Die CDU plante im Wahlprogramm das Heizungsgesetz abzuschaffen und damit die Förderungen auf Wärmepumpen zu streichen. Viele wollen deshalb noch schnell umrüsten. Ein Wärmepumpenexperte aus Ludwigsburg bekommt seitdem täglich Anfragen.
Die Ölheizung im Keller der Familie Witowski hat bereits 36 Jahre auf dem Buckel. „Jeden Winter hoffen wir, dass sie durchhält“, sagen Doris und Jens aus Freiberg am Neckar. Seit Jahren denken sie über eine neue Heizung nach, jetzt ging alles ganz schnell. Vor zwei Wochen unterschrieben sie den Vertrag für eine Wärmepumpe. Der Einbau ist für Juli geplant. Denn die staatliche Förderung steht derzeit auf der Kippe.
Die Gesamtkosten ihrer Anlage belaufen sich auf knapp 34 000 Euro. Dank der Förderung bekommen sie 16 500 Euro zurück. „Ohne diese Hilfe hätten wir uns das nicht leisten können“, sagt Jens Witowski.
Eine Gasheizung wäre zwar günstiger, aber auch die Preise für Gas steigen. Der Strom für die Wärmepumpe soll dagegen jährlich nur 1200 Euro kosten. Er hofft, dass sich die Investition lohnt. Jedes Jahr muss er den Öltank in seinem Vorgarten auffüllen lassen. Eine halbe Tankfüllung kostet ihn 2000 Euro. Zudem wünscht er sich schon lange eine nachhaltige Alternative. „Da bleibt eigentlich nur die Wärmepumpe“, meint Witowski. Später will er noch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach montieren. Den Strom für die Wärmepumpe bekomme er dann direkt von der Sonne.
Große Nachfrage im Kreis Ludwigsburg
Im Landkreis stößt die Technologie nicht nur bei der Familie Witowski auf großes Interesse. Erst kürzlich informierte die Klimawerkstatt in Freiberg am Neckar über das Heizungssystem. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Besucher mussten sogar stehen. Auch bei den Heizungsinstallateuren macht sich das Interesse bemerkbar. Der Kälteanlagenbaumeister Kristof Keglijevic ist Geschäftsführer der M.K.E Wärme- & Kältetechnik GmbH aus Ludwigsburg und hat sich auf den Einbau von Wärmepumpen spezialisiert. Seit dem Bruch der Ampel sei die Nachfrage riesig. „Wir bekommen momentan jeden Tag eine Anfrage.“ Davor habe es eine in der Woche gegeben, sagt der Wärmepumpenexperte. Sobald der Förderantrag genehmigt ist, sei er für drei Jahre bindend. Innerhalb dieser Zeit könne dann die neue Heizung installiert werden. Viele seiner Kunden würden deshalb jetzt zugreifen. Denn sie haben Angst, in Zukunft keine Förderung mehr zu bekommen.
CDU plant Abschaffung des Heizungsgesetzes
Im Wahlkampf kündigte die CDU an, das Heizungsgesetz der Ampelregierung abzuschaffen. Dieses, offiziell als Gebäudeenergiegesetz (GEG) bekannt, schreibt vor, dass neu installierte Heizungen zu einem bestimmten Anteil mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Um den Einbau zu ermöglichen, fördert die Bundesregierung die Wärmepumpe. Auch für einen Umstieg von alten Heizungen auf die Wärmepumpe gibt es Geld vom Staat. Mindestens 30 Prozent der Investitionskosten, maximal 70 Prozent übernimmt der Staat.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann kündigte noch am Wahlabend an, dass die Partei einen strikten Sparkurs fahren werde. „Die ganzen Förderprogramme von Herrn Habeck müssen wir in Frage stellen“, sagte er in der ZDF-Talkshow von Maybrit Illner.
Zwar hat auch die Stadt Ludwigsburg ein eigenes Förderprogramm für klimaschonende Technologien. Damit bezuschusst sie Balkonkraftwerke und nachhaltige Sanierungen. Eine Förderung für die Wärmepumpe sieht der „KlimaBonus“ jedoch nicht vor. Dies sei schließlich durch den Bund abgedeckt, erklärte eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung im Januar vor dem Bauausschuss, der beschloss, den Fördertopf um 100 000 auf 400 000 Euro zu kürzen. Wenn nun das Heizungsgesetz mit den bestehenden Förderungen wegfällt, müsse die Stadtverwaltung prüfen, ob eine kommunale Wärmepumpenförderung sinnvoll wäre, so eine Sprecherin der Stadt Ludwigsburg auf Anfrage.
Experte fordert unkompliziertes Fördersystem und Planungssicherheit
Der Wärmepumpenexperte Keglijevic hofft, dass die hohe Nachfrage noch eine Weile anhält. Gerne würde er neue Mitarbeiter einstellen, um alle Anfragen bewältigen zu können. Doch er zögert: „Wir wissen derzeit nicht, wie es mit der Förderung weitergeht.“ Von der Politik wünscht er sich deshalb Planungssicherheit und ein verständliches Fördersystem. Das bestehende sei zu kompliziert. Selbst Energieberater seien überrascht über so manche Klausel im Kleingedruckten.
„Sollte die Förderung komplett wegfallen, können wir schließen“, sagt Keglijevic. Denn die hohen Kosten für eine Wärmepumpe könne sich kaum jemand leisten. Er ist dennoch von der Technik überzeugt: „Kein anderes Heizungssystem arbeitet so effizient und kann mit so wenig Energie nachhaltig heizen.“
Aktuelle Förderung auf Wärmepumpen
Was wird gefördert?
Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) unterstützt den nachhaltigen Heizungstausch, insbesondere den Austausch alter fossiler Heizungen durch klimafreundliche Alternativen.
Wie hoch ist die Förderung?
Die Grundförderung für eine Wärmepumpe beträgt 30 Prozent der Investitionssumme. Personen mit geringem Einkommen können zusätzlich 30 Prozent Förderung beantragen. Wenn eine funktionierende fossile Heizung bis Ende 2028 ersetzt wird, gibt es einen „Geschwindigkeitsbonus“ von 20 Prozent. Die maximale Fördersumme liegt bei 70 Prozent und maximal 30 000 Euro der Kosten.