In Stuttgart-Plieningen ist der Wunsch nach einer Direktverbindung per Bahn in die Innenstadt schon lange da. Laut SSB verschiebt sich das Projekt um zwei Jahre. Diese Nachricht ruft den Unmut verschiedener Akteure hervor.

Seit Jahren ist es der Wunsch des rund 13 400 Einwohner zählenden Stadtbezirks Plieningen, eine direkte Stadtbahnlinie ins Stuttgarter Zentrum zu bekommen. Bisher gibt es nur Buslinien, die direkt in die Stadtmitte fahren. Jene Stadtbahnlinie ist seit geraumer Zeit in Planung, soll aber nicht wie ursprünglich angedacht U5b, sondern U25 heißen und über Möhringen durch das Zentrum zum Höhenpark Killesberg führen.

 

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Damit dies klappt, muss in Möhringen die U3 mit der U6 durch einen Gleisbogen – Möhringer Kurve genannt – mit der ein Höhenunterschied überwunden werden muss, verbunden werden. 2025 sollte diese Linie fertig sein, doch nun ist von der SSB eine zweijährige Verzögerung bis 2027 ins Spiel gebracht worden. Dagegen regt sich heftiger Widerstand.

Von Bürgern auf die Stadtbahnlinie angesprochen

Der CDU-Stadtrat Jürgen Sauer, Aufsichtsratsmitglied der SSB, ist nach eigenen Angaben immer wieder von Bürgern auf die Linie angesprochen worden. In einer der letzten Aufsichtsratssitzungen fiel ihm die Terminverschiebung bis 2027 durch die SSB auf. Die Verzögerung um zwei Jahre für den Start der U25 erst im Jahr 2027, sagt Sauer, sei „aus mehreren Gründen inakzeptabel und nicht nachvollziehbar“.

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Zum einen, weil der SSB-Aufsichtsrat diesen Start bereits für 2025 abgesegnet habe, dieser Zeitpunkt verbindlich im bis zum Jahr 2025 geltenden Nahverkehrsplan (NVP) der Stadt Stuttgart festgehalten und vom Gemeinderat beschlossen worden und die Öffentlichkeit über diesen Zeitplan informiert worden sei. „Wir stehen hier im Wort bei der Bevölkerung im Stadtbezirk Plieningen, die von dieser neuen Stadtbahnlinie ebenso profitieren wird wie die zusammen rund 11 500 Studierenden und Mitarbeiter an der Universität Hohenheim“, sagt Sauer.

Entlastung der Landhauskreuzung in Möhringen

Zum anderen sei die Entlastung der Landhauskreuzung in Stuttgart-Möhringen ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt. Dort will der Investor Hines an der Plieninger Straße 140 Büros mit 3900 Arbeitsplätzen bauen, was laut einer Studie der Stadt zu rund 4200 zusätzlichen Fahrten führen werde. Hinzu kämen weitere Fahrgäste entlang des vorgesehenen Streckenverlaufs, zum Beispiel die Besucher des SI-Centrums als eine der größten Freizeiteinrichtungen Stuttgarts mit zwei Musicaltheatern, sechs Kinosälen, der Spielbank Stuttgart, zwei Hotels und den Schwabenquellen. Und zu guter Letzt profitierten auch die Bewohner am anderen Streckenende auf dem Killesberg von der zweiten Stadtbahnlinie neben der bereits bestehenden Stadtbahnlinie U5.

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Aus all diesen Gründen hat Jürgen Sauer den Planern der SSB eine Hausaufgabe gegeben: „Ich bin nicht bereit, diese Verschiebung hinzunehmen, und habe deshalb in der Aufsichtsratssitzung der SSB am 22. März beantragt, dass dieses Thema in der kommenden Sitzung noch vor der Sommerpause auf die Tagesordnung gesetzt und ein Lösungsvorschlag präsentiert wird, wie der ursprünglich vereinbarte Zeitplan eingehalten werden kann.“

Das sagt die Uni Hohenheim zur Verzögerung

Auch an der Universität Hohenheim herrscht wegen der Verzögerung Aufregung. „Das ist auch angesichts des voranschreitenden Klimawandels und der Verpflichtungen zur Klimaneutralität ein schwerer Rückschlag. Deshalb unterstützen wir die Initiative, die sich um die Verkürzung der Realisierung des Projektes Möhringer Kurve einsetzt“, sagt Elke Strub, die wesentlich mit der Ausarbeitung des Mobilitätskonzepts der Uni betraut ist.

Die Universität Hohenheim habe bereits im Jahr 2017 „mit dem baulichen Masterplan zur Campusentwicklung“ ein Mobilitätskonzept vorgelegt. Dessen Hauptziele seien die Stärkung der nachhaltigen Mobilität zum Campus, die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung, Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs. Dieses Konzept sei von den universitären Gremien, dem Gemeinderat in Stuttgart und dem Finanz- sowie dem Wissenschaftsministerium beschlossen worden. Seitdem arbeite die Uni an der Umsetzung.

Umstieg vom Auto zum ÖPNV

Ein wichtiger Baustein darin sei die Stärkung des ÖPNV, zunächst die Buslinienverbindung 65 von Obertürkheim über den Campus bis zum Flughafen, die bereits realisiert worden sei. „Um noch mehr der rund 9000 Studierenden und er circa 2500 Beschäftigten der Universität zum Umstieg vom Auto zum ÖPNV überzeugen zu können, wird der Ausbau der sogenannten Möhringer Kurve für eine umstiegsfreie Verbindung vom Killesberg über den Hauptbahnhof bis nach Plieningen benötigt“, sagt Elke Strub.

Auch vom Bezirksamt Plieningen erhält Jürgen Sauer Rückenwind. „Wir brauchen die direkte Anbindung an die Innenstadt so schnell wie möglich“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Stephanie Reinhold. Mit der U25 erhalte der ÖPNV Auftrieb, denn eine Bahnverbindung sei „deutlich attraktiver als eine Busverbindung“.