Eine sprunghaft gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz könnte dazu führen, dass der Tübinger Modellversuch früher als geplant abgebrochen werden muss. Die Inzidenz hat sich binnen weniger Tage fast verdoppelt. Woran das liegt, erklärt Boris Palmer.

Tübingen - Das Tübinger Modellprojekt mit Corona-Schnelltests muss womöglich vorzeitig abgebrochen werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Tübingen hat sich in Kürze fast verdoppelt: Sie stieg von Donnerstag bis Sonntag von 35 auf 66,7. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) ist dennoch optimistisch, dass das bis zum 18. April genehmigte Vorhaben weiterlaufen kann. „Wir haben ein Auge darauf und bewerten die Zahlen täglich neu“, sagt Palmer. „Mir macht das keine Sorge, der Anstieg geht eher nicht aufs Einkaufen oder den Theaterbesuch zurück.“ Ein erhöhtes Infektionsgeschehen gebe es in der Landeserstaufnahmestelle, in Kitas und Schulen.

 

Problematisch seien allerdings jene, die abends in der Stadt gemeinsam unter freiem Himmel feierten. Sein Fazit: „Es läuft gut, bis auf ein paar Halbstarke von auswärts, die meinen, sie könnten Party machen.“ Deshalb werde es in der Innenstadt ab sofort nach 20 Uhr keinen Alkoholausschank to go mehr geben.

Palmer: „Das ist ein Experiment mit offenem Ausgang.“

Bei dem Modellversuch, der am Dienstag in die dritte Woche geht, sind bisher rund 100 000 Menschen getestet worden. Die Positivrate der Schnelltests an den neun Abstrichstationen in der Stadt sei mit 1 zu 1000 sehr konstant, betont Palmer. Ob das Modell auf andere Städte übertragbar sei, kann Palmer noch nicht abschließend beantworten. Dazu müsse man noch eine Weile warten. „Man kann es erst dann im großen Stil machen, wenn man weiß, dass es funktioniert.“

In den vergangenen Tage war die Innenstadt in Tübingen regelrecht überlaufen. Es sei jederzeit möglich bei dem Projekt die Reißleine zu ziehen, stellt Oberbürgermeister Palmer klar. „Das ist ein Experiment mit offenem Ausgang.“

Lisa Federle fordert bei zu schnell steigenden Inzidenzen, das Modell abzubrechen

Ähnlich sieht das die Tübinger Pandemiebeauftragte Lisa Federle, die mit ihrer Schnellteststrategie bundesweit Beachtung gefunden hat. Bei zu rasch steigenden Inzidenzen müsse das Modell abgebrochen werden. Bisher sieht sie aber noch keine Notwendigkeit. „Für mich ist das Ganze schon ein Erfolg, einfach weil wir etwas probieren.“ Das anlasslose Schnelltesten sei eine gute Methode um Infektionen aufzuspüren und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Seit dem 16. März können sich Menschen in Tübingen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen. Mit der Bescheinigung des Ergebnisses können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.