Auf der Suche nach einem Standort für den neuen SSB-Betriebshof rückt ein Gebiet an der Markungsgrenze der Großen Kreisstadt in den Fokus. Oberbürgermeister Michael Makurath verknüpft seine Zustimmung mit einer kühnen Forderung.

Ditzingen - Das Thema hat unversehens an Dynamik gewonnen, die so vor wenigen Wochen nicht absehbar war. Doch auf einmal tut sich für Ditzingen die Möglichkeit auf, an das Streckennetz der Stadtbahn angeschlossen zu werden. Die Chance dazu besteht dann, wenn das neue Depot der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) tatsächlich im Stuttgarter Stadtteil Weilimdorf, unmittelbar an der Markungsgrenze zu Ditzingen gebaut wird.

 

„Das ist ein interessantes Unterfangen – wenn es für uns Vorteile bringt“, sagt der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath zu den neuen Plänen der SSB. Denn ein Anschluss Ditzingens an die Stadtbahn müsse damit verbunden sein. „Sonst hat es für uns relativ wenig Nutzen“, stellt er klar. Im Gemeinderat erteilte er am Dienstag auch der Überlegung eine Absage, sich mit der bereits geplanten Anbindung des nahen Stuttgarter Stadtteils Hausen an das Streckennetz der U-Bahn zu begnügen. „Das wäre mir zu wenig für den Standort.“

Noch ist es allerdings längst nicht so weit, dass der Ditzinger praktisch vor seiner Haustür in die Stadtbahn nach Stuttgart steigen kann. Weder der Standort für das von der SSB dringend benötigte Depot, noch die Verlängerung der Linie U 13 ins Strohgäu sind beschlossen. In den nächsten Wochen werde es erste Gespräche mit der SSB geben, sagt Michael Makurath.

Und allein bis der Betriebshof gebaut und Hausen angebunden ist, werden laut der SSB fünf bis sechs Jahre vergehen. Die neukonzipierte U 13 wird zwischen Weilimdorf und Wolfbusch an der B 295 entlangführen, dann über Kreuzung Flachter Straße bis hin zum neuen Depot, das unmittelbar an das Ditzinger Industriegebiet angrenzt. Von dort verläuft die Strecke dann nach Süden, bis in den Stadtteil Stuttgart-Hausen.

Die Zeit drängt

Der neue Betriebshof im Nordwesten von Stuttgart wird notwendig, weil die SSB vor allem wegen der Ausdehnung des Angebots weitere Abstellplätze für die Züge benötigt. Die neue, 280 Meter lange und bis zu 120 Meter breite Wagenhalle soll rund 40 Abstellplätze haben. Die SSB geht nach eigenen Angaben von einem Flächenbedarf von drei bis vier Hektar aus sowie einer Investition von rund 60 Millionen Euro.

Seit Wochen wird um ein Standort für das Betriebsgebäude gerungen. Am Widerstand der Stuttgarter Bürger, die vor allem den zusätzlichen Lärm fürchteten, waren mehrere Varianten gescheitert. Am Montagabend präsentierte die SSB ihnen dann die nun diskutierte Variante. Sie stieß auf Zustimmung. Für die Umsetzung muss die SSB aber noch etliche Hürden nehmen. Das Gelände liegt nämlich in einer streng geschützten Grünzäsur. „Sie trennen Siedlungsbereiche. Man kommt nicht ohne Weiteres daran vorbei“, erklärt Thomas Kiwitt, der Verkehrsplaner der Region. Die Grünzäsur trennt Ditzingen und Stuttgart.

Zielt ist ein Stopp in Ditzingen

Eine Bebauung der Grünzäsur sei eigentlich nicht möglich. Ausnahmen jedoch gebe es, müssten aber gut begründet werden, sagt Kiwitt. Und sowohl vom Planungsausschuss des Regionalverbands als auch dem Regierungspräsidium abgesegnet werden. Das Verfahren im Regierungspräsidium sei davon unabhängig und keineswegs nur ein formales Procedere, präzisiert Kiwitt. Die Diskussion im Planungsausschuss könne immer auch neue Prioritäten setzen. Zudem habe auch der Stuttgarter Gemeinderat ein Wörtchen mitzureden. Dessen Ausschuss berät im Juni.

Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath sitzt für die Sozialdemokraten im Regionalverband. Ein weiterer Regionalrat aus Ditzingen ist der christdemokratische Stadtrat Sven Sautter. „Jetzt gilt es, eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen und mit einer möglichen Stadtbahnanbindung der Ditzinger Gewerbegebiete konzeptionell zu beginnen“, fordert er. Das Ziel sei ein Stadtbahnhalt in der Nähe von Trumpf und Thales.

Sven Sautter verweist wie sein Regionalratskollege Makurath darauf, dass man die Nachteile eines Depots nicht in Kauf nehmen werde, ohne die Vorteile einer Stadtbahnanbindung zu erhalten. Wenngleich am aktuell geplanten Standort des Betriebshofs keine Anwohner vom Lärm tangiert seien, dürfe es nicht nur um eine gute Lösung für Weilimdorf gehen. Um regionale Bedeutsamkeit und damit die planungsrechtliche Ausnahmegenehmigung zu erlangen, müsse es das Ziel sein, „mehr Menschen auf die Schiene zu bringen“.