Beim zweiten Olympia-Auftritt des vereinten koreanischen Eishockey-Teams in Pyeongchang bewiesen die Organisatoren kein Fingerspitzengefühl – vielmehr outeten sich die Hallenregisseure als große Ballermann-Fans.

Pyeongchang - Wenig Gespür für die historische Dimension bewiesen die Organisatoren beim zweiten Olympia-Auftritt des vereinten koreanischen Eishockey-Teams. Mehr als 4000 Zuschauer feierten die Spielerinnen aus Nord und Süd trotz der zweiten 0:8-Klatsche in Pyeongchang stürmisch und riefen: „Wir sind eins.“ Die Stadionregie spielte dazu Mickie Krause ein. Bei jedem Tor für den Gegner Schweden dröhnte „Düp Düp“ aus den Lautsprechern - mit dem bekannt schlüpfrigen Text des Blödelbarden.

 

Während die Koreaner begeistert ihre erste gemeinsame Mannschaft 70 Jahre nach der Teilung unterstützten und Geschichte hautnah erlebten, fragte Krause: „Alles klärchen am Bärchen, alles klar im BH?“ Insgesamt achtmal. Für die Musikauswahl sei das lokale Organisationskomitee zuständig, sagte ein Mitarbeiter des Weltverbands IIHF auf SID-Anfrage. Dass Mickie Krause kein Schwede ist, hat sich bis Pyeongchang offenbar nicht herumgesprochen. Den Fauxpas bemerkte außer ein paar deutschsprachigen Zuschauern niemand, auch wenn die schwedischen Fans sich über die Musik wunderten.

„Es ist größer als Eishockey“

Den Koreanern war an diesem Abend sogar die zweite deftige Niederlage im zweiten Spiel egal. Die Cheerleader von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un klatschten und sangen, starteten La Ola. Die Zuschauer schwenkten Einheitsfähnchen und stimmten in die Sprechchöre ein. „Es ist größer als Eishockey“, sagte Park Yoon Jung, „Teil von etwas zu sein, das die Menschen durch Sport zusammenbringt, ist großartig.“ Die 25-Jährige ist in Südkorea geboren und wurde mit vier Monaten von einer amerikanischen Familie adoptiert.

Als Marissa Brandt wuchs sie in den USA auf, ehe sie als Eishockey-Nationalspielerin in ihr Geburtsland zurückkehrte und wieder ihren koreanischen Namen annahm. „Wir sind eins. Sie gehören jetzt zur Familie“, sagte sie über die Spielerinnen aus dem Norden. Drei von ihnen hatte die kanadische Trainerin Sarah Murray aufgestellt - allerdings nicht Jong Su Hyon, die Fackelträgerin der Eröffnungsfeier, die nach dem Auftaktspiel Millionen Koreanern aus dem Herzen gesprochen hatte: „Zusammen sind wir stärker, als wenn wir getrennt sind.“

Sportlich war das Team aus der Nummer 22 und der Nummer 25 der Weltrangliste gegen den Olympia-Zweiten von 2006 und -Dritten von 2002 überfordert. Maja Nylen Persson (4.), Elin Lundberg (10.), Johanna Fällman (11.), Erica Uden Johansson (18.), Pernilla Winberg (25./42.), Emma Nordin (42.) und Rebecca Stenberg (46.) erzielten die Tore für die Schwedinnen.