Für sein neuestes Projekt hat sich der Fotograf Olaf Krüger aus Zuffenhausen mit dem Land befasst, das ihn seit seinem ersten Besuch nicht mehr losgelassen hat: Island.

Zuffenhausen - Die Bilder und Reportagen von Olaf Krüger wurden vielfach in Magazin und Büchern veröffentlicht. Für sein neuestes Projekt hat sich der Zuffenhausener mit dem Land befasst, das ihn seit seinem ersten Besuch im Jahre 2004 nicht mehr losgelassen hat: Island.

 

Im März 2010 hat ein Vulkanausbruch auf Island den Flugverkehr in Europa beeinträchtigt. Wie hieß dieser Vulkan?

Es wäre schlimm, wenn ich es nicht aussprechen könnte, das war der Eyjafjallajökull.

Nicht, dass wir das überhaupt kontrollieren könnten, aber es klingt zumindest so, dass Sie den Zungenbrecher-Test auf Anhieb bestanden haben, hervorragend . . .

Ja, ich habe ein bisschen Sprachunterricht genommen über die Jahre. Ich kann ja nicht auf die Bühne gehen bei meinen Vorträgen und dann die Orte und Eigennamen nicht richtig aussprechen. Isländisch kommt aus dem Alt-Norwegischen und hat sich die letzten 1200 Jahre kaum verändert. Das ist aber auch so faszinierend, dass diese Sprache so lange überlebt hat. Ich finde, Isländisch ist eine wunderschöne Sprache.

Und man hört auch gleich, wie sehr Sie die Insel an sich fasziniert. Wie sind Sie denn überhaupt auf Island gekommen?

Es war wohl eher Zufall. Ich hatte es eigentlich immer auf der Agenda, bis ich einfach mal spontan mit einem Freund dorthin auf eine Urlaubsreise bin. Das war 2004, da war noch nicht so viel los in Island. Und da habe ich schon am ersten Abend gemerkt, wie unfassbar schön es dort ist. Wir waren im Süden, am Felsentor Dyrhólaey, und haben dort den stundenlangen Sonnenuntergang genossen. Da war’s um mich geschehen. Die ersten zwei Wochen Island haben bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Das ist ein ganz besonderes Gefühl: diese schneidende Klarheit der Luft, das einmalige Licht, das ist der Wahnsinn. Und diese Urlandschaften sind unheimlich spannend für einen Fotografen. Wie ein Blick in die Erdgeschichte, Vulkanismus, Gletscher, und dazu ein durch diese Natur geprägtes interessantes Völkchen. Großartige Menschen, man kann es nicht anderes sagen. Und unheimlich kreativ und tolerant.

Welche Jahreszeit ist denn Ihrer Meinung nach die beste Reisezeit für Island?

Grundsätzlich ist das Thema Tourismus ein Spagat, auf den ich auch in meinem Vortrag eingehe. Einerseits bringen die Touristen dem Land Einnahmen, andrerseits unheimlich viel Probleme. Mittlerweile ist die Insel in der Saison total überfüllt. Dabei kann man zu allen Jahreszeiten die unterschiedlichsten Erlebnisse haben. Für mich selbst ist die beste Zeit September, denn da hat man schon die Chance auf Nordlichter, dazu die herrliche Laubeinfärbung, dann die Pferde- und Schafabtriebe. Besonders schön, wenn dann plötzlich schon der Winter einbricht. Und dann 2000, 3000 Pferde den Hang hinunterkommen und durch den Schnee traben. Und grundsätzlich gilt: Island muss man sich eigentlich erwandern. An der Ringstraße parken, raus aus dem Auto, einfach mal ´ne Stunde ins Landesinnere laufen. Man erlebt garantiert irgendetwas Wunderschönes. Aber was man nicht vergessen darf, Island ist das teuerste Land in Europa. 10, 12 Euro für ein Bier in Reykjavik, das ist normal. Camping ist die einfachste und billigste Lösung. Wenn man eine Hotelunterkunft haben möchte, muss man unbedingt vorbuchen, denn eine spontane Übernachtung kostet schnell mal 200, 300 Euro pro Nacht. Und das dann nicht einmal in einem 5-Sterne-Hotel.

Island ist ja auch das Land der Elfen und Trolle, der Titel „Sagenhaftes Island“ für Ihren Bildband kommt ja nicht von ungefähr. Was sind denn Ihre Erfahrungen mit der isländischen Sagenwelt?

Die Isländer würden sagen, man kann nichts ausschließen. Ich denke schon, dass es einige gibt, die daran glauben, an die Geschichten, die sich um bestimmte Berge oder Felsformationen ranken. Diese Landschaft ist eben beseelt. Im Hochland, mit dem richtigen Licht auf diese Lava-Formationen, da passiert einfach was mit einem. Das Buch orientiert sich allerdings an den Sagas, diese altnordischen Geschichten aus der Zeit der Besiedlung der Insel: wild, lustig, ja auch blutrünstig, spannend, im Prinzip großartige Literatur. Mein Ansatz war, Orte, über die in den Sagas geschrieben wurde, und die immer noch existieren, zu besuchen, und dann eben im besten, mystischen Licht zu fotografieren.

Sie produzieren nicht nur Bildbände, sondern halten auch Vorträge. Gibt es dafür denn heutzutage in unserer Wisch-und-Weg-Facebook-Welt noch ein Publikum?

Absolut. Es hat mehr denn je eine Berechtigung. Wir sind ja nicht analog auf der Bühne, die Präsentationstechnik ist unheimlich vorangeschritten. Wir haben Filmsequenzen drin, wir haben Zeitraffer drin, und man kann sich ein Foto einfach auch mal länger anschauen. Und das kommt an. Die Vorträge sind sehr sehr gut besucht. Es gibt Festivals mit bis zu 2000 Zuschauern. Diese Szene ist lebendiger denn je. In der Schweiz hatten wir einmal 25 Meter Bildbreite, da schwimmen die Wale dann in Originalgröße über die Leinwand. Das ist dann schon ein tolles Erlebnis.

Wir haben das Gespräch begonnen mit einem sehr schwierig auszusprechenden Vulkan. Ähnlich berüchtigt ist der Genuss des Gammelhais, den Isländer als Delikatesse schätzen. Haben sie den auch schon gegessen?

Ja, den Hákarl, eine Tradition, die zurückgeht auf die Zeit, als man nicht wusste, wie man den langen harten Winter übersteht, und alles vom Strand gegessen hat, was da so herum lag. Daraus wurde eine Tradition, obwohl es absolut fürchterlich schmeckt. Vincent Klink hat es mal so beschrieben: Schmeckt wie überreifer Käse, wie Romadur im Endstadium, und das Ganze versetzt mit einem Schuss Pferde-Urin. Das trifft es ganz gut. Die Isländer konsumieren das nur in Verbindung mit Brennivín, also dem isländischen kümmelartigen Schnaps. Nur in dieser Mischung ist es erträglich. Ich krieg’ Gänsehaut, wenn ich nur dran denke.