Der Agrarminister setzt auf Biomusterregionen, um den Ökolandbau in Baden-Württemberg bis 2030 deutlich voranzubringen. Hauk sieht Engpässe: Wenn die Porsche-Kantine 1000 Ökomenüs mit Pute anbieten wolle, sei das schwierig.

Stuttgart - In Stuttgart auf dem Marienplatz gibt es seit April regelmäßig einen Biowochenmarkt. Auf der Reichenau wurde das Bodensee-Biobier im Zusammenspiel lokaler Akteure auf den Markt gebracht. Und das Uniklinikum Freiburg hat sich für mehr regionales Bio auf dem Speiseplan entschieden. Fürs Klima sind das gute Entwicklungen, sie gäbe es nicht ohne die Biomusterregionen in Baden-Württemberg. Inzwischen sind es 14 Regionen, sie reichen von Mittelbaden bis nach Heidenheim, vom Bodensee bis in den Main-Tauber-Kreis und wollen primär eines: die ökologische Landwirtschaft entlang regionaler Wertschöpfungsketten stärken.

 

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Für Landwirtschaftminister Peter Hauk (CDU) ist es erklärtes Ziel, die Ökolandwirtschaft in Baden-Württemberg auszubauen. „Wir wollen nicht 100 Prozent Bio, wir wollen einen Anteil von 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030“, sagte der Minister am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zum Start der Musterregion Biosphärengebiet Schwäbische Alb. „Wir stehen am Anfang“, betonte Hauk, „ich bin überzeugt, dass wir das Ziel erreichen werden.“ Laut Statistischem Landesamt liegt der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in Baden-Württemberg aktuell bei zwölf Prozent.

Das Land stemmt 75 Prozent der Personalkosten

Ein zentrales Instrument sind für den Minister die Musterregionen. Die ersten wurden 2018 gegründet, inzwischen decken sie das halbe Land ab. Finanziert werden dort Regionalmanager, die die Landwirte mit Verarbeitern und Vermarktern vernetzen sollen oder die Kunden darüber aufklären, dass Bio für mehr Tierwohl und den Verzicht auf Gentechnik steht. Das Land stemmt 75 Prozent der Personalkosten und bezuschusst Aktivitäten mit bis zu 30 000 Euro im Jahr.

Noch ist der Weg bis zur Umstellung ein langwieriger, wie Landwirtschaftsminister Hauk erläutert. „Wir haben zwar überall Ökolandbau, zum Teil fehlen aber die Verarbeitungsstrukturen, die geeignet sind, um Großabnehmer zu beliefern.“ Es gebe Engpässe, die in der Gesamtkette sukzessive verbessert werden müssten. Hauk gibt ein Beispiel: „Wenn die Porsche-Kantine ein Ökomenü anbieten will, dann wären wir gar nicht in der Lage, für 1000 Menüs am gleichen Tag die Pute zu liefern.“ In den Landeskantinen will Hauk vorbildhaft vorangehen, es soll verpflichtend ein Biogrundanteil vorgegeben werden. Das sei allerdings nicht ganz einfach, gibt er zu. „Die Verhandlungen laufen, wir wollen sie zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.“

In den Landeskantinen soll ein Biogrundanteil vorgegeben werden

Auf der Schwäbischen Alb hat die neue Regionalmanagerin Maike Honold bereits ihre Arbeit aufgenommen. „Wir werden Pilotbetriebe in der Gastronomie auswählen“, kündigt sie an und will die Außer-Haus-Verpflegung mit biologischen Produkten mit einem großen Schub voranbringen. Biobetriebe sollen mit Kitas, Schulen oder Betriebskantinen zusammengeführt werden.