutationen derart schnell explodieren, war nicht vorhersehbar. Hätten wir am Sonntag gewusst, dass am Dienstag die Zahl der Infektionen das Dreifache der bisherigen Werte ausmacht und die Inzidenz von unter 60 auf über 70 über Nacht steigt, dann hätten wir wohl anders entschieden.

Welche Folgen hat das Ihrer Einschätzung nach für die Einzelhändler?

Ich bedauere natürlich, dass nun wieder weitergehende Einschränkungen für den Einzelhandel bestehen. Die Einschätzung des Gesundheitsamtes und die darauf basierende Notbekanntmachung vom Sonntag hatte für den Einzelhandel die Möglichkeit zur Folge, für fünf Tage komplett zu öffnen. Die aktuelle Verschärfung bedeutet nun keine komplette Schließung des Einzelhandels, sondern die Geschäfte können trotzdem besucht werden – entsprechend der „Click and Meet“-Regelung.

Was werden Sie für die Zukunft aus diesem Vorgang lernen?

Es wird auch in Zukunft so sein, dass man mitunter im Nachhinein schlauer ist. Einmal mehr wurde deutlich, wie unberechenbar dieses Virus ist. Darauf müssen wir uns einstellen. Das heißt, dass wir kurzfristig Entscheidungen treffen und gegebenenfalls wieder anpassen müssen. Aufgrund der inzidenzabhängigen Öffnungsschritte der neuen Coronaverordnung können bei uns und in den anderen Landkreisen Veränderungen auch künftig nicht ausgeschlossen werden.