ÖPNV in Ludwigsburg Stadtticket soll trotz Sparzwang bleiben

Vor allem für Erledigungen in der Innenstadt von Ludwigsburg wird der Bus mit dem Stadtticket gern genutzt. Foto: Simon Granville

Die Ludwigsburger Stadtverwaltung würde das Stadtticket gern kündigen, weil es große Löcher in die Kasse reißt. Doch wahrscheinlich muss man an anderen Stellen sparen.

Ludwigsburg: Sabine Armbruster (sar)

Dass die Finanzlage von Ludwigsburg nicht rosig ist und der Pleitegeier schon seine Bahnen über der Barockstadt zieht, müssen die Spatzen gar nicht mehr von den Dächern pfeifen, weil es schon seit letztem Jahr bekannt ist. Sparen ist also angesagt – doch wo und wie, das ist eine Frage, die noch für viele Diskussionen sorgen dürfte. Das zeigt auch die jüngste Debatte im Mobilitäts- und Umweltausschuss des Gemeinderats.

 

Die Verwaltung hätte es gern gesehen, wenn das freiwillige Angebot des vergünstigten Stadttickets spätestens zum 31. Juli gekündigt würde. Möglich wäre das, weil der VVS zum August wieder seine Preise erhöht und die Stadt damit von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen könnte.

Städtischer Zuschuss seit der Einführung deutlich gestiegen

Allein: Die deutliche Mehrheit der Ausschussmitglieder zog dabei nicht mit. Und das, obwohl der Mobilitätsbürgermeister Sebastian Mannl die Kosten dafür auf rund eine Million bezifferte – mehr, als aktuell zugeschossen wird.

Als das Stadtticket im Jahr 2018 eingeführt wurde, gefiel sich Ludwigsburg in seiner Vorreiterrolle. Andere Städte zogen nach, Kornwestheim und Remseck beispielsweise im Jahr 2020, Marbach im vergangenen Jahr. Doch vor sechs Jahren musste die Stadt auch nur 1,51 Euro je Ticket zuschießen, aktuell sind es 2,21 Euro pro Stadtticket für eine Einzelperson und 3,94 Euro pro Stadtticket Gruppe, nach der erneuten Preisanhebung des VVS wird von August an ein Subventionsbetrag von 2,31 Euro für das Einzelticket und von 4,34 Euro für das Gruppenticket fällig.

Je mehr Nutzer, desto teurer für die Stadt

Abhängig ist die nötige Subventionssumme auch davon, wie stark das Ticket in Anspruch genommen wird. Und das wiederum ist aktuell ein Stück weit Kaffeesatzleserei. Denn inzwischen gibt es das Deutschlandticket, das für diejenigen, die häufiger mit dem ÖPNV unterwegs sind, preislich sehr attraktiv ist. Wenn es jedoch, was recht wahrscheinlich sein dürfte, im kommenden Jahr teurer wird, könnte das Stadtticket von mehr Menschen genutzt werden, was die Belastung für die Stadt erhöhen würde.

Um von dem Sonderkündigungsrecht wegen der Preiserhöhung des VVS Gebrauch machen zu können, müsse man jedoch schon jetzt entscheiden, so Mannl. Speziell vor dem Hintergrund umweltfreundlicher Mobilität wäre es „traurig, wenn das Stadtticket nicht fortgeführt würde, aber die Kosten könnten sich im nächsten Jahr auf mehr als eine Million aufsummieren. Und da gibt es eine klare finanzpolitische Haltung unsererseits, wir würden der Sonderkündigung folgen“, machte der Bürgermeister deutlich. Er glaubt, dass das Ticket zu einem guten Teil auch von denjenigen genutzt wird, die sich ohne weiteres den normalen Fahrpreis leisten könnten.

„Lieber die Venezianische Messe kaputtmachen“

Damit brachte er Christine Knoß von den Grünen gegen sich auf. „Ich war selten so wütend wie in dem Moment, als ich diese Vorlage gesehen habe“, erklärte sie. „Die Stadt hat wenig Geld, aber das ist die falsche Stelle zum Sparen.“ Da täte es weniger weh, „wenn man die Venezianische Messe kaputtmacht“. Sie glaubt, im Bus säßen vor allem diejenigen, die keine Alternative hätten – alte, junge und arme Menschen ohne eigenes Auto. „Aus Umweltgründen fahren die wenigsten mit dem Bus.“ Ältere nutzten das Stadtticket für den Marktbesuch, den Weg zum Arzt, ins Sanitätshaus oder in die Apotheke. Für diese Fahrten sei selbst das 49-Euro-Ticket viel zu teuer und lohne sich nicht. Ohne Stadtticket seien die Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt.

Die Vertreter der anderen Fraktionen sprachen sich aus verschiedenen Gründen ebenfalls für die Erhaltung des Stadttickets aus. Lediglich Stefanie Knecht von der FDP zeigte sich „überrascht, wie leicht hier einer Million zugestimmt wird.“ Für sie ist das Deutschlandticket für aktuell 49 Euro angesichts der klammen Stadtfinanzen durchaus eine Alternative. Letzten Endes stimmte jedoch die Mehrheit dafür, nicht von dem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Allerdings wird das Stadtticket künftig teurer. Ab August kostet es für eine Einzelperson 3,80 Euro statt 3,50 Euro, der Gruppenpreis steigt von 7 auf 7,60 Euro.

Kornwestheim klar für Erhalt des Stadttickets

Die letzte Entscheidung, ob das Stadtticket erhalten bleibt, fällt formal zwar der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch. Angesichts der deutlichen Mehrheit im Ausschuss dürfte diese Entscheidung aber kaum anders ausfallen.

In Kornwestheim übrigens stand das Stadtticket auch auf der Tagesordnung. Da wurde aber schon seitens der Verwaltung für eine Fortführung bis Ende nächsten Jahres plädiert, erst im zweiten Quartal soll dann anhand der Zahlen neu entschieden werden. Der Ausschuss stimmte dem zu.

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