Offener Brief Joanne K. Rowling und Margaret Atwood kritisieren Klima der Intoleranz

Dutzende Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler haben vor einer Gefährdung des freien Austauschs von Informationen und Ideen durch einen Aufstieg der „Illiberalität“ beklagt. Donald Trump bedrohe die Demokratie, heißt es in dem Offenen Brief.
London - Dutzende Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler haben vor einer Gefährdung des freien Austauschs von Informationen und Ideen durch einen Aufstieg der „Illiberalität“ beklagt. Joanne K. Rowling, Salman Rushdie und Margaret Atwood unterzeichneten ein in „Harper’s Magazine“ veröffentlichtes Plädoyer gegen ideologischen Konformismus. Der Text mit dem Titel „Ein Brief über Gerechtigkeit und offene Debatte“ soll in der Oktober-Ausgabe der US-Zeitschrift erscheinen, ist aber online bereits abrufbar.
„Die Kräfte der Illiberalität werden in der ganzen Welt stärker und haben in Donald Trump einen mächtigen Verbündeten, der eine echte Bedrohung der Demokratie darstellt“, heißt es in dem Offenen Brief. „Widerstand soll sich aber nicht in seine eigene Art von Dogma oder Zwang verwandeln, die rechte Demagogen bereits ausbeuten. Die demokratische Inklusion, die wir wollen, kann nur erreicht werden, wenn wir uns deutlich gegen das intolerante Klima äußern, das auf allen Seiten einsetzt.“
Kritik an Rowlings Tweet zu Transgender
Rowling ist für ihre Ansichten zum Thema Transgender kritisiert worden, die viele Aktivisten verärgert haben. Sie hatte getwittert, sie unterstütze die Rechte von Transgender-Personen, glaube aber nicht, dass sich Konzept eines biologischen Geschlechts „löschen“ lasse. Es bleibe eine Realität.
Der Offene Brief beklagt „Intoleranz gegenüber entgegengesetzten Meinungen, eine Welle des öffentlichen Anprangerns und der Ächtung, und die Tendenz, komplexe Politikthemen in grelle moralische Gewissheit zu aufzulösen“. Auf abweichende Meinungen werde mit dem Ruf nach „schneller und schwerer Vergeltung“ reagiert.
„Schlechte Ideen können durch Entlarvung, Debatte und Überzeugung besiegt werden, nicht indem man versucht, sie zum Schweigen zu bringen oder sie sich wegwünscht“, schrieben die Autoren des Briefs. „Wir lehnen eine falsche Wahl zwischen Gerechtigkeit und Freiheit ab, die nicht ohne einander existieren können.“ Unter den Unterzeichnern sind auch der Intellektuelle Noam Chomsky, die Feminismus-Ikone Gloria Steinem und der deutsche Schriftsteller Daniel Kehlmann.
Unsere Empfehlung für Sie

Lese-Tipps in Zeiten des Coronavirus Die zehn besten Wälzer der Welt
Wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit, tausende Seiten lange Romane zu lesen. Warum es sich lohnt, diese zehn Romane und ihre skurrilen Helden zu kennen.

Lokstoff! Gratis-Lesungen am Telefon „Es entstehen anrührende Gespräche“
Die freie Theatergruppe Lokstoff! aus Suttgart versorgt Menschen mit Kunst und liest am Telefon Literatur vor – gratis. Ein Gespräch mit der Künstlerischen Leiterin Alexa Steinbrenner.

Patricia Highsmith würde 100 Jahre alt Eine Welt ohne Richtschnüre
Der Betrüger Tom Ripley ist ihre bekannteste Figur: Die am 19. Januar 1921 geborene Patricia Highsmith hat einen Schmierlappen sympathisch gemacht. Auch sonst bringen ihre Romane Leser dazu, mit komischen Typen weit mitzugehen.

Tiktok-Star Charli d’Amelio 16-jährige knackt die 100-Millionen-Marke
Charli d’Amelio ist die erste Nutzerin der Kurzvideoplattform Tiktok, der es gelang, die Marke von 100 Millionen Followern zu knacken. Das heißt: Jeder 78. Mensch auf der Welt folgt der 16-jährigen Influencerin und ihren Tanzvideos.

250. Geburtstag Hölderlin-Events werden im Jahr 2021 nachgeholt
Als Sprachkünstler von Weltrang sollte Friedrich Hölderlin zu seinem 250. Geburtstag gefeiert werden - doch dann machte das Coronavirus die meisten Feierlichkeiten zunichte. Die Veranstalter geben sich flexibel. Die Arbeit soll nicht ganz umsonst gewesen sein.

Cotta-Preis für Thomas Stangl und Claudia Steinitz Fährleute zwischen Leben und Sprache
Der österreichische Autor Thomas Stangl und die Übersetzerin Claudia Steinitz machen auf ihre Weise die existenziellen Randgebiete des Lebens zugänglich. Dafür wird ihnen an diesem Samstag in einem digitalen Festakt der Cotta-Preis der Stadt Stuttgart verliehen.