Als Tajana Gali aus Waiblingen Ende der Achtziger mit dem Modemachen angefangen hat, waren ökologisch zertifizierte Stoffe Mangelware. Das ist heute anders, weshalb die Modedesignerin nun ihr Gali Green Label anbietet.

Waiblingen - Fair, sozial, nachhaltig: „Eigentlich haben wir schon immer so geschafft, aber das hat früher niemanden groß interessiert“, sagt Tajana Gali. Das ist inzwischen völlig anders. Und so liegt die 57-jährige Modedesignerin aus Waiblingen nun voll im Trend mit ihrem Label Gali fashion, das, so sagt Tajana Gali, seit jeher für Kleidung stehe, die keinem äußeren Modediktat und keiner strengen Abgrenzung der Jahreszeiten unterworfen sei. „Wenn Leute zu mir kommen und sagen, sie haben vor fünf Jahren ein T-Shirt gekauft, das sie gerne noch mal hätten, dann kriegen sie das“, sagt Gali, die im Jahr 1988 ihre erste Modekollektion auf den Markt gebracht hat.

 

Schon kurz darauf folgten Versuche mit Ökostoffen. „Schöne, elegante Mode aus Biostoffen“ – das war Tajana Galis Ziel. Das Problem dabei: „Es gab damals nicht viele solche Stoffe, und oft stimmte die Qualität nicht.“ Nach und nach wurde die Auswahl größer. „Aber man muss schon genau hinschauen, was man da verarbeitet.“ Auf Messen hat die Designerin immer wieder Probekäufe gemacht, das Material verarbeitet und dann Härtetests unterzogen: Sie und ihre Mitarbeiterin Susanne Schlotz haben die Bio- ware fleißig getragen und gewaschen, getragen und gewaschen. Und dann kritisch begutachtet. „Die Sachen müssen sich im Alltag bewähren“, erklärt Tajana Gali.

Viel Vorarbeit war nötig

Manche Stoffe wurden Ruckzuck schlabberig, andere schrumpften dramatisch, wieder andere waren für die Schnitte des Labels nicht geeignet. „Ökostoff lebt mit dem Menschen, er passt sich an den Körper an“, erklärt Gali, „aber damit das nach zigmal Waschen noch gut aussieht, muss man experimentieren und den Schnitt anpassen.“ Das dauert – und so hat es einige Zeit Vorlauf gebraucht, bis Tajana Gali ihr Gali Green Label offiziell auf den Markt bringen konnte.

„Die Stoffe sind alle GOTS-zertifiziert“, sagt Gali. Der „Global Organic Textile Standard“ bürgt nicht nur dafür, dass Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern hergestellt werden, die Hersteller müssen bei der Produktion auch gewisse soziale und umwelttechnische Anforderungen erfüllen. So ist Kinderarbeit selbstverständlich tabu, sichere Arbeitsbedingungen und Mindestlöhne vorgeschrieben – Vorgaben, die vor Ort bei Inspektionen überprüft werden. Da Tajana Gali selbst kein solches Zertifikat hat, denn „das kostet einen Haufen Geld pro Jahr“, darf sie ihre Kleidung aber nicht mit dem GOTS-Siegel auszeichnen.

„Außerdem nähen wir mit Polyestergarn, weil Baumwollfaden zu schnell reißt“, sagt Tajana Gali, die lieber auf Langlebigkeit setzt, was sich auch bei ihrem zweiten Standbein zeigt: Als „Jeans-Doktor“ hat die Tochter eines Mediziners schon unzähligen Kunden die geliebten blauen Beinkleider so raffiniert geflickt, dass Laien nicht einmal erkennen, dass da ein bisschen nachgebessert wurde. „Unsere grüne Kollektion wächst langsam, aber stetig. Wir haben unsere Grundmodelle, der Kunde bestimmt dann, was er oder sie haben will.“ Ein runder oder ein V-Ausschnitt, kurze, dreiviertellange oder ganz lange Ärmel, die Länge des Kleidungsstücks an sich – die Kundschaft hat da freie Wahl. „Alles wird hier im Haus genäht“, berichtet Tajana Gali, die ihr Atelier in der Waiblinger Altstadt in einem urigen Fachwerkhaus eingerichtet hat.

Fasern aus heimischem Holz

„Wir halten ständig nach neuen Materialien Ausschau“, sagt Tajana Gali. Aus heimischem Holz gefertigte Fasern wie Lyocell seien eine interessante Sache – „die werden wir auch ausprobieren“. Zumal diese Stoffe, anders als man denken könnte, sehr weich und angenehm zu tragen sind. „Ich bin jetzt erst mal froh, dass wir nun auf dem Stand sind, dass wir unsere Kleider ruhigen Gewissens verkaufen können“, sagt Tajana Gali, die ihre grüne Mode nicht nur in Waiblingen, sondern auch über einen Online-Shop vertreibt. „Das ist zwar nicht optimal, wenn man an die Verpackung und den Versand denkt, aber man kann sich dem Ganzen nicht mehr verschließen.“

Immerhin: Menschen mit Ex-und-hopp-Mentalität kaufen eher anderswo. Zwar gebe es auch bei ihrer Kundschaft Modefreaks, die ständig etwas Neues brauchen, sagt Tajana Gali, „aber der Großteil trägt die Sachen am liebsten, bis sie ihm vom Leib fallen“. Und das kann ganz schön lange dauern.