Helm auf und durch – Gerät am Welt-Umarmungstag womöglich die ganze Corona-Strategie in den feucht-virologischen Zuneigungsschwitzkasten?, fragt sich ganzkörpermaskiert Harald Beck

Umarmung - Abstand halten, Sozialkontakte vermeiden, Maske über Mund und Nase, am besten gleich mit übers tränende Auge. Jawohl, wir leben die Pandemie – ganz gewissenhaft. Und wehe, irgendwo ist irgendeine Körperflüssigkeit auch nur ansatzweise virulent, dann wird desinfiziert: individuell, interfamiliär und gesamtgesellschaftlich sowieso. Wir leben schließlich in Zeiten, in denen Zuwendung ein Synonym für versuchte Körperverletzung ist, Schnupfen, Niesen oder gar ein belegte Stimme ein mittelschweres Verbrechen und der gute alte Händedruck ein glasklarer Mordversuch ist.

 

Doch an diesem Donnerstag ist laut Kalender der Weltumarmungstag. Der Knuddeltag, das manchmal auch etwas vieldeutig als Kuscheltag überhöhte internationale 24-Stunden-Event für all diejenigen, die meinen, 364 Tage im Jahr rein körperkontaktmäßig zu kurz gekommen zu sein. „It’s National Hug Day“ schwärmt der mit schwarzem Humor gesegnete und endlich EU-freie Brite. Auch wenn der Feiertag anno 1986 in der Stadt Caro im US-amerikanischen Michigan erstmals begangen worden ist. Dort, wo einige Ultra-Hugger angesichts der frischen Trump-Befreiung die Umarmungen in künftigen Jahren vielleicht sogar auf den 20. Januar vorverlegen dürften.

Achtung: Die schnappen jeden

Aber wir schweifen ab vom Knuddeltag. Nein, der Pfarrer Kevin Zaborney hat vor 35 Jahren nicht gesagt, dass wir einen Tag lang wildfremde Menschen in den virologisch nun wirklich höchst bedenklichen Zuneigungsschwitzkasten nehmen sollen. Der Hug, der Knuddel, die Kuschelei, sei für ernst gemeinte und herzliche Umarmungen reserviert, heißt es angeblich in einschlägigen Gebrauchsanweisungen. Vor allem Freunde und Familie seien mit der übers Jahr vorenthaltenen oberkörperlichen Nähe zu bedienen. Aber mit Blick auf vergangene Jahre und die Umarm-Attacken auf Königstraße, im Fellbacher Rathaus-Innenhof oder an den Welzheimer Mammutbäumen: Das juckt doch keine Knuddelsau! Die schnappen jeden!

Ich jedenfalls habe mir für diesen Tag, vielleicht auch für kommende Knuddelattack-Tage, eines jener weißen Ganzkörperkondome mit blauen Streifen bestellt, mit denen vor allem unsere chinesischen Vorbilder im Corona-Kampf in kritischen Augenblicken jedem Tröpfchen feuchter Sympathie Paroli bieten.

Die Nachbarn haben noch einen Motorradhelm übrig, der kommt über die FFP2-Maske. So hoffe ich, das anstehende grauslige Rumgeschmuse, die drohenden Umarmungen, das Knuddelmassaker virenfrei zu überstehen. Und zudem den womöglich zigtausend Euro Geldstrafen für vorsätzliche Verstöße gegen die geltenden Corona-Verordnungen zu entgehen.