Wegen seines harten Umgangs mit Andersdenkenden und politischen Gegnern ist Weißrusslands Präsident Lukaschenko im Westen eine Unperson. Nun verweigert ihm die britische Regierung auch die Einreise zu den Olympischen Spielen.

London - Absolut richtig“ nannte die weißrussische Opposition die Entscheidung Großbritanniens. Gemeint war, das von der Europäischen Union gegen Präsident Alexander Lukaschenko verhängte Einreiseverbot auch zur Eröffnung der Olympischen Spiele in London nicht außer Kraft zu setzen. Die Sperre gehört zu einem ganzen Paket von Sanktionen, mit denen die EU Lukaschenko und dessen Spitzenbeamte für permanente Menschenrechtsverletzungen abgestraft hat. Bereits 2004 in Athen musste der damalige weißrussische Sportminister Juri Siwakow draußen bleiben.

 

Europas letztem Diktator drohe jetzt gleiches Ungemach, freute sich Oppositionspolitiker Grigori Kostusjow. Er war bei den Präsidentenwahlen 2010 gegen Lukaschenko angetreten. Dieser setze sich permanent über das Völkerrecht hinweg und habe daher das Recht verwirkt, Weißrussland international zu vertreten. Ex-Parlamentschef Stanislaw Schuschkewitsch, von Lukaschenko wegen Unterstützung der Opposition selbst mit Ausreiseverbot belegt, hoffte, der Westen werde die Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 in Minsk boykottieren. Das dürfte Lukaschenko schon deshalb hart treffen, weil er zuweilen selbst als Werbefigur für die weißrussische Nationalmannschaft auf dem Eis steht.

Nicht alle finden das Einreiseverbot richtig

Ein anderer Ex-Präsidentschaftskandidat – Jaroslaw Romantschuk – hielt das Einreiseverbot für überzogen. Die Welt habe sich ohnehin ihre Meinung zu Lukaschenko gebildet. Auch die in Minsk erscheinende unabhängige Sportzeitung „Pressball“ rügte, Lukaschenko, der auch Chef des Nationalen Olympischen Komitees ist, habe das Recht auf Anwesenheit bei den Spielen.

Besonders hoch gingen die Wogen der Empörung in Russland, zumal dessen Verhältnis zu Großbritannien alles andere als störungsfrei ist. Vizepremier Dmitri Kosak, der auch die Vorbereitungen für die Winterspiele 2014 in Sotschi koordiniert, nannte die Entscheidung „ungerecht“. Mit ähnlichen Worten wird auch der russische NOK-Chef Alexander Schukow zitiert. Schelte gab es sogar von kritischen Sendern. Die Trennung von Sport und Politik, rügte der Chefkommentator von Radio Echo Moskwy, gehöre zu den Grundprinzipien der olympischen Idee. Schon bei den Spielen in der Antike habe stets Waffenstillstand geherrscht.