Oldtimer Club Weissach Vom Glück einen Oldtimer zu fahren

Seit Kurzem der Vorsitzende des Oldtimer Clubs: Timo Kuthada. Foto: Simon Granville

Einmal im Jahr Veranstalter des großen Weissacher Oldtimertreffens, jeden Tag Treffpunkt und Plattform für die Mitglieder: Im Oldtimer Club in Weissach wird die Formsprache und Technik alter Autos geehrt.

Wenn Timo Kuthada mit seinem kanariengelben Ford Taunus, Baujahr 1973, durch Weissach fährt, ist er tiefenentspannt. „Sagt zumindest meine Frau“, erklärt er. „Entschleunigend“ nennt er die Ausflüge mit seinem Oldtimer – auch, weil der Ford ohnehin nicht viel PS hat. Die Fensterscheibe ist halb heruntergekurbelt, unter seinen Füßen brummt der Motor, als es vorbeigeht an der Strudelbachhalle, durch den Ortskern, und dann wieder zurück nach Flacht. Dort wird geparkt: Vor dem Vereinsheim des Oldtimer-Clubs stellt Kuthada den Ford ab, direkt neben die farblich passende, gelbe Oldtimer-Dampfwalze.

 

Kuthada ist seit einigen Monaten Vorsitzender des Weissacher Oldtimer-Clubs, der während der Pandemie sein 20-jähriges Bestehen gefeiert hat. In große Fußstapfen musste er treten: Anton Rehr, sein Vorgänger, bekleidete dieses Amt sechs Jahre lang. Unter dessen Leitung konnte der Verein den heutigen Sitz in einer Flachter Scheune für einen symbolischen Euro von der Gemeinde kaufen, hat das Gebäude in Eigenleistung saniert, das Dachgeschoss und eine Terrasse ausgebaut. Heute können die Clubmitglieder in der gut ausgestatteten Werkstatt an ihren Oldtimern schrauben. TImo Kuthada ist sichtlich stolz auf diese Errungenschaft, er profiliert sich damit aber nicht. „Unsere Mitglieder leisten einfach Unglaubliches“, schwärmt er.

Oldtimertreffen zwischen Menschen über die Region hinaus an

Der Club zählt aktuell 135 Mitglieder – eine gute Bilanz für Zeiten, in denen anderswo viele Vereine um Nachwuchs kämpfen müssen. Beim jährlichen Oldtimertreffen in Weissach, das erst kürzlich wieder stattgefunden hat, sind fünf neue Mitglieder dazu gekommen. Das Treffen ist inzwischen auch über die Region hinaus ein Magnet für die Szene geworden. In diesem Jahr waren 450 Fahrzeuge in der Porschegemeinde, bestaunt von 3000 Besuchern. „Voller als sonst“, kommentiert Kuthada.

Lässt das Rückschlüsse ziehen auf einen Boom in Sachen Oldtimer? Der Vereinsvorsitzende schüttelt den Kopf. Sicher: gewisse Fahrzeuge würden manchmal besonders hoch gehandelt, etwa der Käfer oder der VW T1. Für die meisten Liebhaber der alten Fahrzeuge geht es aber nicht um Trends oder das Schmücken mit seltenen, wertvollen Sammlerstücken, sondern um Nostalgie, um Erinnerungen und persönlichen Geschmack: „Oldtimer sind immer ein emotionales Thema“, sagt Kuthada. „Da hängt oft ein persönliches Stück Geschichte dran.“

Dass Oldtimer nur „Garagengold“ sind, hält er für eine Fehleinschätzung. Einen Oldtimer, den muss man fahren, sagt er. „Sonst gibt es Standschäden.“ Dass der durchschnittliche Oldtimerfan auch mal etwas sentimental werden kann, beweist Kuthada selbst: Der Ford Taunus hat das gleiche Baujahr wie sein Besitzer. Ein Phänomen, das es laut dem 50-Jährigen unter Oldtimerliebhabern häufiger gibt.

Reiz des Oldtimers: Schöne Form und Technik ohne Computer

Ein Sammelbecken will der Verein nach eigenen Angaben sein, Austauschplattform für alle, die Spaß und Freude an alte Autos, Zweirädern und Traktoren haben – in gemütlicher und unverkrampfter Runde, wird betont. Wer in den Verein eintritt, muss nicht unbedingt selbst einen Oldtimer besitzen, hat laut Kuthada in der Regel aber zumindest Interesse daran, einen zu kaufen. Informationen kann der Club dann ebenso bieten wie die gut ausgerüstete Werkstatt, mitsamt einiger tonnenschwerer Maschinerie. Denn nicht nur die Form und Sprache, sondern auch die einigermaßen beherrschbare Technik ohne Computer ist es, die Kuthada so an Oldtimern fasziniert. Ob man irgendwann wirklich fertig damit ist, an seinem Wagen herumzuschrauben? Kuthada schüttelt den Kopf. „Es gibt immer eine Kleinigkeit“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Aber das macht es für mich aus.“

Eigene Fahrzeuge hat der Verein kaum, von einigen Zweirädern abgesehen. Dafür gibt es im Oldtimerarsenal der Mitglieder einige ungewöhnliche Exemplare. Ein Mitglied etwa habe schon immer einen Wagen mit V8-Motor haben wollen – und sich dann einen Oldtimer der Morgan Motor Company gekauft, im Stil der 1930er-Jahre. Andere widerum hätten einen Vorkriegs-Bentley oder ein Motorrad aus den 1920er-Jahren. „Die sind nicht so super gewöhnlich – schon was Besonderes“, so Kuthada.

Der Rennfahrer Herbert Linge ist Ehrenmitglied

Bleibt die Frage: Ist es Zufall, dass sich ein so erfolgreicher Oldtimerverein ausgerechnet in jener Gemeinde befindet, die vom nahe gelegenen Porsche-Entwicklungszentrum so sehr geprägt wurde? Der Oldtimer-Club ist zwar markenoffen, eine kleine Rolle spielt der Autohersteller für ihn aber doch – besonders in Form einer Person.

Der Weissacher Rennfahrer Herbert Linge, der viele Jahre im Entwicklungszentrum gearbeitet hat, ist als Gründungs- und Ehrenmitglied fester Teil der Club-DNA. Noch heute besucht der inzwischen 95-Jährige das Oldtimertreffen. Streift man durch die Vereinsräume, findet man an den Wänden und in den Schaukästen überall Memorabilien aus seiner Zeit als Rennfahrer – Pokale, Fotos, Jacken. Der Oldtimer-Club hat ihm sogar den „Herbert-Linge-Platz“, also die Terrasse des Vereinsheims, gewidmet. Porsche selbst hat erst jüngst einen Vortrag über „Renewable Fuels“ für die Vereinsmitglieder gehalten.

Gerade, so sagt Kuthada, gehe es dem Verein wirklich gut. Neben der Werkstatt, dem jährlichen Oldtimertreffen und der Teilnahme an den Retro Classics gehört zur Vereinsarbeit auch die Herausgabe eines eigenen, hochwertig produzierten „OCW-Blättles“, das dreimal im Jahr erscheint und für Mitglieder kostenlos ist. In seinen Vereinsvorsitz hat sich Kuthada eingefunden. „Ich habe es noch nicht bereut“, scherzt er. Seinem Hobby, einem sehr platzaufwendigen, wie er selbst sagt, bleibt er treu. Für welchen Traumoldtimer würde er da noch Platz schaffen? Einen Ford Mustang Coupé von 1966 hätte er gerne, verrät er. „Aber ich muss zugeben, dass davon auf jedem Oldtimertreffen drei Stück stehen“, ergänzt er noch. Um Seltenheit geht es Timo Kuthada auch bei diesem Wunsch nicht.

Oldtimer-Treffen auf dem Flugfeld

H-Kennzeichen
 Zum „Motortreff H-Kennzeichen“ lädt die Motorworld diesen Sonntag, 27. August, von 11 bis 17 Uhr aufs Böblinger Flugfeld ein. Eine Vielzahl von Oldtimern fährt vor.

Sonderschau
 In der Legendenhalle der Motorworld wird mit einer Sonderschau auf das Thema 150 Jahre NSU fokussiert.

Kinderprogramm
 Die Pfadfinder und die Motorworld organisieren ein Kinderprogramm – unter anderem wird ein Bobby-Car-Parcours aufgebaut.

Verein Solitude-Revival
Vor Ort präsent ist auch der Verein Solitude-Revival. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem Solitude-Ring eine fast vergessene Rennstrecke mit zeitgemäßen Oldtimerveranstaltungen wieder aus dem Vergessen zu holen.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Oldtimer Club Weissach Autos Treffen Verein