Auf der Rodelbahn Königslehen in Radstadt kann man sich in eine Trendsportart verlieben - sechs Kilometer Serpentinen verschaffen Glücksgefühle.

Radstadt - Schlittenfahren kann jede(r). Und runter geht’s immer. Aber rodeln auf einer richtigen Rodelbahn ist etwas anderes. Eine Mordsgaudi, um es vorwegzunehmen. „Königlich rodeln“, so der Werbeslogan, kann man etwa auf der Rodelbahn Königslehen in Radstadt. Die ist mit sechs Kilometer Strecke nicht die längste in den Alpen, sondern eher Durchschnitt. Für Rodelanfänger allerdings durchaus eine Herausforderung. Das Wichtigste ist die richtige Ausrüstung: An der Talstation kann man bei Christian (29) gegen ein Pfand von fünf Euro schweres Gerät ausleihen - die Holzschlitten mit zwei Kufen und Metallschienen sind vertrauenseinflößend stabil und lassen sich im Vergleich zu klapprigen Plastikbobs oder Gummireifen ganz gut lenken. Wie gut, das hängt vom Geschick des Rodlers ab.

 

Bereits nach 100 Metern trennt sich Spreu vom Weizen

Der sollte mit Helm, Skibrille und festem Schuhwerk bewehrt sein, denn unterwegs nimmt der Rodel rasant an Fahrt auf. Und man muss ja irgendwie die unzähligen Serpentinen heil überstehen. Bereits auf den ersten 100 noch vergleichsweise flachen Metern der Bahn trennt sich die Spreu vom Weizen. Kollege R., im weiteren Streckenverlauf auch Racing Reimund genannt, hat den Bogen am besten raus. Das muss man neidlos eingestehen. Er bremst kaum - und wenn, dann nur kurz. Um die teils engen Haarnadelkurven segelt er souverän mittels beherzter Gewichtsverlagerung und Einsatzes des entsprechenden Fußes - nach rechts lenkt der Rodel, wenn man den Absatz des rechten Schuhs in den Schnee rammt. Kollege R. kommt hier seine Motorraderfahrung zugute, denn man muss sich schon ordentlich in die Kurve legen. Und so gleitet und rauscht man, Kurve um Kurve, auf seinem Gefährt auf der rund drei Meter breiten, bestens präparierten Bahn in Richtung Tal, dass die Schneeflocken nur so stieben. Links und rechts an den als Pufferzonen hochgezogenen Schneerändern weiß überzuckerte Nadelbäume, das Raumgefühl lässt sich mit tunnelartig gut umschreiben. Man denkt zwischendurch an Wilhelm Tell („Durch diese hohle Gasse . . .“) oder an Räuber Hotzenplotz.

Doch immer wieder öffnet sich der Blick in die Landschaft. Besonders schön ist es in der Abenddämmerung, wenn der Mond bereits am Himmel zu sehen ist. Hobby-Neurobiologen ahnen, dass ungeahnte Mengen an Glückshormonen ausgeschüttet werden. Kollegin C. berichtet später, sie habe unterwegs die ganze Zeit über grinsen müssen - es stimmt, rodeln macht tatsächlich einen Heidenspaß. Und man kann mit der Gondel so oft hinauf, wie man möchte, das ist im Preis inbegriffen. Noch abenteuerlicher wird es beim Nachtrodeln, an zwei Wochentagen (dienstags und freitags) ist die Bahn abends beleuchtet. Man wird leicht zum Wiederholungstäter. Wie Patricia (39) und Hansi (35) Schwaighofer aus der Nähe von Bischofshofen. Hansi: „Unsere Jüngere hatten wir hier in Radstadt schon im Fellsack mit dabei, als sie noch ganz klein war.“ Sophia ist mittlerweile drei Jahre alt, sie und ihre Schwester Celina (7) strahlen, als sie an der Talstation unten ankommen. Kinder unter sechs Jahren müssen vorn zwischen den Beinen eines Erwachsenen auf den Rodel - unbedingt langsam und sehr vorsichtig fahren, heißt hier die Devise, das Kind ist ja kein Airbag. Denn so ganz trivial ist dieser Trendsport eben doch nicht. Selbst Racing Reimund bekommt einmal die Kurve nicht und landet im pulvrigen Schneerand. Aber das gehört zum „königlichen Rodeln“ unbedingt dazu. Der Schnellste ist er trotzdem. Darauf einen dampfenden Glühmost zur Abfahrtsanalyse beim Après-Rodeln im Liftstüberl Unterberg. Auch das ist Pflicht.