Einfach mal so die Öffnungszeiten in Stuttgarter Hallenbädern reduzieren? Die Bäderbetriebe zeigen, wie man Veränderungen heute auf keinen Fall auf den Weg bringen darf.

Innenstadt - Das gerade erst veröffentlichte Bäderkonzept ist in vielerlei Hinsicht eine einzige Zumutung, gerade auch für die vielen Nutzer des Hallenbads Heslach und des Leo-Vetter-Bades im Osten. Hier nur ein paar der Grausamkeiten, die mit jeder weiteren öffentlichen Diskussion darüber auftauchen: Monatelanger Ausschluss der Schwimm-Öffentlichkeit in den Sommermonaten, in denen an warmen Tagen beispielsweise im Leo auch mal bis zu 800 Badegäste gezählt werden, die auch die große Liegewiese draußen samt Spielmöglichkeiten mitten in der Stadt genießen; von September bis April ebenfalls deutlich weniger Schwimmzeit für die Allgemeinheit; drastische Einschnitte bei den angebotenen Schwimmkursen schon ab 1. Mai.

 

Berechtigter Zorn

Schon das alleine sorgt für berechtigten Zorn und Protest der vielen Badegäste im Süden und im Osten, für die etwa das im Sommer oft überfüllte und deutlich teurere Leuze keine Alternative ist. Das Konzept ist aber auch ein drastisches Beispiel dafür, wie man als Bäderchef nicht mit den Stuttgartern umgehen sollte: Die Mitarbeiter erfuhren von dem Konzept erst aus der Berichterstattung in Stuttgarter Zeitung und Nachrichten. Die Vorlage ist so gestaltet, dass auch verwaltungserfahrenen Menschen erst beim zweiten und dritten Hinschauen klar wird, was das eigentlich bedeutet.

Nachhilfe nehmen

Die Kunden, also die sehr treuen Badegäste, wurden überhaupt nicht mitgenommen. Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost spricht von einer Riesensauerei, und rätselt, ob es sich um Inkompetenz oder Böswilligkeit handelt. Dieser „Bäderkahlschlagsplan“, wie das Konzept von einem anderen Kommunalpolitiker bezeichnet wird, darf vom Gemeinderat auf keinen Fall genehmigt werden. Und der Bäderchef sollte dringend ein paar Nachhilfewochen im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung nehmen. Dort weiß man, wie man Veränderungen gemeinsam mit den Stuttgarterinnen und Stuttgartern auf den Weg bringt.