Das Oktoberfest beginnt zwar erst am 19. September, doch Mirko Weber, der StZ-Korrespondent in München, weiß schon jetzt: auf der Wiesn bekommen die Einheimischen in diesem Herbst ein kleines Sonderrecht.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Ob man nicht doch noch mal auf die Wiesn gehe solle, sagt man zum Spezl, einem klugen Querkopf – und der echten Tradition nicht abgeneigt. „Na“, antwortet der, „des kaast mi o.“ Was ihn so ankäst, unter anderem, ist vor allem das ganze Pseudo-Getue mit der Tracht, wo doch früher Jeans und weißes Hemd auch gereicht haben.

 

Es wäre damit nun wirklich alles geschwätzt, wenn es heuer nicht diese Sonderregel gäbe. Der Münchner Stadtrat nämlich hat den Wiesnwirten vorgeschlagen – und die Wiesnwirte haben sich da allen Dollarzeichen in den Pupillen zum Trotz drauf eingelassen – an Samstagen und Sonntagen während der Oktoberfestzeit vom 19. September bis 4. Oktober den Einheimischen Reservierungen „in reservierungsfreien Bereichen“ bis 15 Uhr zu gestatten. Es reicht also zu Beginn der Wiesn, einmal persönlich (und mit Personalausweis – keine E-Mail, kein Telefon!) vorbeizuschauen, um legal und kommod später garantiert einen Platz zu bekommen. Zur Mittagszeit, am Wochenende.

Das größte Volksfest der Welt

„Des dad ganga“, sagt der Spezl. Zwölfeläuten, kein allzu großes Gewurle, die Leute noch halbwegs nüchtern . . .  Aber natürlich wird man abwarten müssen, ob es in der Praxis tatsächlich gehen wird, wenn das größte Volksfest der Welt „den Einheimischen wieder zugänglich gemacht werden soll“, wie das so entlarvend heißt. Über diese „Ein Herz für Münchner“-Aktion hinaus will das Oktoberfest 2015 hauptsächlich eins erreichen: das letztjährige irgendwie übertreffen, was sich aber noch jedes Mal ausgegangen ist. Diesmal garantiert einen Spitzenwert ein Fahrgeschäft namens „Konga“, dessen Benutzer in 45 Meter Höhe an Riesengorillas vorbei durch Dschungelwelten geschleudert werden.

Erlebnisbude im Sinne von Salvador Dalí

Überdies versucht sich das „Tower Event Center“ als Erlebnisbude im Sinne von Salvador Dalí: surreale Kunst entert den Rummel. Avantgardistisch mutet der gastronomische Versuch an, erstmals einen Weißwurst-Leberkas unters Volk zu bringen, welches der bahnbrechend gemeinten Idee der Wurstbraterei mutmaßlich mit einiger Anfangsskepsis begegnen wird. Was den Bierpreis anbetrifft, ist es mit Skepsis auch dauerhafter Art nicht getan. Gezahlt muss werden. Also, sagen wir: Oans, zwoa, mei – 10, 40 Euro. Elfe, bitte, gradaus!