Der öffentliche Nahverkehr in Esslingen soll attraktiver werden, um neue Fahrgäste für einen Umstieg zu gewinnen. Die Stadt hat einen Maßnahmenkatalog erarbeitet.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Es soll der große Wurf werden. In der Vergangenheit war aus einzelnen Esslinger Stadtteilen immer wieder der Wunsch an den für den ÖPNV verantwortlichen Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust herangetragen worden, einzelne Buslinien zu modifizieren. Doch Rust hatte solche Detailveränderungen mit Verweis auf eine geplante große Lösung abgelehnt. Am Dienstag hat er nun das Ergebnis der zehnmonatigen Bemühungen der Stadt, des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE), des Landkreises und des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) vorgestellt.

 

Dabei standen drei Fragen im Mittelpunkt: Wo gibt es den größten Verbesserungsbedarf? Wie kann man den Bahnhof besser ins Busliniennetz integrieren? Und: Wie lassen sich Verspätungen vermeiden? – Zur Lösung dieser Aufgaben soll es in den kommenden zwei Jahren acht Veränderungen geben.

Die Talstraße wird für den ÖPNV erschlossen

Statt eines ehrenamtlichen Bürgerbusses, der in den nördlichen Stadtteilen in den Gebieten Seracher Bärenwiesen und Wäldenbronner Talstraße hätte fahren und auch den Stadtteil Wiflingshausen besser an den ÖPNV anbinden sollen, wird nun die Linie 110 so verlegt, dass die Talstraße besser bedient werden kann.

Die Linie 112 wiederum wird – mit Ausnahme der morgendlichen Fahrten an den ZOB – künftig von 9 bis 17 Uhr von Wiflingshausen nach Wäldenbronn und anschließend weiter nach Serach in einem 40-Minuten-Takt fahren. Von 17 bis 23.30 Uhr verkehrt die Linie im 30-Minuten-Takt bis Wäldenbronn. Von dieser Taktverdichtung verspricht sich die Stadt eine erhebliche Attraktivitätssteigerung. Zudem werden Umstiegsmöglichkeiten auf die Linien 111 und 110 eingerichtet.

Erhebliche Veränderungen in Zell

Erhebliche Veränderungen gibt es auch in Esslingen-Zell. Dort soll mit der 117 eine gänzlich neue Linie als Stadtteilbus eingerichtet werden. Sie bringt die Fahrgäste sternförmig vom und zum Bahnhof Zell und damit zur S-Bahn und den Buslinien 102, 103, 115, 138 und 140. Damit bekommt auch das Wohngebiet Egert eine dauerhafte ÖPNV-Anbindung. Die Linie soll mit Kleinbussen betrieben werden, um den eingeschränkten Wendemöglichkeiten an den Endpunkten Rechnung zu tragen. Die Umsetzung dieser Maßnahme ist allerdings erst im Sommer 2021 geplant.

Auch sollen diverse Haltestellen der Linie 102 und 103 verlegt werden, um Verspätungen zu reduzieren. Das Busterminal der Linie 105 beim Esslinger Klinikum wird zur Kinderklinik verlegt, damit die Fahrgäste von einem komfortablen Wartebereich direkt im Erdgeschoss der Kinderklinik profitieren können. Umsetzung: sobald wie möglich.

Direkte Verbindung zwischen Hochschulstandorten

Der Linienverlauf der Linie 105 wird vom nördlichen auf den südlichen Altstadtring verlegt. So entsteht eine direkte Verbindung zwischen den Hochschulstandorten Stadtmitte und Flandernhöhe. Gegenläufig zur Linie 105 wird die Linie 111 vom südlichen auf den nördlichen Altstadtring verlagert.

Etwas überraschend fehlt in der nun vorgelegten Liste ein zentrales Projekt: Der von mehreren Fraktionen angeregte Altstadtbus, der innerhalb des Altstadtrings fahren sollte, wird von den Experten nicht befürwortet. Ingo Rust argumentiert, dass es in diesem Gebiet eine große Auswahl an Fahrtmöglichkeiten gebe, mit denen viele zentrale Ziele mit kürzerer Wartezeit und deutlich schneller als mit einem Altstadtbus erreicht werden könnten.