Zum 5. Schleppertreffen der Schlepperfreunde Deizisau (Kreis Esslingen) kamen rund 90 Fahrzeuge auf den Festplatz. Darunter selten Oldtimer mit Holzkohleantrieb.
Ein dumpfes Grollen und dann ein ohrenbetäubender Knall mit viel Rauch. Kaum jemand auf dem Deizisauer Festplatz, der nicht zusammenzuckte. Grund für das kollektive Erschrecken war eine Fehlzündung des Holzvergasers eines Fendt aus dem Jahr 1940/1941. Das historische Fahrzeug – es war am Sonntag eines der Seltensten auf dem 5. Schleppertreffen der Schlepperfreunde Deizisau – gehörte dem 86 Jahre alten Werner Danner aus Tamm bei Ludwigsburg. So wie er waren bis zum Mittag rund 90 Besitzer alter Traktoren aus der ganzen Region nach Deizisau gekommen, um dort ihre meist liebevoll restaurierten und gepflegten Schmuckstücke Hunderten von Zuschauern zu präsentieren. Wer Hunger oder Durst bekam, wurde von den Schlepperfreunden am Getränke und Grillstand bestens versorgt. Das kleine Festzelt war fast unnötig, denn das schöne Spätsommerwetter hatte noch bis zum Abend gehalten.
Wie viele andere Oldtimerfreunde auch, hat Werner Danner seine Liebe zu Traktoren schon in frühster Jugend entdeckt. „Als ich 14 Jahre alt war, hat ein Nachbar zu mir gesagt, dass ich mit seinem Traktor fahren soll, und dann bin ich gefahren“, erzählt der heute 86-Jährige. Danach habe ihn das Thema Traktoren nicht mehr losgelassen.
Historische Traktoren in Deizisau: Schon das Starten des Motors ist eine Herausforderung
Den Fendt hat der studierte Maschinenbauingenieur zusammen mit seinem Sohn, der beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, im Jahr 1988 gekauft und restauriert. Inzwischen haben die beiden mehrere Traktoren, der älteste ist aus dem Jahr 1921. „Wir machen alles selbst“, erzählt der Oldtimerfreund. Um mit seinem Fendt fahren zu können, muss er ihn mit Holzkohle befeuern, die dann vergast wird. Pro Stunde brauche er 25 Kilogramm Holz.
Während Danner seinen Fendt Huckepack auf einem Anhänger aus Tamm mitgebracht hatte, waren viele andere mit ihren Traktoren direkt nach Deizisau gefahren. Etwa Otto Huisel aus Esslingen mit seinem Lanz Bulldog aus dem Jahr 1938. Dieser Traktor war eines der ältesten Fahrzeuge, die am Sonntag in Deizisau zu sehen waren. Der 78-Jährige hat ihn vor 45 Jahren gekauft und ebenfalls liebevoll restauriert. Der gelernte Bankkaufmann besitzt inzwischen mehrere Traktoren und andere Oldtimer. „Die Wartung und kleinere Reparaturen mach ich selbst, für größere Arbeiten brauch ich Unterstützung“, erzählt Huisel.
Das Besondere an seinem Traktor: Er hat keinen Anlasser und der Motor muss mit einer Lötlampe auf etwa 400 Grad Celsius vorgeheizt werden. Dann kann ihn Huisel mit dem Lenkrad und der Lenkstange, die er vorher abziehen muss, von Hand anwerfen. Das ist nicht ungefährlich, wie der 76-Jährige erzählt, denn das Lenkrad muss schnell wieder abgezogen werden, wenn der Motor anläuft. „Da haben sich schon manche die Arme gebrochen“, so der Oldtimerfan weiter. Was noch passieren kann: Fährt der Lanz Bulldog längere Zeit bergab, kann der Motor abkühlen und dann ausgehen. „Da muss ich dann viel mit Zwischengas fahren“, verrät Huisel.
Oldtimerliebhaber aus der Region loben Veranstaltung der Deizisauer Schlepperfreunde
Für ihn ist das Deizisauer Schleppertreffen jedes Mal ein Highlight im Kalender, wie er sagt. Da müsse er nicht zu weit fahren. Ähnlich geht es auch Werner Danner. „Die Jungs von den Deizisauer Schlepperfreunden machen das richtig gut“, lobte Danner die Veranstaltung, die wieder von Vereinschef Tobias Lipka und seinen rund 85 Mitgliedern organisiert worden war. So gut, dass Danner in jedem Jahr ein anderes Fahrzeug präsentiert. Zum Treffen im nächsten Jahr möchte er einen 110 Jahre alten Deutz Stationärmotor mitbringen, der als Antrieb für Dresch– oder Werkzeugmaschinen diente und zugleich Strom produzierte.