Fahrgäste, die von Stuttgart-Degerloch nach Stuttgart-Hoffeld unterwegs sind, müssen neuerdings an einem unwirtlichen Ort einsteigen. Das ist nicht das erste Mal, wie sich eine Busnutzerin erinnert.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Eine verlegte Bushaltestelle in Stuttgart-Degerloch bringt die Betroffenen nach wie vor auf. Eine Bewohnerin des Hoffeld fühlt sich an eine Situation vor Jahren erinnert. Die ältere Dame, die ihren Namen nicht veröffentlicht wissen will, berichtet von der Zeit, als der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Degerloch gebaut worden sei. Als er fertig gewesen sei, sei die Bushaltestelle für die Linien ins Hoffeld ebenfalls an die Löffelstraße verlegt worden. „Das war unmöglich“, erzählt die Hoffelderin. Wegen des Protests der Fahrgäste sei der Busstopp dann schließlich wieder zurückgezogen. Und nun gehe es wieder von vorne los.

 

Zur Erklärung: Die Haltestelle für die Buslinien 70 und 71 in Richtung Hoffeld sind vor Kurzem an die Löffelstraße vor das Gebäude Nummer 4 verlegt worden. Die Löffelstraße dürfte den meisten als B 27 geläufig sein, es ist eine Stadtautobahn; dürften Busfahrgäste wählen, ob sie lieber an einem Omnibusbahnhof oder an einer mehrspurigen Straße zusteigen wollen, die Entscheidung dürfte eindeutig ausfallen.

Der Weg zur Haltestelle ist beschwerlich

Dass es sich bei der Interimshaltestelle um einen unwirtlichen Ort handelt, ist die eine Sache, die die Degerlocher aktuell umtreibt. Die andere ist: Der Weg dort hin erscheint beschwerlich. Die Busfahrgäste müssen Treppen steigen und die Löffelstraße über eine Brücke queren. Das erscheint vielen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, als Zumutung. Bei unserer Zeitung hatten sich mehrere Betroffene aus dem Hoffeld gemeldet und ihr Leid geklagt.

Das Thema hat inzwischen die Runde gemacht. Der Degerlocher Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz ist damit befasst und hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) kontaktiert. Wegen des Jahreswechsels und der Ferien gebe es allerdings hierzu noch keine neuen Erkenntnisse. Er wolle nun „die ungezählten Rückmeldungen zusammenfassen und an die SSB AG weiterleiten“, erklärt er. „Mir liegt viel daran, ins Gespräch zu kommen. Vor allem im Hoffeld belastet die momentane Haltestellen-Verlegung viele ältere Menschen, da muss einfach noch etwas geschehen.“

Mitarbeiter machen sich Sorgen

Ebenfalls involviert ist die Direktorin des Hoffelder Lothar-Christmann-Hauses, Elisabeth Dittrich. Sie wisse von mehreren Bewohnern aus dem Alten- und Pflegeheim, die sich gegen die Verlegung der Bushaltestelle engagieren würden, sagt sie. Und auch sie sehe Handlungsbedarf. Wegen der Bewohner, aber auch wegen der Mitarbeiter. Diese hätten berichtet, dass die Situation ungut sei. Es seien viele Frauen, die an dem kalten, dunklen Ort auf den Bus warten müssten. „Sie machen sich Sorgen“, sagt Dittrich.

Gereizt reagiert Uli Demeter, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Hoffeld, aufs Thema. Erst gerade sei er wieder auf der Straße deshalb angesprochen worden. Die Verlegung der Bushaltestelle an die B 27 bezeichnet er als „selten blöd“. Wer das entschieden habe, kenne die Menschen im Hoffeld nicht. Diese seien nicht mehr die Jüngsten. Er ist auch Bezirksbeirat für die Freien Wähler und zuversichtlich, dass die Bushaltestelle bei der nächsten Sitzung besprochen werde.

Laut SSB hat der Degerlocher ZOB seine Kapazitätsgrenze erreicht. Das sei auch der Grund für die Verlegung. Seit im Dezember 2020 die zweite Schnellbuslinie X4 Degerloch eingeführt worden sei, habe eine andere Linie Platz machen müssen. Fahrgästen, die nach Hoffeld fahren möchten, empfiehlt die SSB die Haltestelle an der Epplestraße.