Olympia 2022 Deutsche Biathleten vom Winde verweht
Die deutschen Biathlon-Männer gehen auch im Massenstart leer aus, die Frauen ziehen zufrieden Bilanz – ohne Medaille zum Abschluss.
Die deutschen Biathlon-Männer gehen auch im Massenstart leer aus, die Frauen ziehen zufrieden Bilanz – ohne Medaille zum Abschluss.
Zhangjiakou - Philipp Nawrath und Benedikt Doll kämpften. Gegen die Kontrahenten im Massenstart. Gegen die Kälte. Gegen den Wind. Und gegen die Statistik. Nur einmal vorher, 2010 in Vancouver, waren die deutschen Biathleten bei Olympischen Spielen ohne Medaille geblieben. Nun, in Zhangjiakou, drohte dieses Szenario erneut. Nawrath und Doll wollten es verhindern, unbedingt. Zur Hälfte des Rennens lagen sie auf den Plätzen zwei und drei, noch ohne Fehler am Schießstand. Doch dann wurden sie Opfer zu vieler Böen. Doll schoss sechs Fahrkarten, Nawrath gar sieben. Die Hoffnungen? Wurden vom Winde verweht.
Beim vierten Olympia-Gold von Johannes Thingnes Bö (Norwegen), der vor Martin Ponsiluoma (Schweden) und seinem Landsmann Vetle Sjaastad Christiansen gewann, wurden Doll (8.) und Nawrath (23.) durchgereicht, dazwischen lagen Johannes Kühn (10.) und Roman Rees (14.). Entsprechend groß war die Ernüchterung. „Wir haben mal wieder knapp dran vorbeigeschossen wie in den meisten Einzelrennen“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner. „Klar schmerzt es, aber das hilft ja nichts“, meinte Philipp Nawrath, „wir müssen weiterarbeiten, um in Zukunft wieder weiter vorne angreifen zu können.“ So sah es auch Benedikt Doll.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Kritik am Biathlon-Ort
Der Star im deutschen Team ärgerte sich im Nachhinein vor allem über den verpassten Podestplatz in der Staffel. Nawrath hatte im letzten Stehendanschlag sogar auf Gold gezielt, sich dann aber zwei Strafrunden geleistet. „Dass wir die Medaille nicht geholt haben, tut immer noch sehr weh“, meinte Doll, „letztlich haben immer nur Kleinigkeiten gefehlt. Aber so ist der Leistungssport – ein Spiel, in dem es mal klappt und mal nicht. Da komme ich drüber weg.“ Zumal die Aussichten für die Zukunft so schlecht nicht seien: „Wir sind gut aufgestellt, auch im Nachwuchs. Ich mache mir keine Sorgen.“
Wesentlich beschwingter waren nach ihrem letzten Olympia-Auftritt die Biathletinnen. Auch Franziska Preuß (8.), Denise Herrmann (13.), Vanessa Hinz (15.) und Vanessa Voigt (18.) waren im zugigen Massenstartrennen leer ausgegangen, doch ist dies leichter zu verschmerzen gewesen als für die Männer. Schließlich hatte das Quartett sein Soll schon vorher erfüllt. Durch den Olympiasieg von Herrmann im Einzelrennen, aber natürlich auch durch Rang drei in der Staffel. Damit waren sie alleine dafür verantwortlich, dass es wenigstens wie 2014 in Sotschi zwei Medaillen für das deutsche Team gab (2018 in Pyeongchang waren es noch sieben gewesen). „Wir können mit unserem Auftritt hier in China mehr als zufrieden sein“, meinte Hermann und dachte dabei an die eher dürftigen Vorleistungen im Weltcup, „wir waren auf den Punkt da. Mit Gold habe ich und in der Staffel haben wir alle gezeigt, was wir draufhaben.“
Für eine Medaille zum Abschluss war das Schießergebnis von Herrmann (fünf Fehler) zu schlecht, obwohl auch Siegerin Justine Braisaz-Bouchet (Frankreich) viermal daneben gezielt hatte. Sie gewann vor dem norwegischen Duo Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Röiseland. Nach elf (!) olympischen Rennen richtet sich der Blick der Deutschen nun auf das nächste Großereignis – die Heim-WM 2023 in Oberhof.