Die spanische Regierung erteilt internationalen Öl-Konzernen die Genehmigung zu Probebohrungen vor Lanzarote und Fuerteventura. Die Proteste von Bürgern und Regionalpolitikern haben nichts genützt.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Nun ist es amtlich. Spaniens Offizielles Staatsbulletin hat am Mittwoch die Genehmigung der Regierung für insgesamt drei Probebohrungen nach Erdöl in den Gewässern der Kanarischen Inseln bekannt gemacht. Wenn alles nach Plan läuft, wird der spanische Erdölkonzern Repsol, in Zusammenarbeit mit der australischen Woodside und der deutschen RWE Dea, Ende des Jahres mit der ersten Bohrung etwa 60 Kilometer östlich von Fuerteventura beginnen. Der Präsident der kanarischen Regionalregierung, Paulino Rivero, hatte bis zuletzt versucht, die Probebohrungen zu stoppen. Das spanische Inselgruppe im Atlantik werde mit dieser Entscheidung „überfahren“, das Projekt diene der „Habgier einiger Weniger“.  

 

Spaniens konservative Regierung sieht das anders. Abgesehen von der erneuerbaren Energie vor allem aus Wind- und Wasserkraft muss Spanien seinen Energiebedarf fast vollständig durch Gas- und Ölimporte decken. Sollte vor den Kanaren tatsächlich Öl gefördert werden, könnte damit nach den Berechnungen von Repsol über 20 Jahre ein Zehntel des spanischen Erdölbedarfs gedeckt werden. Aber zunächst muss sich herausstellen, ob in dem Gebiet tatsächlich ausbeutungswürdige Lagerstätten vorhanden sind. Die Probebohrungen beginnen jetzt in 885 Metern Meerestiefe reichen auf mehr als drei Kilometer unter Normalnull.  

Seismische Untersuchungen rund um Ibiza

Die Kanaren sind nicht die einzigen spanischen Inseln, die sich mit dem Gedanken vertraut machen, ihr Ferienparadies eines Tages mit der Erdölindustrie teilen zu müssen. Auch rund um die Balearen im Mittelmeer könnte Öl lagern. Die Lokalzeitung „Diario de Ibiza“ hat aufgedeckt, dass im April 2013 rund um Ibiza seismische Experimente unternommen wurden, um mögliche Ölvorkommen zu orten. Die Untersuchungen sind nicht harmlos: Druckluftkanonen senden unter Wasser im 10- bis 15-Sekundentakt einen Explosionsschall mit bis zu 260 Dezibel aus – ein Lärm, der für Wale und Delfine im schlimmsten Fall tödlich sein kann. Die Regionalregierung der Balearen will von all dem nichts gewusst, geschweige denn eine Genehmigung dafür erteilt haben. Ob das auf solche Untersuchungen spezialisierte, international tätige Unternehmen Seabird Exploration auf eigene Faust oder im Auftrag eines Dritten gehandelt hat, liegt zurzeit im Dunkeln.