Woher stammt das Geld? Fotos mit Bargeldbündeln aus seiner Zeit als FPÖ-Parteichef bringen den früheren österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache in Erklärungsnot. Am Freitag schloss die FPÖ ihn aus.

Wien - Fotos mit Bargeldbündeln aus seiner Zeit als FPÖ-Parteichef bringen den früheren österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache einem Bericht zufolge in Erklärungsnot. Die Aufnahmen, die dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen, zeigen demnach Taschen mit Bargeld dubioser Herkunft, die offenbar in Straches Dienstwagen liegen. Wie der „Spiegel“ am Freitag berichtete, wurden sie von einem Leibwächter des damaligen FPÖ-Chefs aufgenommen. 

 

Die Fotos seien auch Teil der Ermittlungsakten der Sonderkommission zur Ibiza-Affäre. Die Affäre kam durch ein Video ins Rollen, in dem Strache einer vermeintlichen russischen Investorin öffentliche Aufträge in Aussicht stellte. Nach Bekanntwerden der Aufnahmen trat Strache zurück. Am Freitag schloss die FPÖ ihn aus.

Fotos nicht manipuliert

Sachverständige werteten die Fotos der Geldtaschen im Auftrag von „Spiegel“ und „SZ“ aus. Die Prüfung habe „keinerlei Hinweise auf mögliche Manipulationen“ erbracht, zitierte der „Spiegel“ den Fotoforensiker Wilfried Kohlhof. Die Aufnahmen stammen dem Bericht zufolge aus den Jahren 2013 und 2014 und zeigen jeweils mehrere Bündel mit 100- und 50-Euro-Scheinen. 

Laut Positionsdaten wurden sie in Wien und am Wörthersee aufgenommen. In einem Fall lag das Geld in einer Tasche, die mit einem Modell identisch ist, das Strache bei anderer Gelegenheit mit sich trug. Es bestünden „keine vernünftigen Zweifel, dass es sich hier um dieselbe Tasche handeln könnte“, erklärte der Fotoforensiker Kohlhof. Auf einem anderen Foto liegt das Bargeld offenbar in einem Rucksack. 

Ein Anwalt von Straches ehemaligem Leibwächter versicherte auf Anfrage, „dass sowohl der Rucksack als auch die Sporttasche jeweils von Herrn Strache in das Auto gelegt wurden“, wie der „Spiegel“ weiter berichtete. Strache bestreite das.

Überraschungskandidat Schellenbacher

Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte demzufolge bereits im September ein anonymes Fax erreicht, in dem es hieß, Strache habe „regelmäßig Sporttaschen mit hohen Summen Bargeld erhalten“, dahinter steckten „Kräfte aus dem osteuropäischen Ausland“. Das Geld könnte, so eine Vermutung, in Zusammenhang mit einem möglichen Mandatskauf stehen. 

Demnach sollen ukrainische Oligarchen mit geschäftlichen Interessen in Österreich zehn Millionen Euro ausgelobt haben, um dem FPÖ-Mann Thomas Schellenbacher ein Mandat im österreichischen Parlament zu verschaffen. Strache hatte laut „Spiegel“ den bis dahin politisch unbekannten Unternehmer Schellenbacher 2013, einen Tag nachdem eine der Aufnahmen mit den Geldbündeln entstanden war, als Überraschungskandidaten auf der Wiener Landesliste präsentiert.