Ivan und Zoran Vranjes betreiben eine Autowerkstatt in Filderstadt. Wenn ihnen der Alltag wieder einmal zu viel wird, dann fahren sie los – und hoffen auf einen Wahnsinnsfund. Im Fernsehen läuft dazu bald eine eigene Serie.

Plattenhardt - Vergangenes Jahr fand man in Frankreich über 80 Oldtimer, die in einer alten Scheune vor sich hin verstaubten. Ein paar Wanderer, die sich als Autokenner entpuppten, entdeckten die ungewöhnliche Schatzkiste aus purem Zufall, und was sie im Inneren fanden, musste für sie vermutlich wie ein Schock gewesen sein. Der Schuppen stand voller verstaubter Karosserien, darunter auch ein ganz besonderes Juwel: ein Lamborghini Miura P400 aus dem Jahre 1968. Nach einer bitternötigen und umfassenden Restauration brachte ihnen der Wagen mehr als 550 000 Euro ein.

 

Ein Traum für die Brüder Ivan und Zoran Vranjes aus Filderstadt. Für eine halbe Millionen müssten sie einige Ölwechsel machen. Die beiden Kfz-Mechatroniker schrauben schon seit ihrer Kindheit an Mofas oder Autos, heute betreiben sie eine Werkstatt in Plattenhardt und bringen beschädigte Fahrzeuge wieder in Schuss oder führen Routineinspektionen durch. So weit nichts Besonderes, wären da unter den Blechpatienten nicht auch jene ikonischen Oldtimer, die Ivan und Zoran im neuen Glanz erstrahlen lassen und die sie zu richtigen Stars in der Schrauber-Szene gemacht haben.

In Osteuropa wird man fündig

Zwar nicht in Frankreich wie jene Wanderer mit dem Wahnsinnsfund, dafür aber beispielsweise in Kroatien, der Heimat der Mutter der beiden Brüder, werden sie auf Auktionen, in alten Garagen oder bei befreundeten Schrotthändlern fündig. „Wenn uns der Alltag mal wieder zu viel wird, schnappen wir uns den Anhänger und fahren einfach los“, sagt Zoran. Viele Modelle der 70er oder 80er Jahre fanden südlich des Balkangebirges ihren neuen Besitzer, bevor sie dem Zeitgeist zum Opfer fielen. Auf ihren Reisen durch Südosteuropa hoffen sie dabei stets auf einen großen Fang. „Auf dem Balkan kann man noch Glück haben auf der Suche nach einem cremeweißen Renault 8, einem Volvo 144 oder einem Zastava 850 Minibus, dem Jugoslawien-Klassiker schlechthin“, sagt Ivan Vranjes.

Zu Hause auf den Fildern in ihrer Werkstatt, auch Emergency Room genannt, schrauben sie anschließend den verwahrlosten Oldtimern neues Leben rein. Namhafte Edelkutschen sucht man hier vergebens, denn es sind alte Volksautos, also Fahrzeuge für jedermann, die es den beiden Mechanikern angetan haben. „Autos sind zum Fahren da, nicht, damit man sie als Wertanlage in einer Garage versteckt“, sagt Ivan. Große Ambitionen, mit den Oldtimern reich zu werden, haben sie nicht. Verdient wird an den restaurierten Autos trotzdem.

TV-Sender wurde auf die schwäbischen Schrauber aufmerksam

Ihre jüngste Errungenschaft ist ein weißer Opel Kadett von 1978. „Am Anfang steht immer die Suche nach rostigen Stellen am Wagen“, erklärt Zoran. Und die Frage, ob Fahrwerk und Rahmen verzogen sind. „Das ist dann natürlich immer eine Art Hiobsbotschaft, denn diese Korrekturen sind sehr zeitintensiv und kosten Geld.“ Im Endeffekt lohnen sich Mühe und Schweiß, denn wo am Anfang ein paar Hundert Euro den Besitzer wechseln, können die Brüder am Ende auf Automessen wie der Retro Classics in Stuttgart mehrere Tausend verlangen. Was ihr bisher lukrativstes Geschäft war, wollen sie nicht verraten.

Bleibt die Frage, wie sich das ungewöhnliche Hobby mit dem Alltagsgeschäft vereinbaren lässt. „Das ist eben unsere Leidenschaft, und außerdem werden immer mehr Menschen aus ganz Deutschland auf uns aufmerksam“, sagt Ivan. Auch Fernsehsender. So kam es, dass schon vereinzelte Reportagen im SWR oder auf DMAX über die schwäbischen Schrauber gesendet worden sind. Aktuell wird sogar eine ganze Serie über die bodenständigen Brüder gedreht und deren Schatzjagd dokumentiert. Ab diesem März werden die Autoschrauber auf der Mattscheibe alte Schuppen, diverse Schrottplätze oder dichtes Gestrüpp nach neuen Oldtimern durchforsten.