Seit Kurzem gibt es preisgünstige Stadttickets in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen – wenn man an sie rankommt. Ein Passagier berichtet, dass es gar nicht so leicht ist, in den Bussen so einen Fahrschein zu lösen.

Filderstadt/L.-E. - Mit den zu Jahresbeginn eingeführten günstigen Stadttickets wollen Filderstadt und L.-E. die Menschen dazu bringen, öfter Bus und Bahn zu nutzen. Jährlich 149 000 beziehungsweise 199 000 Euro lassen es sich die beiden Kommunen kosten, damit die Menschen in der jeweiligen Stadt einen ganzen Tag lang für drei Euro Busse und Bahnen nutzen können.

 

Der Fahrgast bekam das Stadtticket für L.-E. statt für Filderstadt

Das günstige Angebot wollte Anfang Januar auch Jan-Bernd Mertens nutzen. Er kaufte sein Filderstadt-Ticket in einem 817er-Bus an der Haltestelle Klinkernfeld. „Zufällig habe ich später bemerkt, dass ich das Stadtticket für L.-E. bekommen habe“, sagt er. Und das sei ja in Filderstadt nicht gültig. Für die Rückfahrt erwischte er denselben Bus mit demselben Fahrer und sprach ihn auf den falsch ausgegebenen Fahrschein an. „Er kenne nur das L.-E.-Ticket, das für Filderstadt tauche in seinem System nicht auf“, habe ihm der Fahrer gesagt. Dasselbe Erlebnis habe einige Tage später auch die Frau von Mertens gemacht. „Was wäre im Fall einer Kontrolle gewesen?“, fragt er sich.

Mertens’ Erfahrungen mit Fahrern der Firma Melchinger, die die Busse der Linie 817 steuern, sind ohnehin nicht die besten, er wirft dem Personal Desinteresse vor. „Es gibt Fahrer, die am Bahnhof in Bernhausen regelmäßig zwei Minuten zu früh abfahren, andere hören während der Fahrt mit dem Kopfhörer Musik, trommeln auf dem Lenkrad und und fahren trotz Haltewunsch deshalb auch einmal an Haltestellen vorbei“, klagt er. Und ein Fahrer würde statt der normalen Hupe das deutlich lautere Nebelhorn nutzen und dadurch die Passagiere erschrecken.

Der Busfahrer wollte das Ticket ausstellen, konnte es aber nicht

Eine ähnliche Erfahrung mit dem Stadtticket hat Martin Klein – Stadtrat bei den Grünen in L.-E. – gemacht. Er wollte, so ist es im Amtsblatt der Kommune zu lesen, am 4. Januar mit der Familie von Leinfelden nach Stetten fahren und dafür das Stadtticket lösen. Doch weder in einem Bus der Linie 818 noch in einem SSB-Bus der Linie 77 konnte er das Ticket kaufen. „Der Fahrer war ziemlich verzweifelt, weil schon mehrere Fahrgäste ihn auf dieses Ticket aufmerksam gemacht hatten, er es aber nicht ausstellen konnte, da es in der Ticketsoftware seines Fahrscheinautomaten noch nicht zur Verfügung gestanden hat“, schreibt er. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) müsse in der Lage sein, ein so lange angekündigtes Ticket rechtzeitig und überall anzubieten, klagt Klein. Schließlich würde eine Fahrpreiserhöhung auch um 0 Uhr des entsprechenden Tages sofort gültig. „Auf Nachfrage bei der SSB kam die Vermutung auf, dass in diesem speziellen Bus das Software-Update nicht funktioniert habe“, ergänzt er. Auch der Autor dieser Zeilen hatte keinen Erfolg bei dem Versuch, in Plattenhardt in einem 77er-Bus das Stadtticket zu kaufen – drei Wochen, nachdem das Ticket eigentlich eingeführt sein sollte. Und er war nach Auskunft des Busfahrers an diesem Tag der dritte Fahrgast, der danach fragte. Allein Filderstadt hatte das Ticket bis zu diesem Tag mit knapp 9000 Euro gesponsort.

Wer ein falsches Ticket bekommt, sollte den Fahrer darauf ansprechen

„Dass ein Ticket für eine falsche Stadt ausgegeben wurde, ist uns noch nicht bekannt“, schreibt die VVS-Pressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung. Jedoch wisse man, dass ein Fahrer nicht ausreichend über das neue Tarifangebot informiert war und es dadurch ärgerlicherweise Probleme beim Ticketkauf gab. „Wir sind mit dem Verkehrsunternehmen in Kontakt und haben nochmals um besondere Aufmerksamkeit bei der Ausgabe der Stadttickets gebeten“, betont die Mitarbeiterin der Pressestelle. Ihre Empfehlung: Wer bemerkt, dass er ein Ticket für eine falsche Stadt bekommen hat, sollte den Busfahrer gleich darauf ansprechen. Im Fall einer Kontrolle sei mit Kulanz seitens des Prüfpersonals zu rechnen.