Die Hollywood-Schnulze „The Sound of Music“ kam vor 50 Jahren in die Kinos. Bis heute lockt sie Hunderttausende Touristen an die Drehorte.

Salzburg - „Guten Morgen, ihr Lieben. Ich bin Trudy - und in den nächsten vier Stunden zeige ich euch die schönsten Drehorte von ,The Sound of Music‘. Das wird eine tolle Fahrt!“ So stellt sich die Reiseleiterin im dunkelblauen Dirndl vor. Trudy, die aus England stammt und schon seit über zehn Jahren in Salzburg lebt, leitet eine der populären, stets englischsprachigen „The Sound of Music“-Rundfahrten: Einen halben Tag lang geht es mit dem Anbieter Panorama Tours auf den Spuren des inzwischen 50 Jahre alten Hollywood-Films im Bus durch Salzburg und das Salzkammergut. Trudy wird die Fahrt mit allerhand Anekdoten garnieren, etwa damit, dass die echte Trapp-Familie mit dem Zug nach Italien floh - und nicht wie im Film in einer Nacht-und-Nebel-Aktion über den Untersberg. Sie wird ihre Gäste mit Infos füttern, sie zum Lachen bringen - vor allem aber zum Schunkeln, Mitsingen, ja sogar zum Jodeln. „Schnitzel with noodles“, „do, re, mi“ und natürlich „Edelweiß, Edelweiß“ schallt es dann durch den Bus. Die Mitreisenden bekommen beim Trällern rote Backen und feuchte Augen.

 


In vielen Ländern der Welt gehört der Film zum nationalen Kulturgut

Wer sich nun fragt, um was es sich bei „The Sound of Music“ eigentlich handelt, kann kein Amerikaner, kein Engländer, kein Japaner, kein Australier und auch kein Inder sein. In vielen Ländern der Welt gehört der Film, der romantisiert die Geschichte der Trapp-Familie erzählt, zum nationalen Kulturgut. Er gilt als eine der erfolgreichsten Hollywood-Produktionen aller Zeiten und läuft meist zu Weihnachten und Silvester, wo dann mehrere Generationen vor dem Fernseher zusammensitzen und mitfiebern. In Österreich und auch in Deutschland ist der Inbegriff für familientaugliche Unterhaltung allerdings weitgehend unbekannt. Oder wer hat je von „Meine Lieder, meine Träume“ gehört, wie der Film auf Deutsch heißt? Einige mögen sich an die Heimatfilme „Die Trapp-Familie“ und „Die Trapp-Familie in Amerika“ mit Ruth Leuwerik aus den 50er Jahren erinnern. Dennoch kurz der Inhalt: Maria (gespielt von Julie Andrews) kommt in den 30er Jahren als junge Novizin zur Familie von Trapp, wo sie sich um die sieben Kinder des verwitweten Barons kümmern soll. Sie erobert erst die Herzen der Kinder, dann das des Barons. Da die Kinder sehr musikalisch sind, gründet Maria einen Familienchor - mit Erfolg.


Als sie vor den Nazis singen sollen, lehnen die Trapps ab und müssen fliehen. Im echten Leben, der Film beruht auf den Erinnerungen Maria von Trapps, startet die Familie nach der Flucht in den USA eine beeindruckende Sangeskarriere. Klar, dass die anrührende Geschichte zum Broadway-Musical und Hollywood-Streifen verarbeitet wurde. Demnächst kommt eine Neuverfilmung in die Kinos, als deutsch-österreichische Koproduktion: „Die Trapp-Familie - Ein Leben für die Musik“. Vielleicht gibt es dann künftig auch deutschsprachige Trapp-Touren. „Ich hab schon mit fünf alle Lieder auswendig mitgesungen“, erzählt Catherine aus London. „Meine Mutter hatte die Platte in den 60er Jahren gekauft, und wir hörten sie mehrmals täglich.“ Den Film hat sie inzwischen „sicher 50-mal“ gesehen. „Ja, es ist eine Schmonzette. Aber sie gehört einfach zu meinem Leben, zu meiner Familiengeschichte.“ Und so muss bei ihrem Salzburg-Besuch eben auch eine „Sound of Music“-Tour sein. Wie Catherine halten es jedes Jahr Hunderttausende Touristen. Mozart? Die Festspiele? Laut Gästebefragung sagen 90 Prozent der Besucher aus Übersee und Fernost, sie seien vor allem wegen des Kino-Evergreens in die Stadt gekommen.


Am Ort der berühmten Liebesszene fotografieren sich alle Teilnehmer gegenseitig

„The Sound of Music“ spült somit bis heute ordentlich Geld in die Kassen des Salzburg-Tourismus. Mehr als 300 000 Besucher buchen jährlich eine der Rundfahrten, um die Originalschauplätze ihres Lieblingsfilms zu besichtigen. Die lustige Bustour kutschiert am Stift Nonnberg vorbei, wo Maria Novizin war, macht halt an Schloss Leopoldskron, dessen Fassade als Motiv für die Trapp-Villa diente, und stoppt nun am Park von Schloss Hellbrunn. Dort steht der Glas-Pavillon, in dem die Trapp-Tochter Liesl mit ihrem Angebeteten singt und tanzt. Am Ort der berühmten Liebesszene fotografieren sich alle Teilnehmer gegenseitig - und schmettern „I am sixteen, going on seventeen“ („Ich bin 16 und gehe auf 17 zu“). „Ich will jetzt nicht wissen, was die Passanten von uns denken“, sagt Catherine und lacht. Barbara, Reiseleiterin beim Anbieter Gray Line Tours, die inzwischen mit einer anderen Truppe eingetroffen ist, fügt hinzu: „Bei mir müsste es eher ,Ich bin 60 und gehe auf 70 zu‘ heißen.“ Warum die Touren so gut ankommen? „Weil die Touristen in echt sehen wollen, wo ihr Lieblingsfilm gedreht wurde“, sagt Reiseleiterin Barbara. Oder sie möchten Familienerinnerungen schaffen. So wie das amerikanische Ehepaar Mark und Wanda, das mit seinen Teenager-Jungs Mark und Derek die Gray-Line-Tour gebucht hat.


Die Familie aus Texas, die derzeit in Stuttgart lebt, macht eine Woche lang in der Gegend Urlaub: „Da Derek den Film im Unterricht gesehen hat, machen wir jetzt die Tour - und finden es großartig.“ Weiter geht’s an den Mondsee, durch imposante Alpenkulisse, vorbei am herrlich blau schimmernden Wolfgangsee - ja, damit schindet man bei den Touristen Eindruck. „Wie romantisch“, ruft Kate aus Arizona, als sie vor der Basilika in Mondsee steht: „Hier haben Maria und der Baron im Film geheiratet.“ Eine gute halbe Stunde haben die Tour-Teilnehmer Zeit, um sich in dem lauschigen Örtchen umzuschauen. Sie essen Bratwurst und Kaiserschmarrn, kaufen Nussknacker und Filzhüte. Ein letzter Stopp am Park von Schloss Mirabell, ein paar Erinnerungsfotos auf der Treppe, wo Maria mit den Kindern „do, re, mi“ übt - und Trudy verabschiedet sich mit der Geschichte, dass Julie Andrews ihren Filmpartner Christopher Plummer derart in Grund und Boden sang, dass für ihn ein Stimmdouble engagiert werden musste. Warum der Film Menschen in aller Welt berührt? „Vielleicht, weil hier das Gute über das Böse siegt“, meint Catherine. „The Sound of Musik“ sei „keine große Kunst“: „Aber der Film ist süßer als Salzburger Nockerln.“

Infos über Salzburg und das Salzkammergut

Salzburg und das Salzkammergut


Anreise

Auto: von Stuttgart über die A 8 nach Salzburg.
Mit der Bahn zum Sparpreis ab 39 Euro, www.bahn.de


Sound-of-Music-Touren

Mehrere Anbieter haben Rundfahrten im Programm, die zu Drehorten des US-Filmklassikers „The Sound of Music“ führen. Alle Touren sind auf Englisch. Gray Line Tours etwa startet mit dem Bus zweimal täglich vom Mirabellplatz aus, www.grayline.com
Auch Panorama-Tours fährt zweimal täglich ab Mirabellplatz, www.panoramatours.com
Bob’s Special Tours bietet ähnliche Fahrten an - allerdings nicht im großen Bus, sondern im Minivan, www.bobstours.com


Unterkunft

Salzburg-City: Villa Trapp Hotel, DZ ab 90 Euro, www.villa-trapp.com
Achat Plaza zum Hirschen, DZ ab 120 Euro, www.achat-hotels.com


Filme, Musicals und Events

Die Geschichte der Trapp-Familie wurde mehrfach verfilmt. 1956 als „Die Trapp-Familie“ mit Ruth Leuwerik in der Hauptrolle. Auch die Fortsetzung „Die Trapp-Familie in Amerika“ (1958) war ein Erfolg. In den USA kam der Stoff 1959 als „The Sound of Music“ als Musical auf die Bühne. Die Verfilmung aus dem Jahr 1965 mit Julie Andrews wurde zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Im November und Dezember gibt es noch einige Aufführungen des Musicals in der Landesbühne Salzburg, www.salzburger-landestheater.at
Das Marionettentheater Salzburg hat das Stück ab Mai 2016 wieder auf dem Spielplan. www.marionetten.at
Es gibt seit mehr als 20 Jahren auch eine Dinner-Show zum Thema. www.soundofsalzburg.info/
Pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum von „The Sound of Music“ kommt am Donnerstag, 12. November, mit „Die Trapp-Familie - Ein Leben für die Musik“ als deutsch-österreichische Koproduktion eine Neuverfilmung des Stoffs ins Kino. In den Hauptrollen: Yvonne Catterfeld und Matthew MacFadyen.


Allgemeine Informationen

Tourismus Salzburg, Tel. 00 43 / 6 62 88 98 70, www.salzburg.info