Die Gruppe Old but Gold des TV Uhingen ist vom Schwäbischen Turnerbund zur Showgruppe 2019 ernannt worden. Im Herbst werden die ehemaligen Sportakrobatinnen beim Bundesfinale antreten – und wie üblich zu den Älteren zählen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Sie haben sich selbst den Namen Old but Gold verpasst. Und während das mit dem „Gold“ gleich in mehrfacher Hinsicht zutrifft, ist das mit dem „alt“ so eine Sache. Wer Frauen zwischen 23 und 32 Jahren als alt bezeichnet, würde gemeinhin nicht straffrei davonkommen. „In unserem Genre allerdings ist das zumindest nicht ganz falsch“, sagt Anja Zipperer, bei der die Fäden von Old but Gold zusammenlaufen, und lacht. Im Showtanz gebe es zwar auch altersmäßig gemischte Gruppen. „In der Regel sind die Sportlerinnen aber relativ jung, also eher noch Mädchen“, ergänzt sie.

 

Dies gilt erst recht, wenn man den sportlichen Anspruch und die Qualität der Aufführungen als Gradmesser nimmt. Salti, Schrauben und andere Flugelemente sind ebenso zu sehen, wie Hebe- und Wurffiguren. Das macht man nicht mal so nebenher, das muss von der Pike auf gelernt sein. Und genau das ist bei Old but Gold der Fall. Alle neun Gruppenmitglieder waren beim Turnverein Uhingen (TVU) als Sportakrobatinnen zugange, manche im Anschluss obendrein als Trainerinnen tätig.

Nach dem Auftritt zum TVU-Jubiläum hat alles seinen Lauf genommen

So ist es einerseits kein Wunder, dass sich die Showtanz-Frauen nach wie vor als Teil des TVU verstehen und dass sie andererseits ihre Nachwettkampf-Karriere im und für den Verein begannen. „Wir waren zwar schon zu unserer aktiven Zeit immer wieder mal mit Auftritten unterwegs“, erklärt Anja Zipperer. Richtig etwas daraus geworden sei aber erst 2014 zum 125-jährigen Bestehen des Vereins, fügt Fenja Nowotny hinzu, mit 23 Jahren das Nesthäkchen von Old but Gold und unter Trainerin Zipperer noch als punktesammelnde Sportakrobatin im Einsatz.

„Wir haben entlang dieser Zeitschiene eine zu jedem Abschnitt passende Musik zusammengestellt und unser Programm ,Timeline’ genannt“, erinnert sich Nowotny. Da andere Vereine auf eine ähnliche Vergangenheit zurückblickten und ähnliche Jubiläumsfeiern planten, seien sie immer wieder mal angefragt worden, ob sie ihre spektakulären Nummern nicht auch dort zeigen könnten, erklärt Anja Zipperer. „So hat’s dann mit Old but Gold seinen Lauf genommen“, sagt sie mit einem angedeuteten Achselzucken.

Anja Zipperer: Wir sind flexibel. Manchmal muss es eben zu fünft gehen

Apropos Gold: jüngst wurde die Formnation beim Landesfinale des Schwäbischen Turnerbunds (STB) in Oberndorf, das unter dem Titel „Rendezvous der Besten“ stand, unter zwei Dutzend Gruppen zur STB-Showgruppe 2019 ernannt. Ihr aktueller Auftritt, den sie wie üblich in goldenen Shorts absolvierten – ihrem Markenzeichen – , heißt zudem „Jackson’s Gold“. Es ist ein rasanter Bewegungsmix nach den Hits des King of Pop, den die Jury mit der Auszeichnung „hervorragend“ bedachte. Im Herbst geht es nun zum Bundesfinale.

Selbstverständlich ist ein solcher Erfolg keineswegs, denn zusammen trainiert wird im besten Fall einmal die Woche am Freitag und auch dann nicht immer zu neunt. Eine der Frauen lebt mittlerweile in Köln, zwei in Stuttgart, wieder andere sind zum Studium zeitweilig im Ausland. Improvisation ist also angesagt. „Wir sind da sehr flexibel. Manchmal muss es eben zu fünft gehen“, betont Anja Zipperer. „Und auch wenn der direkte Kontakt natürlich fehlt und es wichtig ist, sich gegenseitig im Blick zu haben, ist per Video einiges möglich“, weiß Fenja Nowotny aus eigener Erfahrung.

Old but Gold müssen sich ihren Sport weitgehend selbst finanzieren

Rücken die entscheidenden Termine schließlich näher, finden Old but Gold dann aber doch irgendwie zusammen. Schließlich ist es der allgemeine Anspruch der Gruppe, die ohne Trainer oder Trainerin agiert, dass die gemeinsame Show passt. Zugute kommt ihnen dabei ihre gute Grundausbildung. Denn Kreativität, Synchronität, Sicherheit und der emotionale Ausdruck sind in der Sportakrobatik ebenfalls wichtige Kriterien. Alle anderen Aufgaben, wie etwa die Organisation von Terminen, die Zusammenstellung der Kürelemente, das Erarbeiten der Choreografie oder das Schneidern der Kostüme, werden, so gut es eben geht, verteilt.

Ganz nebenher muss auch noch ein bisschen Geld in die Kasse kommen. „Wir finanzieren unser Equipment und unsere Reisen überwiegend selbst“, erklärt Anja Zipperer. Einen Sponsor gebe es ebenso wenig wie größere Zuschüsse des TVU. „Natürlich kommt bei unseren Auftritten manchmal ein bisschen was rein. Ansonsten sind wir halt beim Uhinger Kandelhock oder bei anderen Festivitäten im Einsatz“, sagt sie. Das Improvisieren seien sie bei Old but Gold gewöhnt.