Sonntags frische Brötchen beim Bäcker um die Ecke zu bekommen, ist schon lange Normalität. An Feiertag jedoch entscheiden die Bäckereien selbst, ob sie öffnen. Häufig ist die Größe des Ladens entscheidend – vor allem kleine Betriebe bleiben geschlossen.

Stuttgart - Sonntags frische Brötchen beim Bäcker um die Ecke zu bekommen, ist schon lange Normalität. Umso erstaunter die Gesichter derer, die an Feiertagen vor verschlossenen Türen stehen. Bei vielen Betrieben hängt ein entsprechendes Schild im Schaufenster.

 

Dabei gibt es rein rechtlich gar keinen Unterschied zwischen Sonn- und Feiertagen. Das Gesetz über die Ladenöffnung in Baden-Württemberg zählt in Paragraf neun neben Frischmilch und Blumen auch Konditor- und frische Backwaren zu den besonderen Warengruppen. Für die Dauer von drei Stunden dürfen deshalb Brot und Brötchen über die Ladentheke wandern. Für gewöhnlich passiert das zur Frühstückszeit zwischen 8 und 11 Uhr. Die Ausnahmen von dieser Regel sind der erste Weihnachtstag sowie der Oster- und Pfingstsonntag, an diesen hohen christlichen Feiertagen dürfen gewöhnliche Bäckereien nicht verkaufen. Wer allerdings sogenannte zubereitete Speisen anbietet, also etwa ein kleines Café in der Bäckerei betreibt, darf sein Geschäft sogar länger als drei Stunden öffnen.

Die Größe der Bäckerei ist entscheidend

So viel zur rechtlichen Grundlage, über die Ladenöffnungszeiten entscheiden aber am Ende die Betriebe und ihre Inhaber selbst. Häufig ist die Größe der Bäckerei entscheidend. „Es kommt oft auf die jeweilige Betriebsstruktur an und darauf, wie viel Personal verfügbar ist. Die Familienbetriebe achten schon mehr darauf, an den Feiertagen den Laden geschlossen zu haben und ihren Mitarbeitern so einen freien Tag zu gönnen“, sagt die Juristin des Landesinnungsverbandes für das Württembergische Bäckerhandwerk, Anna-Lena Bauer. Zusätzlich spiele der Standort eine Rolle. In den Innenstadtbezirken sei die Nachfrage sicher größer als in ländlichen Gebieten. Allerdings mache sich die zunehmende Konkurrenz auch bei den Öffnungszeiten bemerkbar. „Einige haben früher nicht geöffnet und verkaufen jetzt doch an den Feiertagen, weil sie ihre Kunden nicht an die Ketten oder an Tankstellen verlieren wollen, wo es häufig auch Brötchen gibt.“

Trotzdem bleiben viele Bäckereien an Feiertagen zu. „Wir haben sonntags geöffnet und am Feiertag geschlossen. Unsere Kunden haben sich daran gewöhnt und akzeptieren es“, sagt Lothar Wolf, Geschäftsführer von Königsbäck.

„Wir müssen uns den freien Tag leisten können“

Brigitte Gehrung, die zusammen mit ihrem Mann die Plieninger Landbäckerei Gehrung betreibt, sagt: „Unsere Filialen haben am Feiertag geschlossen – vor allem mit Blick auf unsere Mitarbeiter“, sagt sie. „Natürlich wird die Konkurrenz durch die Bäckereiketten immer größer, doch so viel müssen wir uns leisten können und uns den freien Tag zugestehen.“

Jürgen Frank, der Inhaber der Bäckerei Frank mit dem Hauptgeschäft in der Wächterstraße und einer Filiale im Strohberg, lässt seine Geschäfte auch am Sonntag geschlossen. „Wir haben uns ganz bewusst gegen die Öffnung und für die Familie entschieden“, sagt er. Außerdem sei die Nachfrage nicht so groß, dass es sich lohnen würde. „Wenn alle Bäcker öffnen würden, dann hätten wir nichts zu tun. Es würden nur Kosten entstehen. Deshalb ist es gut, wenn es sich nur einzelne Bäcker untereinander aufteilen“, sagt er weiter.

Moritz Monese betreibt fünf Filialen der Bäckerei „Backparadies“. An Sonntagen haben alle geöffnet, an Feiertagen nur die in Möhringen, weil Kunden dort auch frühstücken und brunchen können. „Die anderen Filialen nur wegen des Brötchenverkaufs zu öffnen, lohnt sich nicht“, stimmt er Jürgen Frank zu, „die Nachfrage ist einfach nicht da, die Kunden möchten am Feiertag wahrscheinlich auch mal ausschlafen.“