Nach der Absage von München will Wäschenbeuren die Olympischen Spiele 2022 ausrichten. Drei junge Männer treiben das Projekt voran.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Wäschenbeuren - Gestern Abend sind im russischen Sotschi die 22. Olympischen Winterspiele feierlich eröffnet werden. Der Traum von Olympia wird allerdings nicht nur am Schwarzen Meer geträumt, sondern auch und gerade am Krettenbach, genauer gesagt in der 4000-Seelen-Gemeinde Wäschenbeuren. Mit Argusaugen werden Nico Lazarek, Kevin May und Christoph Hieber das sportliche Spektakel verfolgen, um es selbst in acht Jahren besser, vor allem aber familiärer zu machen.

 

Die drei Männer, allesamt Kicker beim ortsansässigen Turn- und Sportverein, haben Großes vor. Im November des vergangenen Jahres hoben sie, unmittelbar nachdem ein Bürgerentscheid die Münchner Bewerbung zu Fall gebracht hatte, das Projekt „Wäschenbeuren für Olympia 2022“ aus der Taufe. „Wir haben uns so sehr auf die Spiele in Bayern gefreut und waren tief enttäuscht, dass es nicht geklappt hat“, erklärt Lazarek. Doch aus dem Frust sei rasch eine Idee geboren worden, ergänzt der 22-Jährige.

Das „Nein“ in München war der Auslöser

„Wenn München Nein sagt, dann macht es eben in Wäschenbeuren“, fügt der gleichaltrige Kevin May hinzu. „Was Krakau oder Lemberg schaffen wollen, das kriegen wir im Schurwald auch hin“, betont er selbstbewusst. Zumal die Leute hier extrem sportbegeistert, äußerst gastfreundlich und für jeden Spaß zu haben seien, wie er grinsend hinzufügt. Schnell stand eine Facebook-Seite im Netz, und noch ehe diese auch nur mit einem einzigen Beitrag versehen war, hatte das Vorhaben schon 100 Freunde gefunden. Inzwischen gibt es bereits weit mehr als 1300 Likes und aus vielen Ländern bis hinüber in die USA und von Menschen jeden Alters – sowie obendrein zahlreiche Unterstützer aus Fleisch und Blut.

Das Café Mann am Manfred-Wörner-Platz ist längst und für alle sichtbar zum offiziellen Olympia-Treff geworden. Und Bürgermeister Karl Vesenmaier, der 2022 aus Altersgründen nur noch Ex-Schultes sein wird, zieht den Kampagne-Karren ebenfalls mit. Interesse bekundete via Facebook auch Göppingens OB Guido Till, weiß er doch genau, dass der Hohenstaufen mit der kürzesten Abfahrtsstrecke der Welt zum alpinen Zentrum der Spiele werden soll. Außerdem gibt es schon jetzt etliche Anfragen von Sponsoren aus der Region. „Die wollen und werden wir natürlich alle mit einbinden“, sagt Nico Lazarek.

Bürgermeister Vesenmaier unterstützt die Kampagne

Zuständig für dieses Segment wird wohl Christoph Hieber sein, der zurzeit extra deshalb in Augsburg seinen Master in Betriebswirtschaftslehre macht. Ein weiterer Beleg dafür, dass das Projekt bis ins Detail durchdacht ist. Jeder im „Wäschenbeuren Organizing Commitee“ (WOC), der angehende Wirtschaftsinformatiker Kevin May ebenso wie der Sozialversicherungsfachangestellte Nico Lazarek, wird ein auf ihn zugeschnittenes Betätigungsfeld finden.

Zunächst aber wird das Triumvirat gemeinsam marschieren, gilt es doch in erster Linie den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vom „Zurück zur Tradition und zur Einfachheit“ zu überzeugen. Auch in diesem Punkt würde der Beuremer Rathauschef helfen: „Ich bin total begeistert von diesem innovativen Konzept und traue unseren jungen Leuten zu, dass sie das hinbekommen“, erklärt Vesenmaier. Er sei überzeugt, dass Wäschenbeuren ein würdiger Gastgeber wäre: „Die Spiele gehören einfach hierher.“

Der Hohenstaufen als Mittelpunkt der Spiele

Dass May, Hieber und Lazarek ihre Unterlagen beim DOSB nicht längst abgegeben haben, ist schlicht dem Wetter geschuldet: „Wir wollten mit den Fotos für unsere Bewerbungsmappe warten, bis es richtig geschneit hat“, sagt Kevin May. Winterspiele ohne Schnee, das sehe man an den Bildern aus Sotschi, seien einfach nix, fährt Nico Lazarek fort. Selbstverständlich gibt es aber bereits Planungen, wo welche Disziplin ausgetragen werden könnte. Sicher ist bereits: es wird im Gegensatz zu Turin 2010 „Spiele der kurzen Wege“ und im Vergleich mit Sotschi 2014 „Olympiawettbewerbe in aller Bescheidenheit“ geben.

Was an sportlicher Infrastruktur bereits vorhanden ist, soll deshalb genutzt werden. Der Hohenstaufen, das ist bereits klar, wird den Mittelpunkt bilden. Neben den alpinen Rennen sollen dort die Bob- und Rodelwettbewerbe stattfinden. Das macht Sinn, weil von der Spielburg hinunter nach Hohrein im Winter ohnehin schon regelmäßig Schlitten gefahren wird. Die Loipen für Biathlon und Langlauf könnten sich durch den gesamten Kreis und womöglich in Richtung Degenfeld und damit in den Raum Schwäbisch Gmünd führen. „Dort steht ja bereits eine Skisprungschanze“, weist Kevin May auf Bestehendes hin.

Simon Schempp soll „Botschafter“ werden

Nico Lazarek knüpft an diesem Punkt an: „In Adelberg gibt es eine Eishalle und Göppingen könnte sich einen Wunschtraum erfüllen und eine neue bauen“, ergänzt er. In Wäschenbeuren selbst würden in Bürenhalle die Curling-Konkurrenzen ausgetragen, das olympische Dorf entstünde beim Sportplatz und aus dem Manfred-Wörner-Platz könnte die Medal Plaza werden. Für die Eröffnungsfeier bräuchte es nach den Plänen des WOC nicht einmal ein Stadion. „Wir könnten uns einen bunten Umzug durch den Ort vorstellen, zumal Wäschenbeuren in dieser Hinsicht ja Fasnets-Erfahrung hat“, erklärt Lazarek.

Nach Sotschi rollt die Bewerbungs-Lok dann erst richtig an. „Wir wollen den Uhinger Biathleten Simon Schempp als Botschafter gewinnen“, erklärt May die Pläne. „Und wenn die Sportler mitziehen, kommt auch der DOSB nicht mehr an Wäschenbeuren vorbei“, ist sich sein Kumpel sicher. Sollte es letztlich für 2022 nicht reichen, werden kurzerhand die 25. Olympischen Winterspiele im Jahr 2026 angepeilt. Nico Lazarek sieht das WOC erst am Anfang: „Wir haben uns keine zeitlichen Grenzen und werden diesen Spaß mit dem gebotenen Ernst solange wie möglich verfolgen.“

Weitere Informationen zu „WB 2022“ unter
http://stzlinx.de/9cu