Sport: Jürgen Kemmner (jük)

In Pyeongchang hatte Deyle ein Budget von 67 Millionen Euro zur Verfügung, Schätzungen gehen davon aus, dass knapp 100 Millionen Euro für den 2018 Meter langen Eiskanal (1659 Meter Wettkampfstrecke) ausgegeben wurden. Der Ingenieur war während der Bauzeit bis 2017 gut 30-mal vor Ort, mitunter sogar mehrere Wochen lang. Selbstverständlich konnte Deyle beim Bau der Kurven nicht tun, worauf er Lust und Laune hatte. Die Bahnkommission des Internationalen Bob- und Schlittenverbands (IBSF) durfte ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen, nachdem sie den ersten Entwurf begutachtet hatte. „Man diskutiert miteinander: Welche Schwierigkeit trauen wir den Sportlern zu? Welche Kräfte dürfen wo und wie lange wirken?“, berichtet Thomas Schwab, der Generaldirektor des Bob- und Schlittenverbands Deutschland (BSB), der in der IBSF-Bahnkommission sitzt.

 

Es darf keine fatalen Folgen haben

Die Fahrt muss beherrschbar sein, grobe Fahrfehler dürfen zwar in Stürzen münden, doch sie dürfen nicht zu fatalen Folgen führen; die Risiken sollten kalkulierbar bleiben. Die Maximalgeschwindigkeit darf 135 km/h nicht übersteigen, maximal 5 g dürfen auf die Fahrer wirken. Es dauerte, bis sich Ingenieur und Bahnkommission einig waren. Deyles Plan 91.7 wurde für umsetzbar befunden – inklusive der knitzen Kurve neun. „Womöglich“, sagt Thomas Schwab, „wird der Sprung vor Kurve 12 bei der Eisbereitung für die Winterspiele etwas entschärft, so dass man nicht mehr springt.“ Eine Spazierfahrt wird es trotzdem nicht. „Kaum einer hat es geschafft, hier zweimal fehlerfrei runterzufahren“, sagt Natalie Geisenberger, „diese Bahn ist brutal.“

Und vor allem Kurve neun die große Herausforderung im olympischen Eiskanal von Pyeongchang.