Motom-Mopeds sind die einzigen in Europa, die bei 50 Kubik mit Viertaktmotor gebaut wurden. Allerdings nur zehn Jahre lang. In Waiblingen fährt eines der raren, mehr als 50 Jahre alten Maschinchen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - „Die Maus, die brüllte“ heißt eine Filmkomödie mit Peter Sellers aus den 1950er-Jahren. An diesen Titel denkt man spontan, wenn zwischen der Waiblinger Innenstadt und dem Gewerbegebiet Eisental ein rotes Motorrädchen mit dreieinhalb Pferdestärken vorbeifährt, das mindestens so „brüllt“ wie eine zehn Mal so starke Maschine.

 

„Das ist der einzige Viertaktmotor mit 50 Kubik, der in Europa gebaut wurde. Der ist mit viel Liebe zum Detail konstruiert worden“, schwärmt Uli Egetemeir, der seit August Eigentümer des mehr als 50 Jahre alten Gefährts ist. „Das ist ein heftiges Teil. Zurzeit ist es mein Lieblingsfahrzeug“, sagt der Waiblinger Motorenspezialist, der den in Deutschland als Moped geltenden roten Renner nimmt, um von seiner Firma aus in die Stadt zu fahren, auf die Bank oder zur Post.

In Italien sind die Motoms Liebhaberstücke

In Deutschland sind die Motoms wenig bekannt, in Italien werden sie in der Oldtimerszene als Liebhaberstücke gehandelt. Nur zehn Jahre lang, zwischen 1950 und 1960, baute die Mailänder Firma Motomic die kleinen Flitzer. Mit 3,5 PS schafft eine Motom 48cc rund 75 Stundenkilometer – je nachdem, wie schwer der Fahrer ist.

Wie bei den Rollern und Mopeds der thüringischen Marke Simson gilt die frühere Höchstgeschwindigkeit. Auch eine Schwalbe oder ein Sperber, die in der DDR 60 Sachen fahren durften, darf das nun immer noch – wo es erlaubt ist. Und manche der robusten Zweitakter-Maschinchen machen das bis heute. Allerdings mit dem typischen Zweitakter-Remm-Bemm-Bemm und blauen Rauchwölkchen.

Sportauspuff für ein Moped

Die Motom besticht hingegen durch einen eher robusten Sound, schließlich ist sie ein Viertakter. „Allerdings hat mir der Original-Auspuff gar nicht gefallen“, sagt Uli Egetemeir. Aus diesem Grund haben er und sein Team einen speziellen Sportauspuff – „ein italienisches Megafon“ – für das Motorrädle gebaut, was es schier zu einer „Egu“ macht. Mit dieser Marke, aufgebaut auf Yamaha-Einzylinder-Maschinen, hat sich Egetemeir in den 80er-Jahren einen Namen gemacht.

Auf der AMA, der Auto- und Motorradmesse auf dem Stuttgarter Killesberg, war sein Stand damals selbstbewusst zwischen den weltweiten Größen wie Honda, Yamaha, BMW und Suzuki aufgebaut. Als Motorenspezialist ist er auch an diesem Wochenende bei der Retro-Classics auf der Messe am Stuttgarter Flughafen zu finden, in Halle 9. „Der Schrauber-Halle“, wie Egetemeir sagt, „da herrscht eine ganz großartige Atmosphäre.“