Beim Öffentlichen Personennahverkehr will sich Ludwigsburg mehrere Wege offen halten: Die Stadt favorisiert das BRT-System, schließt aber auch die Alternative Niederflurbahn nicht aus.

Ludwigsburg - Es bleibt dabei: beim Thema Stadtbahn fährt die Stadt Ludwigsburg eine Doppelstrategie. Geprüft werden soll nun sowohl ein Anschluss an die Stadtbahn als auch ein Streckenausbau für das BRT-Schnellbussystem samt einer Reaktivierung vorhandener Bahntrassen im Landkreis. Das hat der Bauausschuss des Gemeinderats am Donnerstag einstimmig beschlossen. Wichtig sei es nun, möglichst rasch erste Fakten zu schaffen.

 

Stadtverwaltung und Ratsgremium waren sichtlich bemüht, den Beschlusstext so zu formulieren, dass er weder eine „falsche Festlegung auf ein System“ noch einen falschen Zungenschlag enthielt, der bei der Kreisbehörde oder einer der Nachbarkommunen als Affront gewertet werden könnte. Die Fraktionen hangelten sich an den Vorgaben des sogenannten Kompromisses des Verkehrsministeriums entlang, betonten aber ebenso häufig, die Notwendigkeit, „doppelgleisig“ zu planen.

Dank des Kompromisses gewinnen die Stadtbahn-Befürworter als auch die -Gegner Zeit. Nun sollen Förderanträge für das von Ludwigsburg bevorzugte Schnellbussystem als auch für eine Stadtbahn zwischen Remseck und Ludwigsburg gestellt werden. So könne man sich zunächst alle Optionen offenhalten, hatte Ministerialdirektor Uwe Lahl den Partnern bei einem gemeinsamen Gespräch nahegelegt – und damit einen Ausweg aus der seit Monaten festgefahrenen Situation gewiesen, in der sich Landrat Rainer Haas als Stadtbahn-Befürworter auf der einen Seite und Oberbürgermeister Werner Spec als ausgewiesener BRT-Verfechter gegenüberstanden.

„Wenn Stadtbahn, dann Niederflur“

Den Vertretern von CDU und Freien Wählern ist es wichtig, dass damit zugleich die Variante einer Hochflurbahn aus dem Rennen ist. „Wir haben die Hochflurbahn immer abgelehnt“, erinnerte CDU-Sprecher Klaus Herrmann. Sie benötige viel zu viel Straßenraum und sei in der barocken Innenstadt nicht zu verwirklichen. „Wenn eine Stadtbahn kommt, dann eine Niederflurbahn“, sagte Herrmann.

Dank dieses Kompromisses sei „endlich der Knoten geplatzt“, sagte Markus Gericke, dessen Grünen-Fraktion ebenfalls schon seit Jahren stets nur eine Niederflurvariante favorisiert hat. Er warnte aber auch davor, „dass nun jeder sein Süppchen kocht“. Denn im Grundsatz bedeute die Einigung auch, dass der Landkreis die Federführung für die Planungen zum Stadtbahnausbau zwischen Ludwigsburg und Remseck übernimmt, während Ludwigsburg in Sachen Trassenreaktivierung und Schnellbusausbau die Fäden ziehen wird. Das wolle gut verzahnt sein, meinte Gericke: „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen.“

Die jüngste öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema Stadtbahn Anfang April sei „eine reine Werbeveranstaltung für das BRT-System“ gewesen, bedauerte Margit Liepins (SPD). „Von der Stadtbahn wurde da überhaupt nicht geredet.“ Darum sei ihre Fraktion auch nicht restlos überzeugt von der Doppelstrategie. Es sei einfach zu offensichtlich, dass der OB keine Stadtbahn wolle. „Ich habe immer gedacht, das Argument der Stadtbahngegner seien die hohen Kosten“, sagt Liepins, „aber heute weiß ich, dass Geld keine Rolle spielt.“ Denn nach wie vor sei völlig unklar, wie hoch die Kosten für Gleisinstandsetzungen und eine BRT-Einführung sein werden – und wer welchen Anteil davon übernehmen wird.

Auch Fördergeld ist Geld der Steuerzahler

Die Verwaltung müsse jetzt dafür sorgen, dass verlässliche Zahlen auf den Tisch kämen, sagte Klaus Herrmann: „Wir müssen wissen, wie hoch die Investitionskosten sind, aber auch, welche Folgekosten auf uns und die beteiligten Kommunen zukommen.“ Die Rechnung werde auch dann nicht besser, wenn mehr Fördergeld vom Staat zu erwarten ist, betonte Andreas Rothacker. „Ich kann das nicht mehr hören: auch Fördergelder sind Steuergelder. Auch die müssen wir verantworten.“

Die höchste Priorität komme nun der Kommunikation zu, meinte der Baubürgermeister Michael Ilk. „Wir müssen für unsere Idee werben, und wir müssen schauen, wo welches System Sinn macht.“